Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
schlimmsten Alpträume und würde den gesunden Menschenverstand völlig außer Kraft: setzen. Tatsächlich zeigt dieses bizarre Universum so pathologische Züge, daß es nach den Anfangsbuchstaben seiner Väter rasch als NUT-Universum bezeichnet wurde (nut. verückte Person).
Zunächst taten die Relativisten die NUT-Lösung genauso ab, wie sie sich der Gödelschen Lösung verweigert hatten; das heißt, sie erklärten, unser Universum scheine sich nicht zu entwickeln, wie es diese Lösungen vorhersagten. Man lehnte sie also aus experimentellen Gründen willkürlich ab. Doch im Laufe der Jahrzehnte ergab sich für die Einstein-Gleichungen eine Flut von solch bizarren Lösungen, die Zeitreisen zulassen. Anfang der siebziger Jahre nahm sich Frank J. Tipler von der Tulane University in New Orleans noch einmal eine alte Lösung fur die Einstein-Gleichungen vor, die W. J. van Stockum 1936 noch vor der Gödelschen Lösung gefunden hatte. Diese Lösung setzt die Existenz eines unendlichen langen, rotierenden Zylinders voraus. Überraschenderweise konnte Tipler zeigen, daß auch diese Lösung die Kausalität verletzt.
Sogar bei der Kerr-Lösung (die die physikalisch realistischste Beschreibung Schwarzer Löcher im All darstellt) wies man nach, daß sie Zeitreisen zuläßt. Raumschiffe, die das Zentrum eines Schwarzen Loches der KerrArt durchquerten, könnten (vorausgesetzt, sie würden dabei nicht zermalmt) gegen die Kausalität verstoßen.
Bald stellte man fest, daß sich NUT-Singularitäten in jedes Schwarze Loch oder expandierende Universum einfügen lassen. Damit wurde es möglich, eine unendliche Zahl von pathologischen Lösungen für die Einstein-Gleichungen zu finden. Beispielsweise läßt sich zeigen, daß jede Wurmloch-Lösung dieser Gleichungen irgendeine Form von Zeitreisen gestattet.
Laut dem Relativitätstheoretiker Frank Tipler lassen »sich Lösungen für die Feldgleichungen finden, die bizarre Verhaltensweisen praktisch jeder Art an den Tag legen«. So erfolgte eine explosionsartige Zunahme von pathologischen Lösungen für die Einstein-Gleichungen, die deren Schöpfer sicherlich entsetzt hätten.
In gewissem Sinne sind die Einstein-Gleichungen wie ein trojanisches Pferd. Oberflächlich betrachtet, sieht das Pferd wie ein höchst willkommenes Geschenk aus, dem wir die experimentell erhärtete Erkenntnis verdanken, daß Sternenlicht unter dem Einfluß der Schwerkraft abgelenkt wird, und das uns den Ursprung des Universums schlüssig erklärt. Doch in seinem Inneren lauern alle möglichen seltsamen Dämonen und Kobolde, die für die Möglichkeit interstellarer Reisen durch Wurmlöcher und Zeitreisen sorgen. Für diesen Blick in die dunkelsten Geheimnisse des Universums hatten wir mit. der Verunsicherung unserer festesten Überzeugungen in Hinblick auf unsere Welt zu bezahlen – daß der Raum einfach zusammenhängt und die Geschichte sich nicht im nachhinein verändern läßt.
So blieb die Frage: Lassen sich diese CTCs aus rein experimentellen Gründen abtun, wie Einstein meinte, oder kann man auf irgendeine Art nachweisen, daß sie theoretisch möglich sind und daß man damit tatsächlich eine Zeitmaschine konstruieren kann?
Konstruktion einer Zeitmaschine
Im Juni 1988 unterbreiteten drei Physiker (Kip Thome und Michael Morris vom California Institute of Technology und Ulvi Yurtsever von der University of Michigan) den ersten ernsthaften Vorschlag für eine Zeitmaschine. Es gelang ihnen, die Herausgeber der Physikal Review Letters, einer der angesehendsten Physikzeitschriften der Welt, davon zu überzeugen, daß ihre Arbeit ernsthafte Beachtung verdiene. (Im Laufe der Jahrzehnte sind bei den maßgebenden physikalischen Zeitschriften unzählige verrückte Vorschläge für Zeitmaschinen eingegangen, die aber alle abgelehnt wurden, weil sie nicht auf vernünftigen physikalischen Prinzipien oder den Einstein-Gleichungen beruhten.) Wie sie es als erfahrene Wissenschaftler gewöhnt waren, legten sie ihre Hypothesen in der allgemein akzeptierten physikalischen Sprache der Feldtheorie dar und erläuterten dann eingehend die Schwachpunkte ihrer Argumentation.
Thorne und seinen Kollegen war klar, daß sie, um die Skepsis der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu zerstreuen, die üblichen Einwände, die gegen die Verwendung von Wurmlöchern als Zeitmaschinen erhoben wurden, außer Kraft setzen mußten. Erstens hat Einstein, wie oben erwähnt, selbst erkannt, daß die
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