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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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sie gestern spät nachts gekommen sei.« Der Unglückliche schrie plötzlich: »Wer war der Hund?«
    »Woher soll ich das wissen?« fragte der Hund.
    »Wenn ich den
je
erwische, töte ich ihn mit eigener Hand, so wahr mir Gott helfe! Ach, Señor Cortez, ich bin ja so verzweifelt … Gloria weg … Und hat mich betrogen zuletzt noch …«
    »Vielleicht immer schon«, gab Jakob freundlich zu bedenken.
    Ein Aufstöhnen, dann: »Ich darf heute nicht allein sein! Ich bringe mich um, wenn ich heute allein bin. In der ›Chatte noire‹ tritt eine Neue auf. Bitte, gehen Sie mit mir hin!«
    »Nein«, sagte Jakob entschieden. »Ich kann mir nicht jede Nacht um die Ohren schlagen. Ich hatte sehr viel zu arbeiten. Ich gehe früh schlafen. Wenn Sie wollen, kommen Sie noch schnell zu einem Apéritif vorbei. Sie wissen, ich esse abends kaum.« (Das wird auf die Dauer auch nicht ziehen, ich muß mich mal nach jemandem umhören, der mir beibringt, diesen ganzen komplizierten, sündteuren Dreck zu fressen!)
    »Ich danke Ihnen, Señor. Allein hätte ich den Abend nicht überstanden.«
    Als der Schieber dann eintraf, ging Jakob mit ihm in die Bar. Eine halbe Stunde lang hörte er sich geduldig Rouviers Klagelieder an, dann kam er zur Sache. »Ach ja, meine Lieber … Ich muß zwei, drei Tage in die Provinz, wegen dieses … hrm … Unternehmens. Sie verstehen …«
    Rouvier vergaß a tempo sein Leid. Die feurigen Augen wurden feucht. »Ich verstehe. Noch ganz geheim die Sache, wie?«
    »Ja.«
    »Die böse Steuer, was?«
    »Die böse Steuer, ja.«
    »Hahaha.«
    »Hahaha. Ich brauche noch einmal ein wenig Kleingeld … Sagen wir noch einmal fünftausend Dollar … Wenn Sie Bedenken haben, da sind drei Herren, die mir inzwischen Beträge in jeder Höhe angeboten haben. Ich wollte nur aus Freundschaft zu Ihnen nicht gleich mit anderen …«
    »Das ist hochanständig, Señor Cortez! Das werde ich Ihnen nie vergessen! Andere Herren? Ach, das sind doch Schweine! Dreckige Konkurrenz. Wie heißen sie? Ach so, die haben Ihnen natürlich falsche Namen genannt, klar. Weil sie wissen, daß
ich
mit Ihnen arbeite! Sinnlos, mir zu sagen, wie sie sich nannten, die Schweine.«
    Es ist wirklich sinnlos, dachte Jakob. Wem Gott will rechte Gunst erweisen, dem nimmt er Antworten auf sinnlose Fragen ab. Ich hätte Namen erfinden müssen, denn natürlich ist kein Mensch an mich herangetreten.
    »Folgen Sie mir, bitte, auf die Toilette«, sagte Rouvier atemlos.
    »Auf die …«
    »Ich kann Ihnen das Geld doch nicht hier vor allen Leuten geben, Señor Cortez! Wie sähe das denn aus?«
    »Ach so …«
    Auf der Toilette schrieb Jakob dann einen weiteren Scheck über fünftausend Dollar aus, und Rouvier überreichte ihm den Schwarzmarktgegenwert in belgischen Francs. Damit ist die Grenze erreicht, die Rubinstein gesetzt hat, dachte Jakob, als er das Geld verstaute und sich danach die Hände wusch. Mehr Schecks darf ich nicht ausschreiben, sonst wird Rubi böse. Der ist pingelig, hat Laureen mir gesagt, daß der Arnusch Franzl ihr gesagt hat. Er begleitete den Schieber zu dessen Wagen. »Speisen Sie gut«, riet er. »Schauen Sie sich die Neue in der ›Chatte noire‹ an. Vielleicht ist sie noch besser als Gloria.«
    »Es gibt nichts Besseres als Gloria«, sagte der Schieber dumpf und ließ sich hinter das Steuerrad fallen. »Wer diesem Zauberwesen einmal begegnet ist – großer Gott, hat die mich Geld gekostet … aber es war’s wert, jeden Franc war es wert – den wird sie verfolgen sein Leben lang …«
    »Unsinn«, sagte Jakob und ahnte nicht, als wie wahr des Schiebers Prophezeiung sich noch erweisen sollte. »Los, los! Viel Spaß mit der Neuen! Und vor allem: Kopf hoch!« Das war ein geschmackloser Zuruf, dachte er. Den hätte ich vielleicht unterdrücken sollen. Armer Rouvier …
    Jakob ging in sein Appartement, setzte sich hinter den Prachtschreibtisch und wartete geduldig. Um 20 Uhr 30 schrillte das Telefon. Der Handelsattaché meldete sich wie verabredet.
    »Wir treffen uns in genau einer Stunde, um halb zehn, in der Rue du Chêne«, sagte Jakob. »Sie müssen sofort wieder nach Paris.«
    Der Attaché begann zu toben: »Schon wieder? Das können Sie mit mir nicht machen! In Paris hatte ich kaum eine Stunde Zeit für Yvonne, und hier liegt Claire in meinem Bett! Ich komme nicht!«
    »Und ob Sie kommen«, sagte Jakob. »Oder ich lasse Sie auffliegen! Neues Geld muß nach Paris – schleunigst. Rue du Chêne! Hinter dem Manneken Pis! Und

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