Hundsleben
wieder
gesund werden. Bei Lepipfa! war es Mord, kurz vor der Vernissage hatte er die
Dekorationen geliefert und seelenruhig auf dem Klo gewartet. Er hatte sie in
dieser Garderobe gestellt, die Bilder der erhängten Hunde präsentiert,
herausgepresst, wo die Ikonen waren. Lepipfa! war in die Damentoilette
geflüchtet, wo er sie erschlagen hatte, er, der Linkshänder. Er hatte also drei
Männer zu einer Straftat im Sinne des Tierschutzgesetzes angestiftet, er war in
einen internationalen Kreis von Kunstdieben verwickelt. Die Drahtzieher saßen
in Sankt Petersburg, in Bukarest und in Wien. Die drei Ikonen waren zurück nach
Russland gegangen, Diebesgut aus einem Museum. Der Wert: unschätzbar! Und er
war ein Mörder. Das Urteil über Constantin war noch nicht gesprochen. Er hatte
gute Anwälte.
Reiber war wieder in Berlin, wurde aber am Wochenende
erwartet. Er würde mit Jo auf Evis Geburtstagsparty kommen.
Gerhard saß am Schreibtisch, Bürokram und so. Er
schrieb eine Mail, mühsam schrieb er, denn Englisch war in Wort schon schwer,
in Schrift aber? Er stockte.
»Evi, was heißt ›vorstellen‹ auf Englisch?«
» ›Introduce‹ , warum?«
»Ach, nur so.«
»Hi, Wilhelmine! What do you think of a visit in
Bavaria? I have a dog I want to introduce to you. You will like him. Gerhard« .
War das so richtig? Sir Sebastian stupste ihn unter
dem Schreibtisch an. Sie würde den Hund sicher mögen, vielleicht würde sie auch
ihn mögen. Man würde sehen.
Evi sah zu ihm herüber.
»Was grinst du so dämlich? Der Fall ist gelöst, der
Abschlussbericht geschrieben. So lustig finde ich das alles trotzdem nicht. So,
dass mir zum Grinsen wäre.«
Evi seufzte tief. »Frau Pfaffenbichler hat doch
letztlich nur das Beste gewollt.«
Gerhard nickte. »Ja, und es dabei mit den
Schlechtesten zu tun bekommen.«
Danke!
Eigentlich ist mir diese letzte Seite eines Buches die
liebste. Weil es geschafft ist und weil einmal mehr viele liebe Menschen sich
weit mehr engagiert haben, als sie gemusst hätten. Ohne sie wäre so ein Buch
eben einen Tick weniger fundiert und weit weniger authentisch. Ich danke Herrn
Fischer von der Polizei in Schongau, »Franken-Rudi« nicht bloß für seinen
hinreißenden Dialekt, sondern auch fürs Wissen um Evis Heimat. Ich danke
Mechthild Merz und vor allem Alexander Dobrindt für sein Engagement, der so
viel Courage und Humor hat, mich in Berlin morden zu lassen. Ich danke all den
Menschen, die Tierschutz frei von Egozentrik betreiben. Die auch darum wissen,
dass man loslassen muss, dass keine Kreatur um jeden Preis am Leben erhalten
werden kann: Danke an Daggi und Siggi, danke an Frau Fasching. Danke an die
»wuiden Weiber« aus Garmisch. Und ich danke Mihnea Tonescue für eine
eindrückliche Führung durch ein Land voller Dissonanzen und vibrierendem Leben.
Jutta Mehler
HONIGMILCH
Niederbayern Krimi
ISBN 978-3-86358-027-8
»Düsterer Wald, eine Frauenleiche und eine neugierige Hausfrau – mit Jutta Mehlers ›Honigmilch‹ um die Hobbyermittlerin Fanni Rot gibt es nun einen weiteren spannenden Krimi mit Lokalkolorit – nicht nur für Niederbayern lesenswert.«
BR , Abendschau
Leseprobe zu Jutta Mehler,
HONIGMILCH
:
1
Fanni trug ganz allein selbst die Schuld daran, dass sie auf
Annabels Leiche stieß. Was musste sie auch ein heimliches Stelldichein mit
Sprudel arrangieren? Ein Treffen, das sie auf den Gipfel des Großen Falkenstein
führen würde.
Fanni hatte selbst Schuld, und
sie verdiente es nicht anders, weil sie auch noch über die Planke kletterte,
die den erlaubten Weg von der Naturschutzzone abgrenzte.
Bevor Fanni beschloss, verbotenes
Terrain zu betreten, hatte sie Hand in Hand mit Sprudel unter dem Gipfelkreuz
verweilt und ins Tal geblickt. Direkt vor ihnen lag das Dörfchen Lindbergmühle,
weiter rechts sahen sie Regenhütte, und ganz links in der Ferne konnten sie den
Sendemast auf der Kuppe des Brotjackelriegel erkennen.
Die Sonne schien, doch der
böhmische Wind wehte frisch, und deshalb saßen alle anderen Wanderer bei Kaffee
und Kuchen in der Falkenstein-Schutzhütte, die knappe hundert Meter unterhalb
des Gipfels stand.
Fanni und Sprudel wollten soeben
auch dorthin absteigen, als Fanni auf die Holzplanke deutete, die das frei
zugängliche Gipfelgebiet auf der Nordostseite eingrenzte.
»Schau«, sagte sie, »hier
dahinter liegt die ehemalige Telefonschneise. Früher sind wir die manchmal mit
Skiern hinuntergefahren. Vor dreißig Jahren war das noch nicht verboten.
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