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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Solche Sachen kann man nicht vorbereiten oder planen. Die müssen einfach passieren. Wenn er nicht kommt, dann passiert eben nichts.»
    Die Bäume des Englischen Gartens zogen schwarz und filigran an ihnen vorüber. Viele hatten ihre vertrockneten Blätter abgeworfen. Baumann nickte und beschleunigte den Wagen.
     
    Er kam gegen halb vier. Schaute sich mehrmals um, ehe er den Hinterhof betrat, in dem seine Wohnung lag. Laura und Baumann hatten den Wagen in genau diesem Hinterhof geparkt und sich rechts und links vom Durchgang aufgestellt. Als Michael Geuther sicher war, dass niemand ihm folgte, wollte er schnell den Hof überqueren, doch Laura und Baumann traten neben ihn. Er fuhr herum, versuchte ein paar Karateschläge, gab aber auf, als er in die Mündungen zweier Pistolen schaute.
    «Was wollt ihr?»
    «Reden.»
    «Worüber?»
    «Das sagen wir dir gleich. Jetzt geh langsam voraus in deine Wohnung.»
    «Bullen, was?»
    «Vielleicht.»
    Er fragte nicht weiter, überquerte vor ihnen den Hof. Gemeinsam betraten sie das Hinterhaus, stiegen zum zweiten Stock hinauf und standen endlich vor Geuthers Wohnungstür. Er zögerte, doch Baumann machte eine auffordernde Bewegung mit seiner Dienstwaffe. Da öffnete er die Tür, und sie folgten ihm durch den Flur in ein Zimmer, dessen einzige Möbelstücke ein schwarzes Sofa und zwei schwarze Ledersessel waren. Die Wände waren leer, in einer Ecke stand ein Fernseher und neben dem Sofa eine Stehlampe.
    «Setz dich in die Mitte vom Sofa und mach die Lampe an!», sagte Baumann.
    Geuther setzte sich, knipste die Lampe an, lehnte sich zurück und schob leicht den Unterkiefer vor, während er Laura und Baumann musterte.
    «Und jetzt?»
    Laura steckte ihre Waffe weg, schob einen der Ledersessel vor das Sofa und setzte sich dem jungen Mann gegenüber.
    «Ich habe ein paar von Ihren Reden gelesen. Sie gefallen mir nicht.»
    «Tut mir leid.»
    «Ich frage mich, was Ihnen das Recht gibt, solche Reden zu halten.»
    «In diesem Land herrscht Meinungsfreiheit.»
    «Aber nicht für Volksverhetzer!»
    «Wir sagen nur die Wahrheit.»
    «Ach ja? Und die wäre?»
    «Dass dieses Volk zerstört wird, degeneriert, verkümmert, dass wir uns nur selbst retten können!»
    «Vor den Pennern?»
    Bisher hatte er vor sich auf den Boden gestarrt, jetzt sah er irritiert auf.
    «Was?»
    «Ich habe Sie gefragt, ob wir uns vor den Pennern retten müssen.»
    «Natürlich nicht. Es geht um ganz andere Dinge: die Zinsknechtschaft zum Beispiel …»
    «Mir geht es um die Penner, nicht um die Zinsknechtschaft!»
    «Was ist denn die Zinsknechtschaft?», fragte Baumann dazwischen. Laura warf ihm einen unwilligen Blick zu.
    «Die Herrschaft der Banken und des Kapitals über das Volk! Wir alle sind in der Hand des Kapitals, und es ist Zeit, dieser krankhaften Abhängigkeit ein Ende zu machen!»
    «Und wie?», fragte Baumann.
    «Indem wir die Herrschaft übernehmen und die Schuldigen bestrafen!»
    «Stopp!» Laura richtete sich sehr gerade auf. «Ich will kein Wort mehr aus dem NPD-Programm hören!»
    Geuther zog die Augenbrauen hoch.
    «Die NPD ist eine demokratische Partei, die ihre Aufgabe in diesem Staat erfüllt!»
    Plötzlich wusste Laura, an wen er sie erinnerte. An den jungen Wladimir Putin. Der hatte auch diese asketische Karatekämpferhaltung.
    «Lassen wir das!», sagte sie scharf. «Welche demokratische Funktion hat der ‹Schwabinger Sturm›?»
    «Welcher Sturm?» Er tat erstaunt.
    «Die von Ihnen gegründete Organisation zur Durchsetzung der Rechte des deutschen Volkes! Es ist alles dokumentiert, abgehört und auf Video festgehalten. Das wissen Sie vermutlich so gut wie ich! Also nochmal: Welche demokratische Funktion haben Sie beim ‹Schwabinger Sturm› im Auge?»
    Er lächelte kaum merklich.
    «Sie haben es doch selbst schon gesagt.»
    «Sie halten also das Anpöbeln von Ausländern, Angriffe auf Obdachlose und das Absingen verbotener Lieder an der Isar für Rechte des deutschen Volkes?»
    Wieder lächelte er.
    «Es klingt primitiv, wie Sie das sagen. Dabei sind wir eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt, nicht wahr? Sie bekämpfen die Kriminalität der Ausländer, und wir wehren uns gegen ihre Übermacht.»
    «Ich bekämpfe jede Art von Kriminalität», wollte Laura antworten, ehe ihr klar wurde, dass sie sich auf ihn einließ. Er war geschickt, wie viele dieser geschulten Rechten.
    «Ich denke nicht, dass wir etwas gemein haben!», sagte sie stattdessen.
    «Ich denke doch! Wir machen nur,

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