Hurra, wir leben noch
scheinheilig, Mister Formann! Wer hat sich denn vierzig Prozent der Produktionskapazität an Fertigbauhäusern ausbedungen, na?«
»Ja, natürlich, wenn Sie es so sehen …«
»Natürlich sehe ich es so! Sie haben gemeinsame Sache gemacht mit dem Verräter N’Bomba! Wie alle anderen, die ihm Geld gegeben haben, auch!«
»Nein, nicht ›auch‹! Wir haben doch weiter Fertigbauhäuser für das arme Afrika bauen wollen, hier in Karania!« protestierte Jaschke. »Wir haben geglaubt, das ist gerecht so!«
»Der Glaube, Mister Jaschke, ist nicht der Anfang, sondern das Ende von allem Wissen, wie einer Ihrer großen Dichter gesagt hat.«
»Welcher denn?« interessierte sich Jakob.
»Johann Wolfgang von Goethe! Das kannten Sie nicht? Unfaß … na, egal! Um drei sind Sie ohnehin tot …« Wann sagt der Kerl endlich: »Wenn nicht«, überlegte Jakob, da sagte der Kerl schon: »… wenn Sie nicht augenblicklich eine Erklärung abgeben, und zwar schriftlich, daß die Fertighausfabriken dem karanianischen Volke gehören, daß Sie nichts mehr damit zu tun haben, also auch keinen Anteil an der Produktion, und wenn Sie nicht erklären, keinerlei Forderungen mehr an die Regierung von Karania zu stellen …« Der eine MP -Gorilla sagte dem Feldmarschall etwas ins Ohr. »… ach ja, und ferner, daß Sie mit größter Höflichkeit und bestens behandelt worden sind!«
»Also, das ist doch eine glatte Erpress …«, begann der Jaschke, aber Jakob hielt ihm schleunigst den Mund zu und lächelte den Lametta-Feldmarschall Gamba M’Gamba gewinnend an. »Kleiner Scherz, Exzellenz. Natürlich können Sie jederzeit eine solche Erklärung von uns bekommen. Stand uns doch nach nichts anderem der Sinn, als den Völkern der Dritten Welt zu helfen.« (Da bin ich also mächtig auf den Arsch gefallen. Neunzig Millionen im Eimer! Das kommt davon, Jakob, mein Lieber, siehst du, wenn man ein unredliches Geschäft machen will. Wer hat es sich ausgedacht? Der Arnusch Franzl, der Haderlump! Daß der ein Haderlump ist, habe ich aber schon immer gewußt. Außerdem: Habe ich nicht sofort jubelnd mitgemacht und dem Franzl fünfundsiebzig Millionen Schilling zur Gründung einer Bank in Wien geschenkt für seine Idee? Klar unterschreibe ich, bevor ich mich erschießen lasse um drei Uhr nachmittags. Ich möchte sagen, es gibt nichts, was ich nicht unterschreiben würde, damit sie mich nicht erschießen um drei Uhr nachmittags! Das Geschäft hier können wir also vergessen. Ich muß mehr aufpassen! Viele solche Geschäfte kann ich mir nicht leisten …)
»Es steht«, sagte indessen der Feldmarschall, »natürlich keinem, der hierher Geld verschoben hat, anderes im Sinn, als den Völkern der Dritten Welt zu helfen. Die Herren unterschreiben alle, bloß damit sie wieder rauskommen. Die Herren, die die Straßen und Schulen finanziert haben, den Regierungspalast, das Gefängnis, die Eisenbahnlinien, die neuen Kupfergruben und so weiter und so weiter … Nun, und weil ich große Achtung vor Ihrer Intelligenz habe – wenn auch nicht vor Ihrem Charakter, Mister Formann –, habe ich die entsprechenden Dokumente bereits schreiben lassen. Hier wären sie. Wenn Sie das einmal durchlesen wollten!«
Feldmarschall Gamba M’Gamba gab einem seiner MP -Bullen einige Blätter Papier, der gab sie weiter an Jakob und Karl Jaschke. Die beiden lasen. Ach, dachte Jakob, was wird da schon drinstehen? Daß sie uns – na also! – hier behandelt haben wie im HÔTEL DE PARIS in Monte Carlo; daß wir Staatsgäste gewesen sind, die dem großen und stolzen Volk von Karania einen Besuch abgestattet haben, um zu sehen, wie hier der demokratische Fortschritt beim Bau der von uns geschenkten Fertighausfabriken blüht und gedeiht; und daß wir dankbar sind für die Freundschaft des großen, ruhmreichen Volkes von Karania, das sich selbst hundertprozentig im Besitz seiner Produktionsmittel befindet und unabhängig von jedem Ausländer ist und stets bleiben wird.
Was tut man nicht alles, um nicht erschossen zu werden?
Jakob unterschrieb eilends. Jaschke unterschrieb eilends. Es werden wohl, dachte Jakob, alle Herren, die in diesem Sauland Geld investiert haben, eilends unterschrieben haben oder noch unterschreiben. Neger müßte man sein!
Kaum hatte Feldmarschall Gamba M’Gamba die signierten Dokumente wieder in Händen, da verwandelte er sich jählings in einen völlig anderen Menschen: Er bat Jakob und Jaschke, doch ein Bad zu nehmen, sich zu rasieren, sich die Haare
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