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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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den Augen. Es schien sie nicht zu stören.
    »Verzeihen Sie«, bat ich leise. »Ich habe Sie unverschämt an gestarrt. Das ist normalerweise nicht meine Art.«
    »Es macht Sie aber menschlicher als Sie sich selbst eingeste hen wollen«, erklärte sie sinnend. »Ich glaube, Sie wissen über sich selbst ebensowenig wie ich über mich.«
    Ich versuchte ein Auflachen. Es mißlang mir kläglich.
    »Wieso sind Sie eigentlich hier unten?« fragte ich, in meine Rolle zurückfallend. Menschliche Gefühlsregungen waren unangebracht.
    »Die letzte Komputerauswertung schien Oberst Vanerhan überzeugt zu haben, ich müßte früher Ärztin gewesen sein. In der Tat vollbringe ich instinktiv Dinge, die darauf schließen lassen. So wurde ich abgestellt. Professor, Sie haben mächtige Feinde. Man will etwas von Ihnen; wahrscheinlich Ihr Wissen. Hatten Sie nahe dem dritten Halswirbel jemals eine Verletzung? Vielleicht eine Narbe?«
    Ich richtete mich mühevoll vom Krankenlager auf. Plötzlich war ich wach.
    »Ja, eine sehr alte Narbe. Sie befindet sich rechts des dritten Wirbels.«
    »Sie befand sich dort«, korrigierte sie ohne eine bemerkbare Spur von Überraschung. »Sie ist verschwunden, aber beim Abtasten fühlt man eine winzige Erhöhung. Dafür besitzen Sie neuerdings einen frischen Einstich zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel. Die perforierte Stelle blutete noch leicht nach, als wir Sie fanden.«
    Sie beobachtete meine instinktive Handbewegung zum Genick mit abgeklärtem Interesse und meinte anschließend:
    »Das kann nur jemand getan haben, der sich zusammen mit Ihnen im Ruheraum befand, jedoch nicht bewußtlos wurde. Wir brauchten einige Zeit, um Sie zu bergen.«
    »Die beiden Bohrmaschinenfahrer«, stellte ich ernüchtert fest. »Waren sie nicht ebenfalls besinnungslos?«
    »Einer von ihnen verhielt sich so. Er trug Mikro-Druck patronen in beiden Nasenöffnungen. Das reicht für einige Minu ten. Ich habe die Beobachtung für mich behalten. Bei Ihren Mitarbeitern konnte ich übrigens keine Einstiche feststellen, aber ich glaube zu wissen, weshalb nicht.«
    Ich ahnte es ebenfalls – nein, ich wußte es mit Bestimmtheit.
    »Er wollte meine Perforationswunde mit Biopolplast in Sekundenschnelle abheilen, sprühte jedoch in der Eile nebendran. Er traf meine alte Narbe, regte das Wuchergewebe an und erzielte einen ungewollten Verdeckungseffekt. Ist es das?«
    »Das ist auch meine Vermutung. Wie aber wollen Sie es dem Häftling nachweisen? Bitte, behalten Sie meine Entdeckung für sich. Ich möchte nicht ebenfalls in die Schlucht der ausweglosen Dunkelheit gezerrt werden. Bitte!«
    Ich lauschte der Erklärung nach. Sie war ungewöhnlich. Wer war Golda? Welche vergangenen Ereignisse ließen sie solche Worte aussprechen?
    Ich erhob mich, schüttelte das letzte Schwindelgefühl ab und inhalierte nochmals ausgiebig Sauerstoff. Dann fühlte ich mich wieder fit.
    »Ich danke Ihnen, Golda. Vielleicht kann ich Ihnen eines Ta ges helfen. Dazu muß ich hier heraus.«
    Sie nickte nur. Diese junge Frau vermied überflüssige Fragen. Sie konnte zuhören und ein treffendes Urteil fällen.
    Ich ging, um die Freunde zu besuchen. Sie waren ebenfalls in Ordnung. Hannibal meinte telepathisch:
    »Das hat natürlich Alain Ruger veranlaßt. Die Sprengung war genau berechnet. Der Türschalter diente als Initialzünder. Wäre das Deckenloch größer gewesen, hätten wir es nicht überleben können. Den Sprengmeister hat er dafür geopfert. Das war für dich eine harte Warnung nach dem Motto: Entweder du spurst, wie ich es will, oder ich blase dich ungespitzt durch den linken Absatz deiner Schuhe ins Nirwana.«
    »Wieso durch den Absatz? Ich – ja, schon gut, dein skurriler Humor scheint wieder erwacht zu sein.«
    »Der schläft nie, du Halbgott der GWA. Aber tröste dich, mir ist ähnliches drei Tage nach meiner Ankunft widerfahren. Ich bin auch beinahe erstickt, dies allerdings durch ein plötzliches Versagen meines Lebenserhaltungssystems. Es war schlimmer als heute. Vorhin bin ich nämlich schön ruhig liegengeblieben und habe mir die letzten Sauerstoffreste geangelt.«
    Ich schaute ihn grübelnd an. Allison und Kenji wechselten einen Blick.
    »Schon einmal erlebt? Und das erfahre ich jetzt erst?«
    »Ich habe dir doch frühzeitig genug mitgeteilt, daß du hier in eine Hölle kommst. Entweder du parierst, oder die Brüder schubsen dich ganz zufällig vor einen Hochenergie-Laserbohrer. Dann siehst du aus wie Schweizer Käse. Heute war es nur

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