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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Sie alle Eier abliefern – welch Mißbrauch würde da getrieben! Wie würden die staatlichen und halbstaatlichen Stellen da schieben! Glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung! Ist das im Sinne unserer jungen Demokratie? Niemals, sage ich! Gemeinnutz geht vor Eigennutz!«
    »Sage ich auch!« Wenzel grinste.
    »Im Sinne unserer jungen Demokratie, die man pflegen und hegen muß wie ein zartes Pflänzlein, ist es, daß die Eier möglichst weit gestreut werden, daß praktisch jeder sie erwerben kann – ohne Dirigismus und Bürokratismus. Den lehnen wir ab!«
    »Entschieden«, sagte Wenzel.
    »Es ist nur eine Frage der Investitionen. Diese Abfüllmaschine muß natürlich erst gebaut werden. Auch für die beiden anderen Höfe. Die Autos werden Geld kosten. Die Polizeibehörden desgleichen. Die Verteiler …«
    Jakob dachte erschüttert: Wo alles schiebt, kann ich’s allein nicht lassen! (Woraus man sieht, daß seine Bemühungen um Bildung bereits erste Früchte getragen hatten, sofern hier nicht sein gutes Gedächtnis mitspielte, denn des Don Carlos’ »Wo alles liebt, kann Carl allein nicht hassen« war vielleicht von der Schulzeit her bei dem so liebebedürftigen Jakob hängengeblieben.) Jakob sagte: »Geld ist da. Dollars. So viel Sie brauchen, meine Herren.«

59
    Die Tür war versperrt.
    Jakob klopfte. Niemand antwortete. Jakob klopfte nochmals. Nichts. Jakob schüttelte die Klinke. Ganz leicht. Da hatte er schon die Tür in der Hand. Sie entglitt ihm und stürzte ins Dunkel. Wasser platschte. Wieso Wasser? dachte Jakob erstaunt. Diese Tür, dachte er, die ist aber morsch, so etwas! Finster ist es auch noch vollkommen. Die Leuchtziffern seiner Fliegeruhr (auf dem Schwarzen Markt erstanden) zeigten 6 Uhr 58.
    Er trat zwei Schritte vorwärts.
    Und stürzte in eisigkaltes Wasser. Aber wieso? rätselte er, während er nach Luft schnappte. Wieso Wasser, eisigkaltes? Im nächsten Moment flammte eine schwache elektrische Lampe auf. Sie stand auf einem Nachttischchen. Das Nachttischchen stand auf einem Steg. Wiederum im nächsten Moment (man kommt und kommt nicht zum Überlegen, dachte Jakob) ertönte ein gellender Schrei. Er fuhr herum. Hinter ihm war noch jemand in das eiskalte Wasser gestürzt. Eine junge Frau. Eine sehr aufregende junge Frau, stellte Jakob im Schein der Nachttischlampe fest. (In diser Hinsicht war Jakob ganz besonders schnell.) Eine der aufregendsten Frauen, die er in seinem Leben gesehen hatte. Die Dame ging unter, tauchte wieder auf und schrie um Hilfe. Jakob kraulte zu ihr und nahm sie in die Arme. Eijeijeijeijei! Einen Apparat hatte die Dame – so was von Brüsten! Wenn ich schreiben könnte – ein Buch könnte ich schreiben über diese Brüste. Besonders jetzt, wo sie im eiskalten Wasser ganz hart werden und … und die Dame nur ein Nachthemd anhat, das natürlich völlig durchweicht ist, so daß ich alles sehe, wenn ich an der Dame runtersehe. Er sah runter. Junge, Junge, also über den Rest könnte ich drei Fortsetzungsbände schreiben. Am liebsten würde ich sofort, im eiskalten Wasser … Wie war noch der Vers? ›Die Ente sprach zum Enterich: Im kalten Wasser steht er nicht‹ … Und im übrigen stellt man sich erst einmal vor, wenn man gut erzogen ist, nicht wahr?
    »Einen recht schönen guten Morgen. Mein Name ist Jakob Formann. Küß die Hand, gnä’ Frau.«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?« schrie die Dame.
    »Aber Sie erwarten mich doch!«
    »Ich … Sie?«
    »Ich habe doch extra noch einen Mann vor mir her nach Murnau geschickt, der mich für heute angemeldet hat … Höpps, spucken Sie’s aus! Fest! Noch mehr!« Er klopfte der Dame auf den Rücken. Sie würgte, hustete und spuckte wieder Wasser, denn sie war kurz untergegangen. »Warum haben Sie mich auch losgelassen, Frau Jaschke? Sie
sind
doch die Frau des Herrn Ingenieur Karl Jaschke aus Niesky von der Firma Christoph und Unmack da in der Lausitz?«
    »Nein! Bin ich nicht! Hilfe! Ein Verrückter! Lassen Sie mich augenblicklich los!« schrie die Dame.
    »Wenn ich Sie loslasse, gehen Sie mir wieder unter! Also Sie sind nicht die Frau Jaschke?«
    »Nein! nein! Nein!« Die Dame wurde hysterisch. Und ihre Brustwarzen wurden immer härter. »Ich heiße Malthus! Doktor Ingeborg Malthus! Die Jaschkes wohnen nebenan. Sie haben sich im Haus geirrt!«
    »Jessas, das ist mir aber peinlich …«, stammelte Jakob.
    »Wie kommen Sie überhaupt dazu, meine Tür einzuschlagen?«
    »Nicht doch. Sie ist mir glatt aus der Hand

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