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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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kreiselnde Felsen wie dieser hier: leblos, unmeßbar kalt, genausowenig imstande, irgendeine Form von Leben zu erhalten wie der aufgeblasene Gasballon, den sie umkreisten.
    Richard folgte ihrem Blick. »Sie muß uns sehr ähnlich gewesen sein.« Seine Gesichtszüge wurden weich.
    Hutch verharrte regungslos.
    Das Universum ist ein zugiger, ungemütlicher Ort für jedes denkende Wesen. Es gibt nur so wenige wie uns, und das Weltall ist ein verdammt langes und breites Gebilde. Hutch dachte an sie. Weshalb war sie so weit von zu Hause weggegangen? Warum war sie alleine gereist? Ohne Zweifel war sie schon lange tot, zu Staub zerfallen.
    Trotzdem, ich wünsch’ dir alles Gute.

 
     
     
Teil Eins
     
     
Mondaufgang

 
1.
     
     
    Quraqua. 28stes Jahr der Mission, 211ter Tag
    Donnerstag, 29. April 2202; 0630 Uhr Ortszeit.
     
    Die Zivilisation dieser Welt war fast über Nacht ausgestorben. Die Katastrophe hatte zweimal stattgefunden: das erste Mal ungefähr neuntausend Jahre vor Christus, und achttausend Jahre später erneut – eine Tatsache, die Henrys Schlaf auf dieser so fremdartigen Welt ganz besonders störte.
    Er lag wach und dachte darüber nach, wie ihnen die Zeit davonlief. Wieso war den Quraquat die Anomalie auf ihrem Mond bekannt gewesen? Sie hatten am Ende nicht einmal mehr von den beiden Zusammenbrüchen ihrer Zivilisation gewußt, und nur noch ihre Legenden erinnerten daran – aber sie hatten Oz gekannt. Art hatte eine Münze gefunden, die keinen Zweifel daran ließ. Die Vorderseite zeigte ein winziges Quadrat auf einem Halbmond über dem Längengrad des Westlichen Meeres. Das Quadrat war genau an der Stelle eingeprägt, an der Oz auf dem Mond lag.
    Henry fragte sich, ob Lindas Annahme sich als richtig herausstellen würde, daß im Zeitalter der Unteren Tempel optische Instrumente bekannt gewesen waren. Oder ob die Eingeborenen schlichtweg gute Augen besessen hatten.
    Was hatten sie mit ihrem Wissen von dem Ding angefangen? Henry vergrub seinen Kopf im Kissen. Wenn die Quraquat ihren Mond mit einem Fernrohr betrachtet hätten, müßten sie die ausgedehnte Stadt gesehen haben, die eine weite Ebene bedeckte. Sie würden die breiten, luftleeren Straßen entdeckt haben und die Häuserblocks und großen Plätze. Und die massive Schutzmauer darum.
    Er wälzte sich in seinem Bett. Irgendwann würde Oz in Quraquas Literatur und Mythologie auftauchen. Wenn wir genug davon gefunden haben. Und wenn es uns gelingt, die Sprachen zu entschlüsseln.
    Sein Magen zog sich zusammen. Ihnen würde nicht genug Zeit dafür bleiben.
    Die Anomalie bestand aus nichts als massivem Fels, der mit erstaunlicher Präzision behauen war, um aus der Ferne die Illusion einer Stadt zu erzeugen. Das war das wirkliche Rätsel. Und die Erklärung für Oz war irgendwo hier zu finden, bei der Rasse, die diese Welt bewohnt hatte.
    Die Quraquat waren ein Volk gewesen, das komplizierte Kulturen entwickelt hatte. Ihre philosophischen Systeme hatten Zehntausende von Jahren überdauert, doch ihr Genius hatte sich nicht auf die Technologie ausgeweitet. Sie waren nie über das Niveau des irdischen neunzehnten Jahrhunderts hinaus gekommen.
    Der Türsummer ging. »Henry?« Die Stimme des Sprechers vibrierte aufgeregt. »Schlafen Sie?«
    »Nein.« Er öffnete die Tür. »Sind wir drin?«
    »Ja …«
    »Geben Sie mir zwei Minuten. Ich hätte nicht gedacht, daß es so schnell gehen würde.«
    Frank Carson stand auf dem Korridor. »Sie haben eine gute Mannschaft dort unten.« Er schien in der schummrigen Beleuchtung einen zufriedenen Eindruck zu machen. »Wir glauben, es ist noch intakt.«
    »Gut. Das ist gottverdammt gut!« Henry schaltete eine Tischlampe ein. Durch das Fenster fiel nur schwaches Licht von der Oberfläche herab. »Haben Sie schon hineingesehen?«
    »Nur durch einen Spalt gespäht. Wir wollten auf Sie warten.«
    »Jaaah … Danke.« Die traditionelle Archäologenlüge amüsierte Henry. Er wußte, daß sie alle bereits ihre Köpfe hineingesteckt hatten. Trotzdem würden sie jetzt so tun, als ob der Boß als erster den großen Schritt machte.
    Wenn es unter den archäologischen Mannschaften der Akademie jemanden gab, der noch weniger attraktiv war als Henry, dann mußte er schon einen sehr traurigen Anblick bieten. Um es mit Linda Thomas’ unvergeßlichen Worten zu sagen: Er sah stets so aus, als wäre ihm soeben eine Ladung Schrott auf den Kopf gefallen. Sein Gesicht war runzlig, voller Falten, und seine Anatomie gab überall nach. Er

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