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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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sollte, ein zuverlässigeres Geschäft aus der Sache zu machen. Und als Erik anderthalb Monate später am Kai festmachte, hatte sich der Kundenkreis um die Abendstube und den Treffpunkt erweitert, die einen besseren Preis zahlten als Der fröhliche Zirkuswagen .
    Eine der ersten Anschaffungen, für die Askild Geld ausgab, war ein ordentlicher Anzug, der Vater Thorsten allerdings nicht sonderlich imponierte, und auch Bjørk, die solche Kleidung gewohnt war, sah direkt hindurch, um Askilds verborgenes Ich zu entdecken.
    Hin und wieder sah Askild, wie das Schiff seines Vaters, das inzwischen nicht mehr Katarina , sondern Amanda hieß, am Festningskai anlegte. Niels, dessen graue Haare in der Morgensonne leuchteten, stand auf der Brücke – ein wenig zusammengesunken und längst nicht mehr so furchteinflößend wie damals zu Askilds Kinderzeit –, während ihn am Kai wie eh und je Mutter Randi zusammen mit seiner Schwester Ingrid und Askilds kleinem Neffen erwarteten, der nach seinem Großvater benannt war und Niels Junior oder schlicht Appelkopp gerufen wurde.
    Nie ging er rüber zu ihnen. Viele Jahre lang bestand ihre einzige Kommunikation in einem kleinen monatlichen Betrag, der diskret von einem Dienstmädchen in einem braunen Kuvert abgeliefert wurde, auf das Mutter Randi zur Sicherheit Für Askild geschrieben hatte. Nur empfand er diese ökonomische Handreichung wahrlich nicht als letzten Beweis, daß er noch immer der Sohn seiner Eltern war, sondern eher als eine monatliche Demütigung, die er, verdammt noch mal, auch noch mit seiner Unterschrift und einem Betrag an dem und dem Tag und Monat erhalten, Askild quittieren mußte, damit das Mädchen den Umschlag wieder zurück zu Mutter Randi bringen konnte.
    Sie sollten nicht meinen, daß er angekrochen käme und um Vergebung bitten würde, nur weil er eines Nachts im November ein Mädchen mit auf das Dachzimmer genommen hatte. Mutter Randi hatte sie am nächsten Tag überrascht, als sich das Mädchen gerade ihr Höschen anzog, und zum letzten Mal in ihrem Leben hatte sie geschrien, daß es im ganzen Haus zu hören war: »Warte nur, bis Papa davon erfährt!«
    Als Niels einen Monat später von See kam – das schwarze Buch war abgeschafft, Randi erinnerte sich jedoch selbst an die kleinsten Details –, hatte Askild die Wahl, seine Mutter um Entschuldigung zu bitten oder auszuziehen, und da Askild selbst der Ansicht war, daß er in seinem kurzen Leben schon genügend um Vergebung gebeten hatte, schrie er Niels ein »Und ich werde es verdammt noch mal nicht tun!« ins Gesicht. Daß Vater Niels daraufhin den Gürtel aus dem Schrank holte, war vermessen. Askild war einen Kopf größer und bereit zu einem entscheidenden Kampf. Nur Mutter Randis Eingreifen verhinderte, daß Askild gegen seinen eigenen Vater gewalttätig wurde; und was mochte wohl das Dienstmädchen gedacht haben, deren Ohr an der Wohnzimmertür klebte, als Randi aufheulte und Vater Niels vor einem wutschnaubenden Askild um die Tische floh … Am nächsten Tag zog Askild in ein Zimmer der Kapitänswitwe Knutsson, und der stumme Nervenkrieg, der sieben Jahre, sechs Monate und elf Tage andauern sollte, hatte begonnen.
    Als Askild zu einem ungelegenen Zeitpunkt zur Musterung einbestellt wurde, bestach er den Arzt mit einer Stange Zigaretten und zwei Flaschen Schnaps und bekam den Bescheid Für den Militärdienst ungeeignet . Pfeifend ging er hinterher die Straße hinunter und trieb sich am Fischmarkt herum, auf dem glänzende Lachse, Köhlerfische und Krabben in der Sonne funkelten; er hatte das eindeutige Gefühl, das sich etwas Großes anbahnte, und er irrte sich nicht. Der deutsche Blitzkrieg gegen Polen, sowjetische Truppen in Finnland – und Askild war auf dem Weg, ein erfolgreicher Mann zu werden.
    Er bog ab und lief jetzt in Richtung Kalfaret, um Ejlif von dem erfolgreichen Ergebnis der Musterung zu erzählen. Als er ankam, stand Bjørk auf dem Gartenweg und zog sich ihre weißen Wollhandschuhe an. »Ejlif ist nicht zu Hause«, sagte sie, »und ich bin im Begriff zu gehen.« Sie wollte noch etwas Spöttisches hinzufügen, besann sich dann aber und ging hinunter zur Straße, während Askild auf dem Gartenweg stehenblieb. Als sie das Gartentor erreicht hatte, drehte sie sich um und fragte: »Kommst du mit, oder hast du vor, den ganzen Tag dort stehenzubleiben?«
    Abgesehen von den wenigen Momenten, bei denen sie sich am Kalfarvei zufällig ein paar stumme Minuten Gesellschaft geleistet hatten,

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