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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Daran änderte auch nichts, daß aus vielen Kisten leises Piepsen erscholl. Im Gegenteil!
    Stumm ließ Jakob sich auf den Sitz des Copiloten sinken.
    »Andererseits«, sagte Mojshe, der sich schon wieder erholt hatte, »ist das nicht unsere Angelegenheit! Colonel Hobson hat Befehl gegeben, die Fracht zu verbrennen. Mündlich und schriftlich. Jake und dieser Tommy Lewis haben sich sofort freiwillig gemeldet. Der Colonel, dieses Arschloch, hat Tommy gesagt, er kann so viele Kumpels und Laster und Benzin anfordern, wie er braucht! Die Kumpels werden die Kisten auf die Laster laden.«
    »Ja, und wir vier, wir fahren nur die Laster hin und her.«
    »Na bitte!«
    »Was ist denn dieses ganze Zeug da drüben?« fragte Jesus.
    »Das«, belehrte ihn Mojshe, »sind Brutmaschinen. Haben die gleich mitgeliefert. Das Feinste vom Feinen. Elektrisch beheizt, da sind die Anschlüsse! Küken brauchen nämlich Wärme. Habt ihr Strom in eurem Drecksnest?«
    »Ja«, sagte Jakob. »Und Gott sei Dank Drecksnest. In Linz fällt der Strom doch dauernd aus, oder es gibt Sperren. Wir haben am Bach unseren eigenen Generator.«
    »Und womit willst du die Küken füttern?«
    »Maiskörner und Fischmehl«, sagte Jakob.
    »Aber in deinem fucked-up Austria gibt es doch weder …«
    »Im beschissenen Österreich nicht, Burschi«, sagte Jakob und wies in den Laderaum. »Aber hier. Denkst du, unsere amerikanischen Freunde und Helfer liefern uns Küken ohne was zu fressen? Da hinten, die Säcke! Was steht drauf?«
    »›Mais und Fischmehl United States Army‹ steht darauf«, murmelte Jesus beeindruckt. »Woher hast du gewußt, daß die Säcke auch in der Maschine sind?«
    »Hab’ ich mir ausgerechnet«, sagte Jakob bescheiden.
    »Deine Küken können aber doch noch keine Maiskörner runterwürgen, Jake!«
    »Natürlich nicht! Die kriegen zuerst Wasser und dann Spezialfutter! Da drüben, die anderen Säcke!« Er sah aus der Einstiegluke, denn ein schwerer Laster hatte neben dem umgebauten Bomber gehalten.
    »Wir bringen die Trucks«, flüsterte der GI am Steuer. Er trug Arbeitskleidung und Schildmütze. Auf Motorhaube und an die Seiten des Lasters waren große weiße Sterne gemalt und die Buchstaben USACE – UNITED STATES AIR CORPS EUROPE .
    »Okay. Ihr kommt rein und ladet aus. Wir fahren die Trucks«, sagte Jakob.
    »Wie viele seid ihr?«
    »Vier Laster, dreißig Mann hat Tommy angefordert.«
    »Na, dann hurtig, meine Herren, hurtig«, sagte Jakob. »Und daß mir keiner ein Ei klaut. Da ist der Tod drin!«

9
    Hei, war das ein Feuerchen!
    Dreißig Meter hoch stiegen die Flammen! Was so erstklassiges Flugbenzin ist, das brennt vielleicht!
    Kiste um Kiste flog in das Feuerchen! Die Männer, welche da arbeiteten, schwitzten. Sie ließen ein paar Flaschen Bourbon kreisen und sangen wüste Lieder. Immer neue Laster brachten immer neue Kisten. Andere Laster (vier insgesamt) rollten in einiger Entfernung an dem Feuerchen vorüber, verschwanden in der Dunkelheit, kehrten wieder nach einer Weile und rollten durch den Eingang B zu der ›Flying Fortress‹. Die elektrische Beleuchtung bei Eingang B war aus unerklärlichen Gründen gerade in dieser Nacht ausgefallen.
    Die Männer in der ›Flying Fortress‹ hoben, behutsam wie Gehirnchirurgen, Kiste nach Kiste auf die vier Laster, die von Jakob und seinen MP -Freunden gefahren wurden. Ein Haufen andere Männer – von Tommy Lewis überwacht – wuchteten andere Kisten auf andere Laster – alles, was sich an Holz und Kartons hinter der Mess Hall des Airfield bereits zu bedrohlichen Höhen schichtete: leere Holzkisten und Pappschachteln, in denen Verpflegung, geistige und ungeistige Getränke, Zigaretten, Zigarren, Schallplatten, die Bücher der Fliegerhorst-Bibliothek angeliefert worden waren – ein Skandal, wie es da hinter der Mess Hall aussah. Da mußte wirklich mal Ordnung gemacht werden, meinten Tommy Lewis und Jakob Formann. Natürlich fuhren auch Laster mit Flugbenzin hinaus auf den wüsten Acker unter dem Tor B, das seit Adolf Hitlers Tod nicht mehr geöffnet worden war. Pfeifend, saufend, ein munteres Liedchen auf den Lippen – so arbeitete die zweite Mannschaft fröhlicher Dinge.
    Jakob, dessen Truck als erster mit den Kisten aus der ›Fliegenden Festung‹ vollgeladen worden war, rollte denn auch als erster an dem hübschen großen Feuerchen hinter Tor B vorbei. Die Jungs dort, die unentwegt Abfall und alte Kisten ins Feuer warfen, winkten ihm grölend nach. Jakob hupte anerkennend und

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