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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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mal, wie man’s macht», flüsterte sie und fügte eine vorsichtiges »richtig« hinzu, worauf sie sich neben ihn legte, die Augen schloß und erwartete, daß ein Wunder geschah. Diesmal wirkte er zumindest nicht so erschrocken. Lange betrachtete er ihren Körper im Halbdunkel, während seine Hände auf Entdeckungsreise gingen und heimliche Spalten und kitzlige Stellen fanden, die noch kein anderer Mann gefunden hatte. In einer Welle des Wohlbehagens schloß Askild die Augen, als er sie jedoch wieder öffnete, ließ der Anblick seiner beiden Hände, die auf Bjørks nacktem Körper wie zwei primitive und selbständige Wesen herumkrochen, jede Lust bei ihm verfliegen. Es waren die gleichen Hände, die einst auf einer Ebene in Ostdeutschland den Kopf des entsetzten Herman auf den Boden geschlagen hatten. Erschrocken zuckten seine Hände zurück, und Bjørk glaubte, er wollte sie ärgern.
    »He«, kicherte sie, »du frecher Kerl.«
    Als Askild daraufhin den Schlitz seiner Schlafanzugshose aufknöpfte und gezwungenermaßen sein Glied rieb, um zumindest seine Pflicht gegenüber seiner zukünftigen Ehefrau zu erfüllen, begriff Bjørk nicht, wo die verzauberte Stimmung geblieben war. Auch diesmal rammelte er eine kleine Ewigkeit. Enttäuscht kehrte Bjørk in ihr Bett zurück und wachte am nächsten Morgen mit einem schalen Geschmack im Mund auf, weil sie in der Nacht von Thor, dem Arzt, und all den wunderbaren Dingen geträumt hatte, die er aus seinem schwarzen Hut ziehen konnte.
    Erst als Randi nach der Hochzeit die Betten im Schlafzimmer zusammenrückte, entschloß sich Bjørk, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Obwohl sie nun schon zweimal miteinander geschlafen hatten, hatte sie ihn noch immer nicht mit ihren eigenen Händen berührt. Und als sie in der Dunkelheit des Schlafzimmers auf Entdeckungsreise ging wie jemand, der Blindekuh spielt und dabei die Welt erforschen will, spürte sie, wie sonderbar kantig ein männlicher Körper war, und als sie sich danach erdreistete, seine Männlichkeit zu untersuchen, konnte sie ein leichtes Kichern nicht unterdrücken … Was für ein wunderliches Ding, gleichzeitig hart und weich, und diese Kugeln in der Größe von Taubeneiern, die sie vorsichtig zwischen ihren Fingern rollte, ohne zu wissen, daß der letzte, der die Finger an Askilds heimlicher Stelle hatte, der deutsche Verhörleiter im Gefängnis von Bergen gewesen war. »Vorsichtig«, flüsterte Askild, und als sie seinen Blick sah, wurde ihr schlagartig klar, daß Askild sich wie ein Kind fühlte, das von einer langen und dunklen Wanderung heimkam. Sie nahm seinen Kopf und zog ihn zwischen ihre Brüste. »Na, na«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »es wird doch alles wieder gut.« Währenddessen setzte sie mit der anderen Hand ihre Erkundungsreise fort und wurde dabei von Askilds glucksenden Geräuschen ermuntert, von seinem heißen Atem an ihrer warmen Brust, bis ihr etwas Warmes und Feuchtes ans Handgelenk spritzte und sie laut auflachte. Mutter Ellens Gerede von einem Kompromiß mit der Würde war auf der Stelle vergessen, als Askild galant vorschlug, die Seiten zu wechseln, so daß er auf dem Fleck lag, das gehöre sich so für einen Mann. Was machte es schon, dachte Bjørk, daß er tagsüber so wortkarg war und nichts erzählen wollte, wenn sie sich doch in der sprachlosen Dunkelheit nahe waren.
    In den folgenden Monaten setzten sie ihr Spiel ohne Worte in der Dunkelheit fort. Bjørk befriedigte nach und nach ihre Neugier in Fragen der männlichen Anatomie und war schließlich zutiefst überzeugt, daß Männer und Frauen vollkommen unterschiedliche Wesen waren, die sich nur im Dunkeln nahe sein konnten, bei zugezogenen Gardinen.
    Kurz nach der Hochzeit bekam Askild Arbeit auf der Werft von Bergen. Einen jungen Ingenieur mit einer Milorg-Armbinde und so einer Geschichte konnten sie gut gebrauchen. Bjørk fing an, morgens um fünf aufzustehen, um dem blassen Askild, der einsam im Wohnzimmer saß und vor sich hin starrte, pechschwarzen Tee zu servieren; sie feuerte den Kachelofen an, bürstete seine Jacke aus, bügelte seine Hose, richtete ihm die Krawatte und flüsterte: »Viel Spaß bei der Arbeit und komm bitte gleich nach Hause.«
    Sie dachte nicht darüber nach, daß er so oft nach Alkohol roch, wenn er von der Werft heimkam. Sie hatten ja ihre sprachlose Dunkelheit, und der Alkohol ließ ihn die Schwermut vergessen, wie an dem Tag, als er betrunken nach Hause kam und eine Jazzplatte mitbrachte, die er sich von

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