Hutch 01 - Gottes Maschinen
wiederzusehen.«
Das umlaufende Sichtpaneel war offen. Die Sterne leuchteten hell und freundlich, und ihr Glanz tauchte die Brücke in schimmerndes Licht. Die Innenbeleuchtung war bis auf ein paar Kontrollampen abgeschaltet. Es herrschte eine Atmosphäre, als säßen sie draußen auf einer Terrasse.
Richard begann eine oberflächliche Unterhaltung. Nach einigen Minuten sah Hutch die Gelegenheit gekommen, laut über Oz nachzudenken. »Das ist kein Bauwerk der Monument-Kultur, oder? Ich meine, es ist irgendwie ganz anders als alles, was wir bisher von den Erbauern wissen?«
Sein Gesichtsausdruck umwölkte sich. »Bis vor ein paar Tagen hätte ich genauso gedacht. Aber ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher.« Er reichte ihr Henrys Brief.
Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. »Und das haben sie in einer elftausend Jahre alten Ausgrabung gefunden?«
»Genau. Was halten Sie davon?«
»Es ist einer von ihnen.« Sie kicherte. »Er ist gelandet, und die Quraquat haben ein Bild von ihm gemacht. Mich laust der Affe!«
Hutch ging die Checkliste vor dem Sprung durch. »Irgendwie habe ich immer vermutet, daß sie es waren. Wer sonst hätte das machen können? Ich meine, Oz bauen. Wer ist sonst noch da draußen?«
Richard schien enttäuscht. »Wir wissen es nicht wirklich, oder, Hutch? Egal. Aber um ehrlich zu sein, ich habe es bisher vorgezogen, Oz zu ignorieren. Die Anomalie paßt in kein Szenario, das ich mir rein logisch vorstellen könnte.«
Hutch betrachtete erneut das Bild von der Todesmanifestation. Es rührte an irgend etwas, das tief in ihrem Innern vergraben war.
»Jedenfalls«, fuhr Richard fort, »hoffe ich, daß Henrys Leute einige Ideen haben.«
Ein bernsteinfarbenes Licht begann zu blinken. »Der Sprung steht unmittelbar bevor«, sagte sie ruhig. Energieströme koppelten. »Zehn Sekunden.«
Richard lehnte sich in seinem Netz zurück. »Wenn es wirklich von den Erbauern stammt, haben sie vielleicht ebenfalls einen steilen Niedergang durchgemacht.« Seine Augen schlossen sich. »Ich hoffe nur, daß es einen anderen Grund gibt …«
Die Maschinen erwachten zum Leben, und die Sterne verschwanden. Abgesehen von der plötzlichen Dunkelheit auf der Brücke war es der einzige spürbare physikalische Effekt des Sprunges in den interdimensionalen Raum. Nicht einmal annähernd ein Gefühl von Bewegung. Manche Leute behaupteten felsenfest, ein Schwindelgefühl zu erleben, aber nach Hutchins’ Überzeugung waren diese Typen überempfindlich und litten an Einbildung.
Der Eindruck glich dem einer Fahrt durch einen Tunnel. Wenn der Tunnel schließlich wieder weiter wurde – ein Effekt, der irgendwann nach einer halben Minute bis einigen Stunden stattfand – erschien der graue Nebel.
Die Systeme signalisierten Grün, und Hutch schaltete die schwache Notbeleuchtung der Brücke ein. Dann verschloß sie das vordere Sichtpaneel.
»… Ich hasse die Vorstellung, daß sie am Ende verrückt geworden sein könnten.«
»Meinen Sie nicht, daß Sie da ein wenig übertreiben?« Sie hatte vergeblich darauf gewartet, daß er ihr noch etwas Gebäck anbieten würde. Jetzt goß sie sich frischen Kaffee ein und bediente sich selbst.
»Übertreiben? Sie würden nicht so sprechen, wenn Sie Oz gesehen hätten!«
Bibliothekseintrag
Wo bleibt der Lohn?
… Der Reichtum, den die interstellare Raumfahrt anfangs zu versprechen schien, ist bis heute nicht Wirklichkeit geworden. Wir haben einige unbedeutende technologische Fortschritte gemacht, die wir auch mit anderen Methoden geschafft hätten – zu einem Bruchteil der Kosten. Wir haben die Überreste zweier intelligenter Spezies auf zwei entfernten Welten entdeckt – aber beide sind bereits ausgestorben. Auf einer weiteren Welt liegt eine dritte Spezies in einem planetenumspannenden Krieg.
Man mag argumentieren, daß diese Ergebnisse (zusammen mit unseren eigenen Fehlern und der Unfähigkeit, rechtzeitig auf die dramatisch veränderten Lebensbedingungen auf der Erde zu reagieren) uns suggerieren, daß die einzige daraus zu ziehende Lehre die ist, daß intelligentes Leben im Weltall viel seltener vorkommt, als wir ursprünglich vermutet haben. Und es gibt Gründe zu der Annahme, daß sich intelligentes Leben erst noch entwickeln muß – jedenfalls auf den meisten Planeten.
Die jährlichen Kosten, die durch die Aufrechterhaltung unseres Raumfahrtprogrammes auf dem gegenwärtigen Stand verursacht werden, würden ausreichen, um jedes Kind, jede Frau und jeden Mann in
Weitere Kostenlose Bücher