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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wahrnehmbar zu sein, aber die auf das Wasser wirkende Kraft reichte dennoch aus, um das um Hutchs Füße wirbelnde Wasser in ein Abflußloch an der Seite der Duschwanne zu drücken. Hutch genoß das Gefühl. Es war einer der vielen Effekte künstlicher Schwerkraft, die sie liebte; sie verlieh ihr Flügel und erzeugte ein Gefühl des Losgelöstseins von irdischen Fesseln.
    Und während sie mit geschlossenen Augen in der Dusche stand und das angenehm kühle Wasser über sich strömen ließ, kam ihr plötzlich in den Sinn, daß die fremde Station genauso konstruiert war. Daß sie mit genau der gleichen Methode künstliche Schwerkraft erzeugte, die auf den Stationen und Schiffen der Menschheit verwendet wurde.
    Und das war es, was sie die ganze Zeit gestört hatte.
    Sie beeilte sich, die Seife von ihrem Körper zu waschen und sich abzutrocknen, schlüpfte in eine Arbeitsuniform der Winckelmann und machte sich auf den Weg zum Observatorium, wo die Akademiemannschaft arbeitete. Carson und Maggie waren noch dort, die anderen waren verschwunden. Wahrscheinlich bereiteten sie sich auf den Ausflug vor.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Carson, als sie in das Observatorium gestürzt kam.
    »Warum ist sie so konstruiert worden, daß sie rotiert?« fragte Hutch.
    »Was rotiert?«
    »Die Station, verdammt!«
    Maggie warf ihr wegen der scheinbar dummen Frage einen schiefen Blick zu, aber Hutch fuhr unbeirrt fort: »Frank, warum sieht sie unseren Raumstationen so ähnlich? Es heißt immer, die Monument-Erbauer besaßen Antigravitation. Wir haben als selbstverständlich angenommen, daß sie auch die Schwerkraft kontrollieren können! Aber warum haben sie dann rotierende Räder gebaut?«
    »Vielleicht haben wir uns geirrt«, warf Maggie ein. »Entweder haben wir die Monument-Erbauer noch immer nicht gefunden, oder …«
    Frank beendete den Satz für sie: »… die Station wurde errichtet, bevor sie nach Iapetus kamen und ihr Porträt zurückließen.«
    »Das würde allerdings bedeuten«, sagte Maggie, »daß die Station schon länger als zwanzigtausend Jahre hier oben kreist. Und ich glaube nicht, daß so etwas möglich wäre.«
    Carson hatte keine Lust, über derartig komplizierte Schlußfolgerungen zu diskutieren. »Vielleicht ist es nichts weiter als ein Denkmal aus ihrer Frühzeit, und sie haben es deswegen hier oben gelassen? Laßt uns später darüber nachdenken.«
    Aber Hutch glaubte nicht eine Sekunde lang, daß Carson recht haben könnte. Ein Denkmal? Sie schaltete sich zur Brücke durch, doch Kapitän Morris war nicht da, und so unterhielt sie sich mit dem wachhabenden Offizier, einer nüchternen, ergrauenden Frau im mittleren Alter: »Würden Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?«
    »Um was handelt es sich?«
    »Die Raumstation«, sagte Hutch. »Wie stabil ist ihre Umlaufbahn? Was würden Sie sagen, seit wann sie hier oben ist?«
    Die Wachhabende sah Hutch unbehaglich an. »Wir sind nur Navigatoren, Miss Hutchins. Sie sollten einen Physiker fragen. Ich würde Ihnen gerne helfen, aber uns fehlen die Fachkenntnisse.«
    »Versuchen Sie’s einfach, ja?« sagte Hutch in einem Ton, der vollstes Vertrauen ausdrückte.
    Die Wachhabende ließ sich zu einem zufriedenen Lächeln herab: »Wir versuchen es.«
     
    John F. Morris war ein Mann mit schmalen Schultern, Scheuklappen und spießigem Charakter. Er war an der Spitze seiner Laufbahn angekommen, und er würde nicht mehr weiter Karriere machen. Morris hatte es geschafft, weil er gegenüber seiner Firma bedingungslos loyal gewesen war und immer vorsichtig darauf geachtet hatte, nicht die falschen Leute zu verärgern. Außerdem war er einer von der altmodischen Sorte, die sich auch um die kleinsten Details noch gnadenlos mit Akribie kümmerten.
    Er ließ sich nicht von den schauspielerischen Talenten anderer täuschen, und er erkannte sehr gut, wenn er beruflich in Gefahr geriet. Seine größte Stärke – und zugleich seine größte Schwäche – war sein wachsamer, klarer Blick für die Schattenseiten des Lebens. Er wußte, daß Melanie Truscott in Schwierigkeiten steckte und daß sie sich außerdem mit seinem Schiff Freiheiten herausnahm. Die Tatsache, daß sie innerhalb bestimmter, für derartige Fälle vorgegebener Grenzen jedes Recht dazu besaß und daß er ihren Anweisungen zu folgen verpflichtet war, würde seinen Kopf nicht retten, wenn erst jemand auf die Idee kam, den Mißbrauch von Firmeneigentum zu untersuchen. Oder wenn irgend etwas ernsthaft schiefging. Genau diese

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