Hurra, wir leben noch
zerrte an ihren Ohrclips und warf sie auf Jakobs Bett. »Da hast du den Dreck!« Sie riß sich den Ring vom Finger. »Und da!« Das Bracelet. »Und da!«
BAMBI , ein wenig schwer von Begriff, war aufgesprungen und montierte sich gleichfalls ab. Geschmeide um Geschmeide flog auf Jakobs Linnen.
»So, da hast du alles! Ich will es nicht!«
»Ich auch nicht!« ( BAMBI )
»Da hast du es zurück! Gib es deinen Weibern! Mach, was du willst damit! Ich rühre kein Stück von dir mehr an, du Schuft!«
»Ich auch nicht!« ( BAMBI )
Plötzlich erstarrte Claudia. Ihr Blick wurde stier.
»Wieso eigentlich nicht?« lallte sie. »Ich bin doch nicht blöd!« Und in rasender Eile sammelte sie ihren Schmuck wieder ein.
»Und ich bin auch nicht blöd!« BAMBI sammelte ebenfalls.
Danach stürzten sie aus Jakobs Schlafgemach. Türen knallten. Zehn Minuten später kam der Hotelarzt. Er untersuchte die beiden jungen Damen, versorgte ihre wunden Füße, gab ihnen Beruhigungsmittel und kehrte in Jakobs Salon zurück.
»Was ist, Doktor?« (Sobald die beiden wieder okay sind, muß ich sie halt noch einmal zu ›Cartier‹ schicken. Da kann sich jede etwas besonders Schönes und Teures aussuchen. Ich hätte sie nicht rausschmeißen dürfen aus meinem Wagen. Ich bin ein Schwein. Na ja, aber ›Cartier‹ wird alles wieder gutmachen. Heile, heile Segen. Mit so zehn bis zwanzig Karat.) »Doktor! Reden Sie doch! Etwas Ernstes?«
»Nein, ernst überhaupt nicht. Ich habe die jungen Damen gründlich untersucht …« Bum! dachte Jakob. »… das war ja ein … sehr schlimmer Marsch … hrm … Monsieur Formann!«
Hat der Kerl etwa ein Auge zugekniffen?
47
Hat der Kerl etwa ein Auge zugekniffen? überlegte Jakob nun, am Vormittag, indessen neun Herren um ihn lauter und lauter diskutierten, wie und wann und zu welchen Bedingungen man das Phantasiehaus da auf Cap d’Antibes, das Jakob Formann wünschte, erstellen konnte.
Jakob hörte schon nicht mehr aufmerksam zu. Nach einer weiteren halben Stunde der atemlos vorgebrachten Vorschläge, Kostenberechnungen, Bedenken und Versprechen sagte er: »Ich überlasse das alles absolut Ihrem Geschmack und Ihrer Initiative, meine Herren. Ich habe, das sehen Sie, die ersten Männer genommen, die ich kriegen konnte. Ich habe vollstes Vertrauen zu Ihnen. Ich bin überzeugt, daß …« Weiter kam er nicht, denn das Telefon vor ihm läutete wieder. Er hob ab und meldete sich.
»Gespräch für Sie, Monsieur Formann. Übersee. Washington ruft.«
Da hörte er schon eine bekannte Stimme: »Jake! Jake! Gott sei Dank!« Er fuhr zusammen. Das war Jill Bennett, die Sekretärin seines Freundes, des Senators Connelly.
»Was ist passiert, Jill?«
Die neun Herren schwiegen respektvoll.
»Du mußt sofort herüberkommen, Jake!« Jills Stimme klang gehetzt, es hörte sich an, als ob sie weinte. »Du hast doch dein Flugzeug in Nizza, wie?«
»Ja. Was ist los?«
»Ich habe mich seit Stunden bemüht, herauszukriegen, wo du steckst. OKAY hat’s gewußt und mir gesagt.
Sofort
mußt du kommen, es ist keine Minute zu verlieren …«
»Was ist los, Jill?«
»Ich verbinde mit dem Senator, Jake …«
Klick.
Da war Connellys Stimme, ebenfalls gehetzt, ebenfalls außer sich: »Jake! Kommen Sie schnellstens! Schnellstens, hören Sie!«
»Herrgott, ja, ich höre! Will mir vielleicht endlich einer sagen, was passiert ist?«
»Ihr Freund Jesus Washington Meyer.«
»Mein Freund Jesus …« Jakob fühlte glühende Hitze in sich aufsteigen. Schweiß brach ihm aus. Fast entglitt der Hörer seiner Hand. »Jesus? Ist ihm was passiert? Ist … ist er tot?«
»Noch nicht.«
»Was heißt noch nicht?«
»Schwere Rassenunruhen sind ausgebrochen, im Süden, in Birmingham. Die schwersten, die wir jemals hatten …«
»Mein Gott!«
»Wegen der Segregation … Aus Protest dagegen, daß Schwarze in Bussen für Weiße fahren dürfen … daß farbige Studenten die Universität für Weiße besuchen dürfen … Wir haben es so angeordnet, das wissen Sie doch!«
»Ja, ja, ja … Was ist mit Jesus?«
»Unter Polizeischutz haben wir die Studenten auch hin und her transportiert! Dasselbe galt für die Busse, die Straßenbahnen, die Snack-Bars …« Du bist doch ein verfluchter alter Trottel, dachte Jakob und unterbrach rüde: »Was mit Jesus ist, will ich wissen!«
»Er ist doch Ihr Generalbevollmächtigter für die Fertighäuser, nicht wahr? Er sitzt im Gefängnis. Mit ein paar hundert anderen. Doktor Martin Luther King
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