Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Dieses Tier kann man mit den physikalischen Gesetzen vergleichen, die in ihrer ursprünglichen Umgebung wunderbar anzusehen sind. Das natürliche Habitat der physikalischen Gesetze ist die höherdimensionale Raumzeit. Doch wie kann man diese Gesetze messen, wenn sie nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und in einem Käfig, unserem dreidimensionalen Labor, zur Schau gestellt werden. Wir sehen den Geparden immer nur, wenn er bereits seine Anmut und Schönheit eingebüßt hat. 4
Jahrzehntelang hat man sich gefragt, warum die vier Naturkräfte so zerstückelt erscheinen -warum der »Gepard« so erbarmungswürdig und gebrochen aussieht in seinem Käfig. Der entscheidende Grund für die scheinbare Unähnlichkeit der vier Kräfte liegt nach Freund darin, daß wir immer nur den »eingesperrten« Geparden beobachten. Unsere dreidimensionalen Laboratorien sind für die physikalischen Gesetze sterile Zookäfige. Doch wenn wir die Gesetze in einer höherdimensionalen Raumzeit formulieren, ihrem natürlichen Habitat, erkennen wir, wie wundervoll und leistungsfähig sie in Wirklichkeit sind; sie werden einfach und effektiv. Die Revolution, die die Physik gegenwärtig erlebt, erwächst aus der Erkenntnis, daß die natürliche Umgebung des Geparden möglicherweise der Hyperraum ist. Eine gewisse Vorstellung davon, wie durch Hinzufugung einer höheren Dimension die Dinge unter Umständen einfacher werden, können Sie gewinnen, wenn Sie sich vor Augen halten, wie die alten Römer wichtige Kriege geführt haben. Während der großen römischen Kriege, die häufig auf vielen kleineren Schlachtfeldern ausgetragen wurden, herrschten stets große Verwirrung, Lärm und Desinformation, die aus allen Richtungen auf die Krieger beider Seiten eindrangen. Da die Schlachten an mehreren Fronten tobten, waren die römischen Heerführer häufig zu blindem Handeln gezwungen. Rom gewann seine Schlachten eher durch rohe Kraft als durch elegante Strategie. Deshalb ist einer der wichtigsten Grundsätze der Kriegsführung, höher gelegenes Gelände zu erobern – das heißt, sich in der dritten Dimension nach oben zu bewegen, über das zweidimensionale Schlachtfeld hinaus. Vom Aussichtspunkt eines großen Hügels mit einem ungehinderten Blick über das Schlachtfeld verliert das Geschehen mit einem Schlage viel von seinem chaotischen Charakter. Also aus der dritten Dimension betrachtet (das heißt von der Spitze des Hügels), fügt sich das Durcheinander der kleineren Schlachtfelder zu einem umfassenden, großen Bild zusammen.
Eine andere Anwendung dieses Prinzips – demzufolge die Natur einfacher wird, wenn man sie in höheren Dimensionen ausdrückt – ist der Gedanke, der Einsteins spezieller Relativitätstheorie zugrunde liegt. Dort hat er nachgewiesen, daß die Zeit die vierte Dimension ist und daß sich Raum und Zeit bequem in einer vierdimensionalen Theorie vereinigen lassen. Das wiederum führte unausweichlich zur Vereinigung aller physikalischen Größen, die sich durch Raum und Zeit messen lassen, so auch von Materie und Energie. Dann entdeckte er den exakten mathematischen Ausdruck für diese Einheit von Materie und Energie: E = mc 2 , vielleicht die berühmteste aller wissenschaftlichen Gleichungen. 5
Um zu zeigen, welch enorme Wirkung die Vereinigung hat, möchte ich jetzt die vier fundamentalen Naturkräfte beschreiben und dabei deutlich machen, wie verschieden sie sind und wie sich aus der höheren Dimensionenzahl vielleicht die Voraussetzung für die Entwicklung eines vereinigenden mathematischen Systems ergibt. In den letzten zweitausend Jahren hat die Naturwissenschaft entdeckt, daß sich alle Erscheinungen in unserem Universum auf vier Kräfte zurückführen lassen, die auf den ersten Blick keinerlei Ähnlichkeit miteinander aufweisen.
Elektromagnetische Kraft
Die elektromagnetische Kraft tritt in einer Vielfalt von Formen auf, unter anderem als Elektrizität, Magnetismus und Licht. Diese Kraft erleuchtet unsere Städte, füllt die Luft mit Musik aus Radiound Stereoapparaten, unterhält uns mit Fernsehsendungen, erleichtert die Hausarbeit durch entsprechende Geräte, erwärmt unsere Nahrung durch Mikrowellen, erfaßt unsere Flugzeuge und Raumsonden mit Radargeräten und sorgt für das Funktionieren unserer Kraftwerke. In jüngerer Zeit nutzt man die elektromagnetische Kraft auch für Elektronenrechner (die zu einer Revolution in Büro, Heim, Schule und Militär geführt haben) und in Lasern (die für
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