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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Ziele der Deutschen Arbeitsfront gehalten.
    »Herr Hölzlwimmer ist auch sonst unermüdlich«, sagte Wenzel. »Er hat da eine Erfindung gemacht, die sich sehen lassen kann.«
    Hölzlwimmer errötete. »In ein paar Monaten legen die Hühner, nicht wahr, und dann wird die Sache vonnöten sein.«
    »Was für eine Sache?«
    »Komm mal mit in mein Büro«, sagte Wenzel.
    »Gerne. Der Krach und die Piepserei hier … Wieviel Tierchen haben wir denn?«
    »Achtundzwanzigtausend in fünf Hallen, Herr Formann!« meldete Hölzlwimmer stramm. »Alle gesund und munter! Werden hervorragende Ware legen. Und eben deshalb habe ich nachts wach gelegen und mir den Kopf zerbrochen und … Wollen wir nun ins Büro von Herrn Prill gehen?«

58
    Jakob stockte der Atem.
    Da stand Hölzlwimmers Erfindung, als Modell gebastelt, auf Wenzels Arbeitstisch. Er hatte sie aus dem Schrank geholt.
    »Das Modell haben Sie auch gemacht, Herr Hölzlwimmer?«
    »In den Nachtstunden, jawohl! Erlauben Sie, daß ich die Sache kurz erkläre, Herr Formann. Unter allen Legebatterien befinden sich laufende Bänder. Hier, sehen Sie, und hier und hier … Die Eier der Hühner fallen direkt auf diese Förderbänder. Die sind geschützt gegen jeden fremden Zugriff. Kann also nichts geklaut werden von dem Gesindel. Weiches Material, vielleicht Leinenbänder, damit den Eiern nichts passiert. Und hier, sehen Sie, treffen sich die Bänder! Sammelstelle! Die ist, sehen Sie, durch verschiedene Sicherungsvorkehrungen nur durch den Stamm des Führungsstabes zu betreten!«
    Jakob holte Luft.
    »Ein Ding, wie?« fragte Wenzel.
    »Mein Kompliment, Herr Hölzlwimmer.«
    »Nur meine Pflicht. In der Sammelstelle gleiten die Eier dann in einen Apparat, der eigentlich sehr einfach ist. Zählwerk. Schiene mit Transportantrieb. An ihrem Ende gabelt sie sich, ein Ei wird durch mechanische Türchen nach links, eines nach rechts geleitet. Und hier geht es wieder ins Freie, zur Abfüllstelle.«
    »Aber wieso teilen Sie die Ei …« Jakob hatte gefragt. Jakob hatte sich selbst unterbrochen. Denn Jakob hatte verstanden. »Donnerwetter!«
    »Was?« fragte Wenzel strahlend, während Hölzlwimmer stramm dastand, mit blauen Demokraten-Augen. Da war kein Falsch in ihnen. »Die Produktion wird halbiert, ohne daß jemand außer uns das merkt! Bei so vielen Eiern … Wir haben eben keinen größeren Ertrag! Wird so schon groß genug sein.«
    Jakob brachte kein Wort heraus.
    »Nennen wir die einen fünfzig Prozent weiße und die anderen fünfzig Prozent schwarze Eier«, schlug Hölzlwimmer vor. »Die weißen liefern wir …« –
wir
hat der Kerl gesagt, dachte Jakob! – »an die zuständigen Erfassungsstellen und so weiter ab, die schwarzen verteilen wir selber.«
    »Wir selber …« Jakob sah Wenzel an. »Die kommen auf den Schwarzen Markt. Weißt du, daß du da zehn- bis zwölfmal soviel bekommst?«
    »Es ist keine Frage der Bereicherung«, sagte Hölzlwimmer. »Ich habe übrigens als Dank für meine Erfindung von Herrn Prill eine Beteiligung erhalten.«
    »Beteiligung?«
    »Ist schon okay, Jakob«, sagte der Halbjurist Prill. »Wir haben einen Vertrag mit Herrn Hölzlwimmer. Er stellt uns auch Transportkolonnen und zuverlässiges Personal und sorgt dafür, daß wir bei unseren Lieferungen niemals belästigt werden.«
    »Wie … wie wollen Sie das denn machen, Herr Hölzlwimmer?«
    »Kameraden von früher! Sitzen hier und in Bayreuth und in München bei der Polizei. Baue diese Organisation gerade auf. Kameraden, treu wie Gold! Herr Prill sagt, Sie haben einen prima Fälscher?« Moment, Moment, das geht mir alles viel zu schnell! dachte Jakob und sagte: »Ja, habe ich.«
    »Sehr gut. Kriegt auch seine Eier. Liefert uns Fahrbefehle und falsche Papiere.«
    »Falsche Papiere wofür?«
    »Na, für die Autos. Sind doch lauter geklaute.«
    »Sie haben schon Autos geklaut?«
    »Noch nicht«, sagte Hölzlwimmer. »Gibt ja noch keine Eier. Ich gehe da Schritt um Schritt vor. Alles nach genauem Zeitplan. Die Chauffeure suche ich persönlich. Kenne mich im Frankfurter Raum besser aus als Sie, meine Herren. Nummerntafeln machen wir selber. Meine Kameraden bei der Polizei kriegen auch ihren Rebbach – äh, Anteil – und geben stets rechtzeitig bevorstehende Razzien bekannt.«
    »Na,
hab’
ich den richtigen Mann ausgesucht, Jakob?« fragte Wenzel.
    Jakob stand immer noch mit offenem Mund da.
    »Man hat seine Verantwortung«, sagte der Funktionär bescheiden. »Bedenken Sie, Herr Formann: Wenn

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