Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
ungefähr zweihundert Tage« oder weniger dauern. 6
Bislang seien, so stellt Thorne fest, die Zeitparadoxa, auf die man normalerweise in Filmen stößt, noch nicht gefunden worden: »Nach Sciencefiction-Drehbüchern zu urteilen (etwa denen, in denen der Held in der Zeit zurückgeht, um sich selbst zu töten), könnte man erwarten, daß CTCs Anfangstrajektorien mit null Multiplizitäten hervorrufen« (das heißt unmögliche Trajektorien). Er hat jedoch gezeigt, daß die CTCs, die in diesem Wurmloch auftreten, die Vergangenheit zu erfüllen scheinen und sie nicht verändern oder Zeitparadoxa erzeugen.
Als Thorne schließlich der wissenschaftlichen Gemeinschaft diese überraschenden Ergebnisse präsentierte, schrieb er: »Durch die hier vorgelegte neue Klasse von Lösungen für die Einstein-Feldgleichungen werden Wurmlöcher beschrieben, die im Prinzip von Menschen befahren werden könnten.«
Die ganze Sache hat natürlich einen Haken, der einer der Gründe dafür ist, daß wir heute keine Zeitmaschinen haben. Der letzte Schritt in Thornes Berechnung besteht darin, die genaue Beschaffenheit der Materie und Energie abzuleiten, die erforderlich wäre, um diese wunderbaren passierbaren Wurmlöcher zu bauen. Wie Thorne und seine Kollegen feststellen, müßte sich im Zentrum des Wurmloches eine exotische Form der Materie mit ungewöhnlichen Eigenschaften befinden. Allerdings weist Thorne sogleich daraufhin, daß diese »exotische« Form der Materie, mag sie auch ungewöhnlich sein, gegen kein bekanntes physikalisches Gesetz zu verstoßen scheint. Wie er jedoch warnend vermerkt, könnte man vielleicht eines Tages beweisen, daß es exotische Materie nicht gibt. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat es den Anschein, als sei sie eine durchaus akzeptable Erscheinungsform der Materie, vorausgesetzt allerdings, man verfügt über eine hinreichend entwickelte Technik. Zuversichtlich erklärt Thorne: »Aus einem einzigen Wurmloch kann eine beliebig entwickelte Zivilisation eine Maschine für Reisen rückwärts in die Zeit konstruieren.«
Konstruktionsplan für eine Zeitmaschine
Allerdings dürfte Thornes Konstruktionsplan für eine Zeitmaschine die Leser von H. G. Wells’ Roman Die Zeitmaschine enttäu schen. Da sitzt man nicht im Sessel des eigenen Wohnzimmers, dreht ein paar Wählscheiben, sieht blinkende Lichter und überblickt das weite Panorama der Geschichte – mit ihren verheerenden Weltkriegen, dem Aufstieg und Fall ihrer Hochkulturen oder den Früchten künftiger wissenschaftlicher Großtaten.
Eine Spielart der Thorneschen Zeitmaschine besteht aus zwei Kammern, die jeweils zwei parallele Metallplatten enthalten. Die starken elektrischen Felder, die zwischen den Platten erzeugt werden (stärker als alles, was die heutige Technik zu leisten imstande wäre), zerreißt das Gewebe der Raumzeit und läßt ein Loch im Raum entstehen, das die beiden Kammern miteinander verbindet. Die eine Kammer wird daraufhin in ein Raumschiff verfrachtet und beschleunigt, bis sie fast Lichtgeschwindigkeit erreicht, während die andere auf der Erde verbleibt. Da ein Wurmloch zwei Raumregionen mit unterschiedlichen Zeiten verbinden kann, geht eine Uhr in der ersten Kammer langsamer als eine Uhr in der zweiten Kammer. Folglich verstriche die Zeit an den beiden Enden des Wurmlochs unterschiedlich, so daß jeder, der in ein Ende des Wurmlochs fiele, sofort in die Vergangenheit oder Zukunft geschleudert würde.
Eine andere Zeitmaschine könnte wie folgt aussehen: Gäbe es tatsächlich exotische Materie und ließe sie sich wie Metall formen, dann wäre die Idealform wahrscheinlich ein Zylinder. In der Mitte dieses Zylinders steht ein Mensch. Die exotische Materie verwirft den Raum und die Zeit in der Umgebung und schafft auf diese Weise ein Wurmloch, das zwei ferne Teile des Universums mit verschiedenen Zeiten verbindet. Im Mittelpunkt des Wirbels befindet sich der Mensch, der keine größere Gravitationsbelastung als ein g erfährt, wenn er in das Wurmloch gesogen wird und sich am anderen Ende des Universums wiederfindet.
Oberflächlich betrachtet, ist Thornes mathematische Argumentation einwandfrei. Nach Einsteins Gleichungen lassen Wurmlochlösungen in der Tat zu, daß die Zeit zu beiden Seiten des Wurmlochs unterschiedlich verstreicht, so daß Zeitreisen im Prinzip möglich sind. Natürlich besteht das Problem darin, überhaupt ein Wurmloch herzustellen. So weisen auch Thome und seine Mitarbeiter sogleich
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