Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
Vom Netzwerk:
konnte keine Überwachungskameras entdecken. Vermutlich gab es hier unten keine, sondern nur in den Labors, sonst hätte Luc gewusst, dass sie aus dem Keller gekommen waren. Sie verließen den Raum, schlossen ihn hinter sich ab und gingen den Gang entlang, so schnell es ihr Zustand ermöglichte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Juli.
    »Wir müssen die Gefangenen freilassen. Und ich will noch irgendetwas kaputt machen. Am liebsten eine Bombe in das Rechenzentrum schmeißen oder so was.«
    »Was ist mit den Menschen in den Labors?«
    »Ich glaube nicht, dass wir etwas für sie tun können.«
    Sie folgten dem Gang und erreichten bald eine Kreuzung, die sie wiedererkannten.
    »Da«, sagte Tom und wies auf die Tür mit dem gelben Starkstrom-Symbol, die sie schon zuvor bemerkt hatten. Er ging heran, probierte einige Schlüssel vom gestohlenen Bund aus, und kurze Zeit später hatte er sie geöffnet.
    Ein schwacher Geruch aus Maschinenöl und Diesel drang ihnen entgegen. Tom legte einen Schalter neben der Tür um, und die Deckenbeleuchtung flammte auf. An der Wand stand ein großes Pult mit zahlreichen leuchtenden Lämpchen, Knöpfen und Displays. Sie schritten das Pult entlang. Dahinter befand sich eine gewaltige unförmige Maschine, die ein tiefes Brummen von sich gab.
    »Von hier aus versorgen sie die Anlage mit Strom«, sagte Tom. »Das dort drüben ist der Generator … meine Güte, das ist ja fast ein Schiffsdiesel.«
    Juli betrachtete die verschiedenen Anzeigen auf dem Kontrollpult. »Verstehst du etwas davon?«
    »Nein«, gab Tom zu. »Aber um es kaputt zu machen, muss man kein Experte sein.«
    Er nahm die Pistole und zielte auf einige Kabel und Rohre, die oberhalb des Generators in der Decke verschwanden. Er drückte ab. Der Schuss hallte laut durch den Raum, die Kugel schlug beim Auftreffen Funken.
    »Was machst du denn da?«, rief Juli entsetzt.
    »Das da sind entweder Stromkabel oder Leitungen für Diesel oder Kühlflüssigkeit, schätze ich. Auf jeden Fall etwas, das keinesfalls kaputtgehen sollte.« Noch einmal schoss er in die Richtung. Die Waffe zuckte heftig in seiner Hand, aber dieses Mal hatte er etwas getroffen. Ein Loch war entstanden, und Flüssigkeit spritzte in einem fingerdicken Strahl heraus.
    »Bist du verrückt?!«, rief Juli. »Das kann sicher alles explodieren.«
    »Ach was. Das ist schlimmstenfalls Diesel, da passiert so schnell nichts. Interessant wird es erst, wenn sich die Dämpfe hier verbreiten.« Er versuchte sich an einem Grinsen, aber sein geschwollenes Gesicht verzerrte sich nur zu einer Fratze, und die Bewegung schmerzte ihn.
    Er wischte mit dem Finger einige der Spritzer ab und roch daran. »Gut«, beschloss er. »Das ist der Kraftstoff. Vielleicht nützt es ja etwas.« Er wandte sich der Kontrolleinheit zu und studierte sie eine Weile. Dann zuckte er mit den Schultern und feuerte zweimal in schneller Folge darauf. Zufrieden sah er, dass viele der Lampen ausgingen und andere hektisch zu blinken begannen. »Auch nicht schlecht. Diese Reparatur wird wenigstens teuer. Los, jetzt raus hier.«
    Sie verließen den Raum, Tom schloss die Tür hinter ihnen ab und verdrehte dann den Schlüssel so, dass er im Schloss abbrach.
    Das Licht im Gang war ausgegangen. Nur noch kleine Notlampen, die in großen Abständen angebracht waren, glühten und erzeugten ein schwaches Zwielicht.
    Sie liefen den Gang entlang zu dem Gewölbe, aus dem sie zwei Stunden zuvor gekommen waren.
    Erneut überwältigte sie der bestialische Gestank, der ihnen entgegenschlug, als sie die Stahltür geöffnet hatten. Das Kreischen, Heulen und Wimmern der Gefangenen umfing sie augenblicklich. Die Neonröhren leuchteten noch.
    Tom trat an die erste der Zellen heran. Sofort kamen einige der Entstellten an die Gitter und streckten ihre Arme hindurch. Einer presste mit einer plötzlichen Bewegung sein Gesicht zwischen die Stäbe, entblößte seine faulig stinkende Mundhöhle und spie Tom schaumigen Geifer entgegen.
    »Zeig ihnen dein Medaillon«, sagte Juli. Tom, der einen halben Schritt zurückgetreten war, zog den Anhänger hervor und hielt ihn den wütenden Menschen entgegen.
    Es dauerte einen Moment, dann stellte sich trotz aller Wildheit ein Erkennen in den wässrig-trüben Augen des vordersten Mannes ein. Seine Bewegungen stockten, dann grunzte er unverständliche Worte und trat zurück. Eine angespannte Stille breitete sich aus, erst in dieser Zelle, dann durch das ganze Gewölbe.
    »Ich will euch helfen«, sagte Tom

Weitere Kostenlose Bücher