Hyperkode Wüstenfuchs
forderte im Namen seines ominösen Chefs die Unterwerfung unter dessen Kommando. Außerdem sollte ich auf jeden seiner Befehle widerspruchslos eingehen, keine Fragen nach dem Warum oder Wieso stellen, oder man würde mir trotz höchster Neu-Orbton-Werte und überragender Toterlay-Schulung beibrin gen, wie man im Bolloni-Krater mit Aufsässigen umzugehen be reit war.
Ich hatte ihn abgewiesen und ihm meinerseits Gegenmaßnahmen angedroht. Da war er, lächelnd wie üblich, endlich gegangen.
Die Sirenen heulten auf. Es war zehn Uhr. Man gab den Häftlingen eine Stunde Zeit, das zweite Frühstück einzunehmen und sich zu erholen. Das war auch notwendig, denn wenn man unter diesen Umständen vier Stunden lang einen Gescheckten getragen hatte, war man erschöpft.
Wunderbar kühle Luft strömte in die Schleuse ein. Allison beobachtete die Anzeigen und öffnete seinen Helm. Ich erblickte ein aufgedunsenes, tomatenrotes Gesicht und wahrhafte Sturzbäche von Schweiß, der sich im engschließenden Kragenstück angesammelt hatte und nun herausquoll.
»Dr. Allison, Ihnen wird eine zweistündige Ruhepause eingeräumt. Möchten Sie die Erste-Hilfe-Station aufsuchen, oder glauben Sie, der Besuch eines Arztes wäre ausreichend? Ich berücksichtige selbstverständlich Ihre Wünsche.«
Diese Worte hatte der aufmerksame Wachoffizier an ihn gerichtet. Hier brauchte offenbar niemand über Gebühr zu leiden.
»Danke«, lehnte Framus das Angebot erstaunlich gelassen ab. »Nichts von beiden. Einen Arzt habe ich in Gestalt von Kenji Nishimura an meiner Seite.«
»Wie Sie wünschen«, dröhnte es aus den Schleusenlautsprechern. »Wir sind trotzdem jederzeit für Sie da. Denken Sie bitte daran, falls Ihnen übel werden sollte.«
»Darf ich notfalls den Inhalt der fahrbaren Apotheke benutzen, Sir?« erkundigte sich Nishimura.
»Natürlich! Einem Arzt steht das Recht jederzeit zu, sogar ei nem einigermaßen medizinisch orientierten Laien.«
Die inneren Schleusentore öffneten sich. Vor uns lag der klimatisierte Rundgang, von dem aus die verschiedenartigen Erholungsräume erreicht werden konnten.
Nishimura, Hannibal und ich klappten nun ebenfalls unsere Helme auf die Schultern zurück. Ich vernahm das Knacken der Arretierungsriegel. Ihr Impuls schaltete automatisch das Lebenserhaltungssystem ab.
Die geringe Schwerkraft des Mondes bedeutete für uns eine grenzenlose Erleichterung. Auf der Erde wog ein Gescheckter mit vollen Laderbatterien, Sauerstofftanks, Wasserkanistern und den vielen anderen Aggregaten hundertachtzig Kilogramm. Auf Luna waren es nur noch zirka dreißig Kilogramm, aber das war schon ausreichend, um einen Mann ohne sportliches Leistungstraining an die Grenze totaler Erschöpfung zu bringen.
Hannibal steuerte auf eine rotgestrichene Panzertür zu. Sie war druckfest, besaß jedoch keine dahinterliegende Schleusenkammer.
»Das ist der am besten klimatisierte Ruheraum«, krächzte er mit fast versagender Stimme. Im Gegensatz zu Allison wirkte sein Gesicht wie ausgetrocknet. Ich fühlte mich ebenfalls wie eine zum Leben erwachte Mumie. Der Durst war unerträglich. Mein Wasservorrat war schon nach zwei Stunden verbraucht gewesen.
Das Kleine öffnete das Schott, trat in den Raum und schloß es hinter uns. Das war ein eisernes Gesetz! Drucktüren hatten sofort wieder dichtgemacht zu werden.
Allison zerrte sich den Raumanzug vom Körper, ließ ihn achtlos zu Boden gleiten und streckte sich auf einem der bequemen Pneumolager aus. Dort blieb er schweratmend auf dem Rücken liegen. Wir folgten seinem Beispiel. Das zweite Frühstück würde ohnehin erst eine halbe Stunde später gereicht werden. Das Wachkommando wußte warum! Wer konnte schon sofort nach Pausenbeginn essen. Ich hätte keinen Bissen hinunterwürgen können, obwohl ich eine hervorragende GWA-Fitneß-Schulung absolviert hatte.
Außer uns waren noch drei Mithäftlinge anwesend. Zwei von ihnen schliefen in tiefer Erschöpfung. Sie gehörten zum Abbaukommando WO-44 und waren mit Probebohrungen beschäftigt. Ich hatte zwei von ihnen gesehen, als sie mit ihren Druckkuppelmaschinen herangerollt waren und die Laserkanone auf die Wandungen gerichtet hatten. Sie waren auf das gewachsene Mondge stein angesetzt worden, weil man dort Wolfram angemessen hat te. Da waren sie wenigstens vor Gasblasen sicher. Beide Häftlinge waren nicht para-immunisiert. Ich verzichtete trotzdem auf eine telepathische Sondierung.
Der dritte Mann war ein Sprengmeister, ebenfalls nicht
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