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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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für sein Studium, unter der Leselampe studierte er Schiffsbau und Konstruktionspläne. Er beschäftigte sich mit ungenutzten Räumen, falschen Wänden und Aufbauten, die innerhalb von wenigen Stunden abgerissen und wiedererrichtet werden konnten – mit Hilfe eines übernächtigten rotäugigen Russen, der zumindest aufgehört hatte zu singen, oder zusammen mit Erik Rotbart, der wie Askild schweigend arbeitete. Früher war es Askild egal gewesen, ob er mit Geld um sich warf, aber nun, da die Einnahmen proportional zu den Verwüstungen in Europa stiegen, begann er, sparsamer zu werden, um nicht zu sagen knauserig. Tatsächlich nähte er jetzt sämtliches Geld in die Matratze an der Håkonsgate, mit dem verschwommenen Traum, eines Tages, wenn er Bjørk geheiratet hatte, von dem Geld ein Haus am Stadtrand zu bauen.
    Bjørk wußte weder etwas von dem Haus am Stadtrand von Bergen, noch von Askilds Schmuggleraktivitäten. Wenn er nicht da war, konnte sie sich zum großen Vergnügen von Schwester Line und dem Arzt Thor noch immer über Askild lustig machen. Sie machte seine bettelnden Augen nach, seine tollpatschigen Bewegungen, und es fiel ihr überhaupt nicht schwer, seinen unbeholfenen Akzent zu imitieren. Doch wenn sie am Donnerstag nachmittag auf den Gartenweg trat und Askild dort in seinem dunklen Diplomatenmantel stehen sah, überkam sie ein Gefühl, als hätte sie ihn verraten.
    Askild war fahl geworden in dieser Zeit. Er schlief nachts nur wenige Stunden, weil er die Zeit für seine Studien und die Schmuggelei brauchte. Nach und nach hörte sie auf, sich auf Askilds Kosten lustig zu machen, statt dessen saß sie einfach nur da und guckte stumm in die Luft, wenn über den komischen Steuermannssohn geredet wurde. »Bjørk hat schlechte Laune«, sagte Line dann und schaute resigniert den Arzt Thor an. »Woran denkt das kleine Fräulein wohl?« wollte er wissen. Kurz darauf spielten sie ein Reimspiel, in dem es darum ging zu erraten, woran Bjørk wohl dachte, bis Thor sich ein Taschentuch vor die Augen band und so tat, als würde er Bjørks gute Laune unter den Kissen und Decken suchen.
    »Hör schon auf!« rief Bjørk, als er sich über sie beugte, um nachzusehen, ob sich ihre gute Laune hinter dem Kissen versteckte, daß sie sich in den Rücken gestopft hatte. »Ich werd’ wahnsinnig!«
    Line feuerte den jungen Arzt indes an, das Spiel weiterzutreiben. Sie begannen, in Rätseln zu sprechen, um Bjørks Aufmerksamkeit zu erregen, und als Thor mit der Eleganz eines Zauberkünstlers ein blankes Fünførestück hinter ihrem Ohr hervorfischte – »Da haben wir ja die gute Laune!« –, konnte auch Bjørk ihr Lachen nicht mehr zurückhalten, obwohl sie auf Line wütend war und Thor sie irritierte. Bjørk sagte, er solle sich eine Stelle beim Zirkus suchen, und Thor erklärte sehr ernsthaft, daß er nicht einen Augenblick zögern würde, wenn dies wirklich ihr Wunsch wäre.
    Eines Abends, nicht lange danach, zog Thor sie hinaus unter die Birken im Garten und erzählte, daß er ein Haus zu bauen gedenke. Es war deutlich, daß er getrunken hatte. Ein süßlicher Duft nach Cognac und Eau de Toilette stieg aus seinem Jackett und hüllte ihn in eine melancholische Wolke. Die hellgrünen Blätter schimmerten im letzten Licht des Tages, als sie sich Arm in Arm zwischen den weißen Stämmen bewegten. Bjørk fühlte sich geschmeichelt, als Thor wissen wollte, wie das Haus ihrer Ansicht nach aussehen sollte, und sie begann zum Spaß, die verschiedenen Zimmer aufzuzählen, die ein junger Arzt ihrer Meinung nach benötigte: »Ein Konsultationszimmer, ein Wartezimmer, ein Labor …«
    Thor schmunzelte einverstanden, als Bjørk mit Wohnzimmer, Kamin und Schlafzimmer weitermachte, und forderte sie auf fortzufahren. »Ein Operationszimmer«, lächelte Bjørk, »und eine Menge Kinderzimmer!« Erst als sie seinen Blick bemerkte, wurde ihr klar, daß sie nicht über irgendein Haus sprachen, sondern über die Zukunft. Bjørk schaute ängstlich zu den großen Fenstern im ersten Stock hinauf, wo Line stand und sie beobachtete. Ohne Thor anzusehen, stammelte sie, daß sie gern wieder hineingehen würde, aber Thor hielt sie zurück: »Laß mich jetzt hören, was du meinst.« Mit einer Hand griff er fest nach ihrem Arm und zog sie ein Stück zu sich. »He!« rief Bjørk. »Laß mich los!« Aber ihr Schrei bewirkte lediglich, daß er noch fester zugriff und sich vorbeugte, um sie zu küssen oder ihr irgend etwas ins Ohr zu flüstern. Mit einer

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