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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Señor hat von aner Weanerin Deitsch g’lernt!«
    »Was anderes too.«
    »Was denn noch?«
    »She has me … hrm … deflauert, when I was elf …«
    Gloria konnte es nicht fassen.
    »Entjungfert! Mit elfe! Jetzt gibst mir aba a Busserl!«
    Er gab ihr ein ordentliches und ausgiebiges.
    »Du, des derf aba kana erfahrn, vastehst? Dir hab i’s gsagt, weil i einfach Vatraun hab’ zu dir!«
    »Kein Wort will ever come over my Lippe«, versprach er guttural. »Und wie heißen du really?«
    »Woditschka Reserl.«
    »And why du nennen dir Gloria Cadillac und machen auf Amerikanerin?«
    »Heast, du hast ’leicht a Ahnung, wie’s zugeht in Wean! Nix zum Fressen! Nix zum Heizen! Trümma, Trümma, Trümma. Und die Besatzungsmächte, die viere! Was die aufführn! Des kann se ana aus Argentinien einfach net vorstellen, was für a armseliges Leben mir ham, mir Östarreicha!«
    »No, surely, I can make mir keine Vorstellung davon. How should ich auch?«
    »Sixt es! Ami-Girl? Freundin von am Russen? Heast, i brauch a Marie! Von der Liebe alla kann ma net leben!«
    »Certainly not.«
    »Na alsdann. Und dann des Ölend. Bin i also abghaut. Zuerst nach Hamburg. Du, da schaut’s no vü schlimmer aus als in Wean! Am Strich gehen mag i net. Mei Muatterl war Tänzerin im Staatsopernballett, mei Vaterl war Logenschließa. I hab Künstlablut in mia! Alsdann nix wie an amerikanischen Namen und außi aus Deitschland!«
    »Aber wer hat dir denn das Striptease beigebracht?«
    »Heast, wann dir dei Kindermadl des andere aa so gut beibracht hat wie Deitsch … na servas!«
    Eiweih, dachte Jakob. Sie hat mir was Nettes sagen wollen. Es gibt Nettigkeiten, die sind lebensgefährlich. Also ließen seine Kenntnisse der deutschen Sprache rapide nach: »No, no, no … just a little … but who has tought jou striptease?«
    »A ehemalige BDM -Führerin aus Castrop-Rauxel. Brunhilde Zecke. Die arbeitet jetzt in Schweden. Nennt sich Kitty Kattykitt … Fern der Heimat … oame Sau …«
    »Well, she is German. But you, befreites Austria …«
    »Des is aba ja woar, was du da sagst! Mir san a klaans, tapferes Volk, das wo der Hitla vergewaltigt hat …« Mit einem Schluchzen, ohne Übergang: »Und wer vergewaltigt mi?«
    »Well, after all … was du tun … and here are only Männer …«
    »Na eben!«
    »Eben what?«
    »Männa! Schau dir die Klacheln hier doch an! Geile Hund, alle miteinand. Aber können kann kana net. Der Robert aa net!«
    Jakobs Brauen hoben sich.
    »Monsieur Rouvier ist impotent?«
    »Impotent? Im Gegenteil, Schatzi, im Gegenteil! Der kriegt ihn nimmermehr hoch! Was glaubst, was i schon alles angestellt hab, bloß damit er a klans bißl … du vastehst?«
    »Verstehen, yes.«
    »Und des seit fast drei Monat! Jede Nacht! I bin scho halb narrisch. Und mir kummt’s aus die Ohren außi!«
    »But … but he is so wonderfully schön!«
    »Dafür kann i mia was kaufn!«
    »Hm.« Und angesichts dieses Adonis hatte Jakob fast schon Minderwertigkeitskomplexe bekommen! Er reflektierte: Rouvier ist also ein Beauty boy und Zéro, Juarez ist häßlich und rammelt wie ein Karnickel. Und was mich selber angeht, so könnte ich jetzt nicht einmal aufstehen, ohne daß der Tisch umkippte.
    Die Göttin seufzte.
    »Na ja, und jetzt alsdern Rom. Bin neugierig, ob i bei die Spaghetti an reinkrieg …«
    »Hrrm!«
    »’tschuldige. I kumm aus Ottakring. Is dir ka Begriff, was?«
    »Sorry. We lived in Döbling. My nurse came auch from dort.«
    »Ja, Döbling! Des ist was für die feinen Leut! Aber Ottakring – des is des Volk! I bin a Kind aus der Hefe des Volkes!« verkündete Gloria. »’s Woditschka Reserl eben. Den Namen hab i natürlich ändern müssen, hat der Ferdl gsagt.«
    »Who is Ferdl?«
    »Mei Mänätscha.«
    »Well now, could nicht your Ferdl …«
    »So hab i mia des ja vorgstellt!«
    »Yes. Und?«
    »Unsaans hat ka Glück. Der Ferdl is a Warma. Hundat Prozent.«
    »How sad. Where ist denn Ferdl?«
    »Schon in Rom. Da soll i auftreten. Übermorgen. Im ›Casanova‹. Auf der Via Benito.«
    Irgendwas stimmt da nicht, grübelte Jakob und forschte: »Via wie?«
    »Benito … I denk mia, sie ham’s nach’m Mussolini so gnennt.«
    »I see. Then this is your last Abend hier?«
    »Ja. Aba der Robert waaß des net. I kann des nimmermehr ertragen, des Herumgewurschtel an ihm, des stundenlange. Bei allem Geld, wo er mir gibt.«
    »Well, I don’t verstehen that! He kommt here jede Nacht to see deine … deine …«
    »Ja, ich

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