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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Das ist wahr. A … Aber wieso ke … kennen Sie wirklich meinen Na … Namen?«
    »Herr Schreiber, jeder Mensch kennt Ihren Namen, seit Sie ES MUSS NICHT IMMER HUMMER SEIN geschrieben haben!«
    Der Trunkenbold belebte sich.
    »Ist da … das wirklich so, Ma … Mademoiselle …«
    »Contessa della Cattacasa. Bitte sagen Sie Claudia zu mir.«
    »N … N … Nur wenn Sie M … M … Ma … Mario zu mir sagen!« Schreiber geriet in Erregung. »Sie ha … haben de … den HUMMER g … gelesen, Claudia?«
    »Gelesen?«
Sie funkelte ihn an. »
Verschlungen!
Und mich halbtot gelacht! Die ganze Welt wird sich halbtot lachen, wenn das erst als Buch herauskommt!«
    »Die … Dieser Mi … Mist als Buch? Ich w … weiß nicht! Ich ha … habe andere, ernste B … Bücher geschrieben, die alle n … nicht ge … gegangen sind. Z … Zum Beispiel …«
    »Ich brauche keine Beispiele, Mario«, sagte Claudia, und jetzt stand sie so nahe vor ihm, daß er ihren Atem spürte. »Ich habe alle Ihre Bücher gelesen. Ich habe sie alle großartig gefunden. Sie heißen nicht nur Schreiber. Sie
sind
wirklich ein Schreiber, ein unerhört begabter Schreiber. Aber die Leute wollen lachen in dieser miesen Zeit, glauben Sie’s mir. Und darum prophezeie ich Ihnen, daß Sie mit dem HUMMER Ihren Durchbruch haben werden! In zwanzig, in fünfundzwanzig Sprachen wird der übersetzt werden!«
    Schreiber mußte dreimal ansetzen, bevor er überhaupt einen Ton herausbrachte. »D … Da … Das glauben Sie w … wirklich?«
    »Davon bin ich felsenfest überzeugt!«
    »Cl … Clau … Claudia, Sie sind m … mir so sy … sympathisch!«
    Der Mensch ist komisch. In einer einzigen Sekunde kippte Claudias Wut über Jakob und Natascha in Liebe für den stotternden, verpickelten und besoffenen Klaus Mario Schreiber um.
    »Küß mich«, stöhnte die Contessa della Cattacasa, die es bisher eigentlich stets lieber mit Frauen trieb. »Küß mich! Beiß mich! Küß mich, Mario! Bitte! Ich bin verrückt nach dir! Na, nun tu’s schon!«
    »W … Wenn’s weiter nichts ist«, sagte Klaus Mario Schreiber und tat es. Mit Lullerchen …
    In dem Moment, da sie stöhnend ihre Körper aneinander zu reiben begannen, erloschen alle Lichter.

28
    Und im nächsten Moment setzte wüste Musik ein!
    Und im übernächsten kam die Plattform des mittleren Podiums schnell emporgefahren. Scheinwerfer, angebracht auf dem Dach des CHÂTEAU NATASCHA , flammten auf, ihre Strahlen irrten durch die Dunkelheit, sammelten sich schließlich allesamt auf dem hochgefahrenen Podium.
    Ein wilder Schrei aus fünfzehn Mädchenstimmen erscholl. Die Mädchen hatten schwarzes, blondes und rotes Haar. Es wäre falsch, zu sagen, daß sie splitternackt waren. Das ›splitter‹ gehört weg. Sie hatten an einer bestimmten Stelle Herzchen angeklebt. Und sie begannen sich in atemberaubender, unfaßbar erotischer Weise zu winden, zu krümmen, zu drehen.
    Es war ganz still geworden unter Jakobs Gästen.
    Verflucht, dachte unser Freund. Stundenlang habe ich mit Claudia gestritten. Sie hat mir eine Tempeltänzerinnentruppe aus Bali samt der Hohepriesterin angeboten, ich habe unbedingt die ›Crazy Horse‹-Girls haben wollen. Ich habe mich durchgesetzt. Da sind nun meine Girls. Nein, das habe ich aber nicht gewußt, daß die sich so aufführen werden! Das ist ja entsetzlich! Das ist ja eine Katastrophe! Hätte ich doch bloß auf die liebe Claudia gehört und die Tempeltänzerinnen aus Bali samt Hohepriesterin genommen!
    An einem der Tische war die Edle aufgesprungen.
    »Das ist obszön!« schrie sie.
    Kaum jemand hörte es, die Musik war zu laut. Jemand zog die Edle auf ihren Sessel zurück. Wenige Augenblicke danach starrte sie plötzlich fasziniert zum Podium hin, auf dem fünfzehn Girls, eines schöner als das andere, tanzten, allein, miteinander, sich räkelten, streckten, einander liebkosten, umarmten.
    Maria Terulli, einstmals das Woditschka Reserl aus Wien-Ottakring und späterhin Belgiens Stripperin Nr. 1, nunmehr Religionslehrerin, die ihren Frieden in Gott gefunden hatte, saß mit offenem Mund da. Sie sagte, und nacktes Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben, zu Jakob: »Sind Sie denn wahnsinnig geworden, Herr Formann? Das ist ja ekelerregend! Das ist ja die reine Pornographie! Und so etwas wagen Sie in Anwesenheit Seiner Hochwürdigsten Exzellenz …«
    Jakob zitterte in den Schuhen.
    »Kommen Sie, Hochwürdigste Exzellenz, ich bitte Sie für Herrn Formann um

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