Hurra, wir leben noch
Herren Onassis, Niarchos et cetera aufnehmen konnte. Natascha, das Zauberwesen, hatte vollkommen recht gehabt, als sie Jakob darauf aufmerksam machte, ein Mann wie er müsse unter allen Umständen eine Jacht wie jene Reeder haben.
Es gab da eine Werft für derartige Statussymbole. Die Lieferzeiten waren natürlich lang. Die Jacht, die Natascha einzig und allein als für eines Jakob würdig befand, hatte ein arabischer Scheich bestellt.
Die Herren der Werft bedauerten, diese Jacht könne Jakob nicht kaufen. Ja, denen zeigte er es aber!
Diese Jacht könne er nicht kaufen?
Jakob kaufte die ganze Werft, feuerte die widerborstigen Herren und nahm sich danach die Jacht des arabischen Scheichs, dem er den knappen Bescheid zukommen ließ, daß der Herr noch zwei Jahre auf sein Schiff warten müsse. Was denn, was denn? Jakob hatte andere Sorgen, als sich wegen solcher Lappalien zu ärgern! Sagte auch Natascha.
Die Riesenjacht lag also jetzt, selbstverständlich auf den Namen NATASCHA getauft, in dem nicht eben kleinen Hafen vor Jakobs Superschloß auf Cap d’Antibes. Sie lag da und lag da und lag da. In See stach sie nie. Die Besatzung wurde langsam rammdösig, weil Jakob seine herrliche NATASCHA niemals benutzte, Offiziere und Matrosen aber immer an Bord hielt. Er mußte jeden Moment auslaufen
können
, darum! Sagte Natascha. Jakob lief nur nie aus.
So grandios war sein Schloß, daß selbst Natascha erschauerte, als sie es zum erstenmal sah. Sie sagte atemlos: »Jake, du bist wundervoll. Noch nie habe ich einen solchen Mann getroffen.« Und sah ihn mit halb geschlossenen Augen an.
Er reagierte richtig.
»Darf ich dir dein Schlafzimmer zeigen, liebste Natascha?« fragte Jakob, heiser vor Erregung. Nun ist es soweit, ich habe es ja gewußt. Genauso habe ich es erwartet!
»Du darfst, Jake«, sagte die Dame Natascha.
Und dann war es auch soweit. Allerdings nicht gerade genauso, wie Jakob es erwartet hatte. Nataschas Schlafgemach mußte auf ihren Wunsch zunächst von Jakob verdunkelt werden. Absolut alle Fenster dicht! Mein Gott, dachte er erschauernd, natürlich will sich dieses Zauberwesen nicht nackt vor mir zeigen. Herrlich! So etwas habe ich noch nie gehabt! Ich bin begeistert.
Er war dann schon weniger begeistert, als er sich, nach eigener Entkleidung, durch die Finsternis auf das unsichtbare Bett vortastete, in welchem Natascha bereits ruhte, und sich dabei mehrmals schmerzhaft an Möbeln stieß, einmal an einer als besonders empfindlich bekannten Stelle. Auch sonst gestaltete sich dieses erste Treffen anders, als Jakob erhofft hatte.
»Was soll denn das?« fragte die Dame seines Herzens eisig, als er zu einer Chinesischen Schlittenfahrt ansetzte. »Geh sofort weg da!«
»Verzeih, Geliebte …« Er kroch wieder auf gleiche Höhe und küßte sie zart. Natascha küßte ihn noch zarter.
Sie flüsterte: »Bitte, tu mir nicht weh. Sei ganz vorsichtig, Jake. Und ganz zärtlich.«
Das erschütterte unseren Jakob.
Natascha hatte also überhaupt noch keine Erfahrung! Mit Corbett war niemals etwas Intimes gewesen, hatte sie ihm geschworen. Und ansonsten gab es nur zwei Jugendlieben. Also mußte er natürlich zärtlich sein und ganz, ganz vorsichtig, klar! Er war es.
Der Traum von einer Frau lag in der Finsternis da wie eine Marmorstatue, gab keinen Laut von sich, fragte jedoch schon nach recht kurzer Zeit: »Würdest du dich beeilen, Liebling?«
Also beeilte er sich.
Und stellte anschließend gramvoll fest: »Aber du kannst doch nichts davon gehabt haben!«
»Das macht nichts, Liebster. Wenn es nur dir gutgetan hat«, antwortete die Göttin.
Mit einem Wort: eine versaute Nummer.
Aber das dachte Jakob natürlich nicht. Der dachte: Diese schlummernde Schönheit muß ich halt erst zu wahrer Leidenschaft und wilder Gier erwecken …
Der Bau war von der lieben Claudia Contessa della Cattacasa, dem braven Mädel, überwacht worden. Die hatte da wirklich etwas geleistet und sich halb zu Tode geschuftet in diesen Jahren, da sie unablässig hinter allen Arbeitern her sein mußte, denn diese zeigten eine Neigung, nicht zum vereinbarten Termin zu erscheinen, in Bistros zu verschwinden oder andere Arbeiten nebenbei anzunehmen.
Claudia und Natascha haßten sich natürlich auf Anhieb. Sie ließen deshalb keine Begegnung (und wenn es zehnmal am Tag geschah) verstreichen, ohne sich zu umarmen, auf die Wangen zu küssen und einander ›Darling‹, ›Chérie‹ oder ›Bellissima‹ zu nennen.
Schlichten Sinnes und
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