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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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was die Mehrzahl der Bevölkerung sich wünscht. Es traut sich nur keiner zu sagen! Die Menschen wollen wieder zu Hause sein in diesem Land und nicht an jeder Ecke einem Türken, Schwarzen, Gelben oder sonst was begegnen! Das war doch damals bei der Roten-Armee-Fraktion genauso: Die haben gegen das Kapital gekämpft – zwar unter falschen Voraussetzungen –, aber trotzdem haben die Menschen ihnen heimlich zugestimmt!»
    «Und die Penner?»
    «Was haben die denn mit uns zu tun?» Er schüttelte den Kopf und senkte den Blick.
    «Mich interessieren Ihre ideologischen Ausflüge in die Zeitgeschichte nicht. Ich möchte wissen, welche Rolle die Obdachlosen, die Penner, bei Ihnen spielen.»
    «Die schließen sich selbst aus. Da müssen wir nichts tun.»
    «Warum werden sie dann umgebracht?»
    «Wer sich ausschließt, lebt gefährlich.»
    «Ach so? Wo waren Sie eigentlich in den letzten Stunden, Herr Geuther?»
    «Bei meiner Freundin.» Ganz offen und fröhlich lächelte er Laura an. Sie lächelte zurück.
    «Das muss ein Irrtum sein, denn vor einer knappen Stunde habe ich Sie noch auf der Corneliusbrücke gesehen. Sie hatten es ziemlich eilig.»
    «Hatte ich das? Sie müssen mich verwechseln.» Noch immer wirkte er sehr selbstbewusst.
    «Ich glaube nicht. Es gibt mehrere Zeugen für Ihre Anwesenheit und für Ihre Amtsanmaßung. Es handelte sich um gewalttätige Ausschreitungen, falls Sie sich zufällig daran erinnern, und deshalb werden wir Sie vorläufig festnehmen und dem Haftrichter vorführen.»
    Nun schwieg Geuther, er schien nachzudenken.
    «Wissen Sie», sagte er endlich leise, aber sehr akzentuiert, «mit der Polizei im Osten ist das ein bisschen einfacher. Da haben einige schon begriffen, dass wir in Zukunft wichtig sein werden …»
    «Wir sind hier im Süden! Überlegen Sie gut, was Sie sagen!»
    Er zögerte, schwieg eine Weile lang. Laura hörte, wie Baumann nervös mit den Fingern trommelte.
    «Natürlich … ich kann Ihnen vielleicht ein bisschen entgegenkommen», murmelte Geuther schließlich. «Sie sollten sich die Namen der Leute ansehen, die bisher aktiv geworden sind … vor allem die Namen, die russisch klingen. Weiter kann ich wirklich nicht gehen, das werden Sie verstehen. Verrat ist nicht unsere Sache! Aber Gewalt schadet unserer Sache, deshalb wollen wir das nicht. Wir wollen überzeugen. Schließlich haben wir genügend gute Argumente. Die besten! Und wenn ich mir noch eine Bemerkung erlauben darf: Heute Nacht wurden wir angegriffen! Was an der Corneliusbrücke passiert ist, geht ausschließlich auf das Konto der Chaoten und Punker! Wir haben uns friedlich versammelt, wie an den Abenden zuvor.»
    Er ist verdammt clever, dachte Laura. Es gefällt mir nicht, dass er so clever ist! Als Nächstes wird er sagen, dass wir ihn nicht festnehmen müssen, weil er ohnehin schon häufig erkennungsdienstlich behandelt worden sei.
    Und das sagte er auch.
    Baumann hustete, Laura versuchte ruhig zu atmen. Stand auf und sagte: «Ja, natürlich, daran habe ich gar nicht gedacht. Spart uns eine Menge Arbeit. Danke für den Hinweis, Herr Geuther.» Sie ging zur Tür. Peter Baumann folgte langsam. Er sah sich mehrmals nach Geuther um, der mit geschlossenen Augen auf seinem schwarzen Sofa saß und sich nicht rührte. Als die Wohnungstür hinter ihnen ins Schloss fiel, streckte Baumann die Hand nach Laura aus und umfasste ihren Oberarm.
    «Wieso gehen wir eigentlich?»
    «Weil er alles gesagt hat.»
    «Er hat seinen Kopf aus der Schlinge gezogen, mehr nicht!»
    «Er hat ein paar Kameraden verraten, und das ist eine Menge. Fragt sich nur, warum er das getan hat.»
    Baumann ließ Lauras Arm los, und sie ging vor ihm die Treppe hinunter. Als sie den Hinterhof erreichten, sagte er: «Weil er ins Bett wollte, statt die ganze Nacht im Polizeipräsidium herumzuhängen.»
    «Möglich.»
    «Noch mehr Rätsel?»
    «Nein.»
    «Also was?»
    «Ich weiß es nicht, Peter.»
    «Wirklich nicht?»
    «Nein, wirklich nicht. Aber es steckt sicher mehr dahinter als nur Müdigkeit.»
    «Bei mir nicht. Ich meine, wenn ich in seiner Situation wäre, dann würde ich jeden verpfeifen, nur um ins Bett zu kommen. Nachtarbeit hat mein Arzt mir übrigens streng verboten!»
    Sie standen vor Lauras Dienstwagen und konnten sich in der Dunkelheit nur undeutlich sehen.
    «Du», sagte Laura, «du kommst jetzt mit mir ins Präsidium und redest mit den ‹Stürmern›, die schon mal aufgefallen sind, klar?»
    Laura konnte sein Lächeln nur ahnen.
    «Ich

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