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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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blicken
lassen.«
    »Nichts Erwähnenswertes«,
antwortete Fanni. »Ein Stück gelaufen, ein Stündchen gelesen …«
    »Alle anderen Ehefrauen haben
bei den Wettkämpfen zugesehen, haben Kaffee ausgeschenkt und Kuchen
aufgeschnitten. Nur du warst wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Wir hatten doch ausgemacht …«,
begann Fanni sich zu verteidigen. Aber ihr Mann hörte nicht mehr hin. Er hatte
sich bereits seiner anderen Tischnachbarin zugewandt.
    Fanni löffelte ihre Suppe und
dachte über das verunglückte Mädchen nach – Annabel Scheichenzuber.
    Der Stein, von dem sie fiel,
überlegte Fanni, ist keine anderthalb Meter hoch. Selbst wenn Annabel auf
seiner Spitze Pirouetten gedreht hätte, wie sollte sie sich beim Herunterfallen
das Genick brechen? Unten liegt bloß Reiser herum, das einen Sturz eher
abgefedert hätte, als eine schwere Verletzung zu verursachen.
    Sie muss mit dem Kopf auf dem
Stein aufgeschlagen sein!
    »Hm«, machte Fanni und legte den
Löffel neben den leeren Teller. Man schlägt nicht einfach so mit dem Kopf auf
einen Felsbrocken. Dazu müsste man direkt davor über ein Hindernis stolpern,
was bei Annabel nicht infrage kommt, weil sie unterhalb des Steins lag. Sie
hätte weiter oben hinfallen, auf den Felsblock aufschlagen und dann darüber
hinwegsegeln müssen.
    Vielleicht ist sie
dagegengelaufen!
    Hangaufwärts? Dazu fehlte ihr
wohl der nötige Schwung. Es sei denn … Es sei denn, sie wäre gestoßen worden.
    Großartig! Ganz großartig!
Miss Marple aus Niederbayern gelingt es, einen Bergunfall als Mordtat zu
verkaufen!
    Der Schweinebraten wurde
serviert.
    Fanni schob den fetten
Fleischbrocken an den Tellerrand und zerteilte den Semmelknödel.
    »Nach der Autopsie sehen wir
weiter«, murmelte sie dabei.
    Halt , schrillte es in ihrem Kopf, die Polizei wird
weitersehen! Du, Fanni Rot, wirst das Ergebnis der Autopsie nicht erfahren!
Dich, Fanni Rot, geht das alles überhaupt nichts an!
    »Schmeckt’s nicht?«
    Fanni schreckte hoch. Hans Rot
nahm sich das Fleischstück von ihrem Teller und drehte sich wieder seiner
anderen Tischnachbarin zu.
    Man sollte sich ausgiebig mit
der blonden Heide unterhalten, dachte Fanni, als sie die halbe Erdbeere, die
den Sahnepudding krönte, in den Mund steckte. Das Schälchen mit dem Rest ihres
Nachtisches tauschte sie gegen das bereits leere ihres Mannes aus.
    Heide und Annabel haben an den
Wochenenden in der Falkenstein-Hütte Seite an Seite gearbeitet – samstags
bestimmt bis in die Nacht hinein. Heide müsste eine Menge über Annabel zu
erzählen haben.
    Richtig, Miss Marple vom
Bayerwald! Und Heide wird sicher alles, was sie weiß, zum Besten geben – vor
der Polizei nämlich, falls die sich dafür interessiert. Halt du dich raus,
Fanni Rot! Du hast dir zu Hause in Erlenweiler schon genug Feinde gemacht;
vergangenes Jahr, als du mit Sprudel zusammen im Fall Mirza ermittelt hast.
Willst du jetzt im gesamten Nationalpark in Misskredit geraten, indem du wieder
alle möglichen Leute ausfragst, in ihren Privatangelegenheiten rumstocherst und
sie sogar verdächtigst – unbegründet verdächtigst?
    Der Vorstand der Eisensteiner
Schützen klopfte an sein Glas. »Zum Abschluss unserer Jubiläumsfeier habe ich
die Ehre, den diesjährigen Schützenpokal unseren Kameraden aus Erlenweiler
überreichen zu dürfen. Und es ist mir eine besondere Freude, bekannt geben zu
können, dass der Pokal von einem der aufstrebendsten Glaskünstler aus unserem
Landkreis entworfen worden ist: Severin Ruckerbauer.«
    »Severin Ruckerbauer«,
wiederholte Fanni verwirrt.
    Der Name war heute schon einmal
gefallen – oben, auf dem Falkenstein. Severin, erinnerte sich Fanni, hatte
Annabel an diesem Morgen in seinem Wagen zur Schutzhütte gebracht.
    Fanni spitzte die Ohren, als sie
ihr Tischgegenüber raunen hörte: »Die Freundin vom Severin soll tödlich
verunglückt sein – heut Mittag. Ein Grünzeug-Gendarm hat es dem Vorstand
erzählt.«
    »Ist sie eine Eisensteinerin?«,
fragte sein Nachbar.
    Der Angesprochene schüttelte den
Kopf. »Nein, die Annabel wohnt mit ihren Eltern in Zwiesel.«
    »Annabel und Severin gehen
zusammen auf die Glasfachschule«, mischte sich eine Schützenfrau zwei Plätze
weiter links ein.
    »Wie ist denn das Unglück
passiert?«, fragte jemand von rechts.
    »Das Mädel könnte erschlagen
worden sein, meint der Grünzeug-Gendarm.«
    Am Tisch breitete sich
entsetztes Schweigen aus.
    »Wer?« Die Frage lag eine Zeit
lang in der Luft, bevor sie gestellt

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