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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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passiert: Die beiden unglücklichen Mädchen waren – was blieb ihnen übrig? – losgestolpert auf der Halbinsel Saint-Jean-Cap-Ferrat. In ihren hochhackigen Schuhen konnten sie kaum gehen. Darum zogen sie diese aus und liefen in Strumpfhosen. (Aus Jakobs Fabrikation. Er hatte sie überreichlich mit denselben eingedeckt.) Das Blöde ist nur: Strumpfhosen kann man nicht so einfach ausziehen wie normale Strümpfe, nicht wahr? Also stolperten die Unglücklichen in ihren an den Füßen zerfetzten Strumpfhosen weiter und erreichten unter Aufbietung letzter Kräfte die Route Nationale 7 vor Nizza.
    Hier blieben sie stehen und machten Auto-Stop. Eine halbe Stunde lang erfolglos. Dann hatten sie Erfolg. Ein Zehntonner, der vermutlich nachts fuhr, weil er bei seiner Größe am Tag nicht schnell genug weiterkam, hielt mit kreischenden Bremsen. Der Mitfahrer sprang auf die Straße. Ja, sie fuhren über Cannes. Bis Saint Tropez. Aber Cannes lag am Wege. Also, meine Damen, es ist uns ein Vergnügen …
    Das glaube ich gern, dachte Jakob an dieser Stelle von Claudias Bericht, daß es den beiden Kerlen ein Vergnügen gewesen ist. Ach was, den beiden Mädchen doch auch, wie ich die kenne.
    Die Abendkleider der Süßen waren so eng, daß der zweite Fahrer sie in den Wagen hinaufstemmen mußte. Dabei bekam er natürlich zwei süße Popos hintereinander in die Pfoten. Na ja, und dann ging es gleich los. So ein Riesenlaster, der hat eine komfortable Schlafkoje mit Bett hinter den Vordersitzen. Der Beifahrer machte sich zuerst ans Werk.
    Der Chauffeur fuhr, eine Gauloise im Mundwinkel, weiter und weiter, die leere Route Nationale 7 entlang, während sein Freund sich hinter ihm betätigte. Lange und ausgiebig. Dann fuhr der Zehntonner an den Straßenrand. Jetzt zog der erste Chauffeur die Hosen aus und kletterte seinerseits in die Kabine. Nun betätigte er sich. Dann betätigten sich beide Herren noch einmal. Für sie hatte das Entfernen der zerfetzten Strumpfhosen kein Problem bedeutet. Es waren Schränke von Chauffeuren. Anständige Kerle! Sie klauten nicht ein einziges Stück Schmuck. Vor der Einfahrt in Cannes hielt der Laster wieder. Die Mädchen, etwas durcheinander, kletterten ins Freie. Diesmal half ihnen niemand. Die Herren ließen sie springen. Kaum waren Claudia und BAMBI auf die Nationale 7 geknallt, da riefen die Herren Fahrer ein fröhliches »Au revoir!«, und der Laster fuhr auch schon weiter – ohne Licht, man konnte sein Nummernschild nicht sehen. BAMBI und Claudia mußten zu Fuß gehen, besser gesagt: wanken, denn jeder Knochen tat ihnen weh, nicht nur die Füße.
    »…die ganze Croisette herauf«, sagte Claudia. Ihre Augen konnte man überhaupt nicht mehr sehen, sie bewegte kaum die Lippen. »Und barfuß. Unsere Strumpfhosen liegen im Laster.« BAMBI schluchzte wieder. »Bis hierher, ins Hotel. Der Nachtportier hat uns gesehen. Der mußte ja aufschließen. In meinem ganzen Leben habe ich mich nicht so geschämt …«
    »Ich mich auch nicht …« ( BAMBI )
    »Ob wir überfallen worden sind, hat der Portier gefragt.«
    »Und?« Jakob war jetzt sehr nervös. Und es wurde ihm sehr warm.
    »Was und? Du Saustück! Natürlich sind wir überfallen worden, haben wir ihm gesagt! Und daß uns die Füße weh tun! Und daß es völlig sinnlos ist, nach den Gangstern zu suchen.«
    »Auch … auch … auch … daß ihr vergewaltigt worden seid?«
    Claudia lachte heiser.
    »Davon natürlich kein Wort! Warum auch? Die beiden Fahrer, die haben was von Vergewaltigungen verstanden! Dafür müßten wir dir eigentlich dankbar sein!«
    »Ja, eigentlich dankbar ßein …« ( BAMBI )
    »Aber unsere Füße! Schau dir die Sauerei mit unseren Füßen an!«
    »Meine Füße haben in Rußland noch ganz anders ausgesehen! Habt euch bloß nicht so! Wenn es schon so prima Vergewaltigungen gewesen sind!«
    »Das eine hat mit dem andern überhaupt nichts zu tun!« erklärte Claudia. »Deine Füße in Rußland interessieren uns einen Dreck! Unsere interessieren uns! Unsere sind wund!«
    »Ich werde den Hausarzt rufen, meine Süßen. Im übrigen tut es mir leid, daß ich mich so benommen habe …«
    Claudia fuhr hoch.
    »Es tut dir leid, du Scheißkerl, ja? Leid tut es dir? Weißt du, was du mich kannst? Du kannst …«
    »Claudia! Leise!«
    »Ich habe genug von dir, du Hund«, tobte Claudia leise. »Du glaubst, damit ist alles gut, wie? Weil du uns mitschleppst und einpuppst und mit Schmuck behängst! Ich pfeife auf deinen Schmuck!« Sie

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