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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Contessa. »Und das wäre ein Jammer. Also zurück ins Bett, marsch!«
    An die nächste Stunde bewahrte Jakob zeit seines Lebens die angenehmsten Erinnerungen. Nach dem, was er zu leisten vermochte, stand für ihn nun eisern fest: Und meine ersten Eindrücke sind doch immer richtig! Dieser Dr. Watkins ist ein aufgeblasener Idiot! Ein Trottel, dachte Jakob, während er sich abwechselnd beiden Damen widmete, ein Trottel, der alles im Leben auf sexuelle Ursachen zurückführt – mit Ausnahme seiner eigenen Beschäftigung. Nie mehr gehe ich zu dem blöden Hund! Das viele Geld! Von wegen Sexualschwäche! Hier liege ich mit zwei Mädchen und tue dies und tue das und tue es schon seit einer Stunde, und die Mädchen schwimmen weg vor Entzücken und … Von einer Sekunde zur andern erstarrte er.
    Die Stimme aus dem Radio …
    Die Musik aus dem Radio …
    Ogottogott …!
    »Don’t know why, there’s no sun in the sky …«
    Lena Horne. Das ist Lena Hornes Stimme!
    »… since my man and I ain’t together …«
    Unser Lieblingslied!
    Dem Hasen und mein Lieblingslied.
    Der Hase! Der Hase! Verloren, verloren! Ich kriege den Hasen nie und nimmermehr. Jakob fühlte sich plötzlich schlapp und schlaff. Und so sah er auch aus.
    »Was hast du denn? Warum hörst du denn plötzlich auf?« erkundigte sich BAMBI besorgt. »Hast du uns denn kein bißchen mehr lieb?«
    »Es ist nicht an dem. Er kann nicht mehr«, konstatierte die Contessa, nachdem sie Jakob untersucht hatte wie ein Kassenarzt. »Aus. Schluß. That’s the end, folks.«
    »… it keeps raining all the time …«
    »Entschuldigt, bitte … Das … das ist mir noch nie passiert!«
    »Aber das macht doch nichts, Jakob!« sagte BAMBI .
    »Nein, nein, das ist ganz anders, als ihr denkt! Das war einmal das Lieblingslied von einem Mädchen und mir, und das Mädchen habe ich verloren, und jetzt dieses Lied …«
    »Jajaja«, sagte die kesse Contessa. »Setz dich da rüber und schau uns zu, Pappi.«
    Pappi sagt das Luder zu mir, dachte Jakob, ganz schwach vor Wut und Kummer. Aber er setzte sich da rüber und sah zu. Und Lena Horne sang weiter ›Stormy Weather‹, und alles, was Jakob denken konnte, war: Hase! Hase! Hase!

36
    »Also meinetwegen«, sagte Jakob vier Stunden später. Sie hatten inzwischen im Restaurant gegessen (In Amerika gab es für Jakob überhaupt keine Hemmungen beim Essen, die Amerikaner hatten einen so individuellen Stil, da konnte gar nichts passieren!) und saßen nun im Salon des Appartements. Die Damen tranken ›Dom Perignon‹, Jakob trank Coca-Cola. »Also meinetwegen, du kannst bleiben, Claudia. Denn ich bin kein Unmensch. Ich helfe, wo ich kann.«
    »Entschuldige, das war taktlos«, sagte Claudia. »Natürlich ist es nur das Lied gewesen, dieses verfluchte ›Stormy Weather‹. Mein Gott, mußt du diese Frau lieben …«
    »Halt sofort den Mund, oder ich schmeiß dich doch noch raus!«
    »Entschuldige, Jakob. Das habe ich doch voll Sehnsucht gesagt. Wenn mich doch einmal eine Frau so lieben könnte! Oder ein Mann, wenn es denn gar nicht anders geht. Die Höhe meines Gehalts festzusetzen überlasse ich dir, du bist doch ein Gentleman. Du mußt doch zugeben, daß zwei Mädchen einen Mann ungemein schmücken. Hast du alle die Kerle im Speisesaal gesehen? Denen sind ja die Augen aus dem Kopf gefallen.
Ein
Mädchen, na schön. Aber
zwei!
Da wird jeder neidisch!«
    »Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich dich engagiere, Claudia.«
    »Und die anderen?«
    »Es geht so nicht weiter mit mir.« Jakob seufzte.
    »Aber natürlich geht es weiter! Paß auf, morgen bist du wieder wie neu!«
    »Es geht nicht so weiter mit mir
gesellschaftlich
«, sagte Jakob erbittert.
    »Bildung? Benehmen? Da hat mich heute ein Arzt auf eine Idee gebracht! Das bißchen, was man braucht, um als intellell zu gelten in den feinen Kreisen, das bringe ich mir
selber
bei. Pawlow! Bedingte Reflexe! Alle seine Hunde haben gesabbert, wenn’s gebimmelt hat! Das kann ich auch! Ich werde auch sabbern! Das ist alles wissenschaftlich!«
    »Wenn man das so genau wüßte«, sagte die Contessa.
    »Mit der Erfindung von diesem Pawlow kann ich mir selber helfen bei Benimm und Bildung. Staunen werdet ihr, was ich von mir gebe!« Jakob wurde ernst. »Nur diese Scheißgesellschaft, die wirklich feine.«
    »Was ist mit der?« fragte BAMBI , gleichfalls ängstlich geworden nach Jakobs Ausbruch.
    »Na, die erkennt ihn nicht an, die lacht über ihn und macht sich lustig oder verachtet

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