Hutch 01 - Gottes Maschinen
angenehm und beunruhigend war.
»EMS negativ«, meldete einer der Wachoffiziere. »Die Station taumelt.« Und einige Augenblicke später: »Und die Räder rotieren nicht.«
Schade, dachte Hutch. Schon wieder zu spät.
Sie kannte Carson gut genug, um sich seine Enttäuschung vorstellen zu können. Die Indizien waren nicht zu übersehen: die Schalenteleskope außer Betrieb, keine Lichter auf der Planetenoberfläche, eine zusammengebrochene Brücke, ein toter Satellit. Die Monument-Erbauer waren verschwunden.
»Wir werden an Bord gehen«, sagte Truscott.
Carson nickte zögernd, als hätte er eigentlich eine Auseinandersetzung erwartet.
Die Gesichtszüge des Kapitäns verhärteten sich. »Ich stimme dagegen, Direktorin Truscott.«
Irgend etwas an dem Ding war falsch. Es war nicht seine Fremdartigkeit, denn sie war deutlich zu sehen, lag in der Konstruktion an sich begründet und wurde doch unterstrichen von den zahllosen dunklen Fenstern. Nein, es war etwas anderes.
»Ich nehme Ihren Einwand zur Kenntnis, John. Aber wir können nicht einfach davonfliegen und all das hinter uns lassen.« Truscotts Gesicht strahlte förmlich vor Begeisterung. »Und ich will diese Gelegenheit um nichts in der Welt versäumen.« Sie wandte sich an Carson. »Ich nehme an, Sie würden gerne mitkommen?«
Hutch bemerkte, wie ein mißbilligender Ausdruck über Carsons Gesicht huschte. In Anbetracht der langen Geschichte ungewollter Beschädigungen, die unerfahrene Reisende an Artefakten verursacht hatten, würde er es vorgezogen haben, nur mit seinen eigenen Leuten zu borden, aber er war klug genug, seine Zunge im Zaum zu halten. Statt dessen erwiderte er nur: »Ja. Sicher.«
»Wer sonst aus ihrer Mannschaft?«
»Ich nehme an, jeder«, entgegnete Carson.
»Sehr gut. Das geht in Ordnung.« Sie wandte sich zu Sill. »Wie steht es mit Ihnen, Harvey?«
»Nur, wenn Sie mitgehen.«
Truscott drehte sich zu Kapitän Morris um. »Sieben Mann für die Fähre.«
Hutch marschierte zu ihrem Quartier und zog sich um. Sie verspürte noch immer eine innere Unruhe. Da war irgend etwas, das nicht da sein sollte. Oder fehlte etwas? So sehr sie sich auch anstrengte, sie kam einfach nicht darauf. Es war wie eine Erinnerung, die man in seinem Gedächtnis vergraben hatte und die im passenden Augenblick einfach nicht hervorkommen wollte.
Sie schaltete ihren Monitor ein. Soeben kam der Orbiter aus dem Planetenschatten und wurde von hellem Sonnenlicht überflutet. Seine beiden Räder hatten früher einmal gegenläufig rotiert, aber heute standen sie still. Statt dessen taumelte das gesamte Artefakt langsam um seine Achse.
Welche Erkenntnisse über ihre Erbauer mochte die Konstruktion ans Licht bringen? Genau diese Art von Fragen hätte Richard gestellt. Was können wir aus seiner Ästhetik ableiten? Auf der Hülle waren Symbole zu erkennen, schwarze, verwinkelte Striche und sich verjüngende Schleifen – zwei verschiedene Gruppen von Buchstaben, dachte Hutch. Zwei Worte. Was hatten sie bedeutet?
Nach und nach wurden weitere Einzelheiten deutlich: Kuppeln, Antennen, Schleusen, Wartungsluken (zumindest vermutete Hutch, daß die tropfenförmigen Ausbuchtungen, die in gleichen Abständen ober- und unterhalb der Peripherie sichtbar waren, diese Funktion besaßen), Frachtluken und andere erkennbare Vorsprünge und Ausbuchtungen, deren Funktion wohl erst eine gründliche Inspektion enthüllen würde – wenn überhaupt.
Die Station zog ein langes Seil hinter sich her.
Und die Luken standen offen.
Hutch zog die Knie an die Brust und stützte ihren Kopf darauf, während sie auf die Station starrte und versuchte, sich vorzustellen, wie es damals gewesen sein mochte, als sie noch in Betrieb war und exotische Schiffe sie umkreist hatten. Und als die Antennen noch Signale von den Großen Schalen empfangen hatten.
Wie lange war das her?
Sie stand auf und wanderte in den Waschraum hinüber. Sie drehte den Wasserhahn der Dusche auf und regelte die Temperatur, bevor sie sich darunterstellte und den kühlen Wasserstrahl genoß.
Künstliche Schwerkraft wurde auf allen Schiffen nach der gleichen Methode hergestellt: Man ließ die Wohnbereiche um die Schiffsachse rotieren, egal, ob sie dauerhaft in einer Schiffshülle untergebracht waren wie bei der Perth oder ob sie als ringförmige Module konstruiert waren wie im Fall der Winckelmann. Als Folge der Rotation bog sich der Duschstrahl ganz leicht in die der Rotation entgegengesetzte Richtung, nicht genug, um
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