Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Zeitreisenden wirklich ein reines Vergnügen bleibt.
Hawking hat Vorbehalte gegenüber Thornes Wurmlöchern geäußert. Doch darin liegt eine gewisse Ironie, weil Hawking selbst eine neue Wurmlochtheorie vorgeschlagen hat, die noch phantastischer ist. Statt die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verknüpfen, verbinden die Hawkingschen Wurmlöcher unser Universum mit einer unendlichen Zahl von Paralleluniversen.
12 Kollidierende Universen
Die Natur ist nicht nur seltsamer, als wir
annehmen, sie ist auch seltsamer, als wir
annehmen können.
J . B . S . H A L D A N E
Eine der tragischsten Erscheinungen in der wissenschaftlichen Welt ist der Kosmologe Stephen Hawking. Obwohl er an einer tödlichen Nervenkrankheit leidet, hat er trotz scheinbar unüberwindlicher Hindernisse seine Forschungsarbeiten unermüdlich fortgesetzt. Zwar hat er nach und nach die Kontrolle über Hände, Beine, Zunge und schließlich auch die Stimmbänder verloren, aber das Leben im Rollstuhl hat ihn nicht daran gehindert, der Forschung ganz neue Wege zu erschließen. Jeder Physiker von geringerer Begabung hätte es an seiner Stelle längst aufgegeben, die großen Probleme der Wissenschaft anzugehen.
Unfähig, einen Bleistift oder Kugelschreiber zu halten, führt er alle Rechnungen im Kopf aus, wobei ihm gelegentlich ein Assistent hilft. Da er nicht mehr sprechen kann, benutzt er mechanische Geräte, um sich mit der Außenwelt zu verständigen. Trotzdem erfüllt er nicht nur sein umfangreiches Forschungsprogramm, sondern hat auch die Zeit gefunden, einen Bestseller – Eine kurze Geschichte der Zeit – zu schreiben und Vorträge in der ganzen Welt zu halten.
Anläßlich eines Vortrags auf einer von Hawking organisierten Physikertagung an der Cambridge University habe ich ihn in seinem Haus vor den Toren der Stadt besucht. Im Wohnzimmer sah ich staunend, welche eindrucksvolle Vielfalt von Hilfsmitteln er benutzt, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Auf seinem Schreibtisch erblickte ich beispielsweise eine Vorrichtung, die große Ähnlichkeit mit einem Notenständer hatte. Allerdings war dieses Gerät weit komplizierter und imstande, jede Seite eines Buches einzeln zu ergreifen und umzublättern, so daß Hawking mit seiner Hilfe lesen konnte. (Mir erging es, wie es wohl den meisten Kollegen an meiner Stelle ergangen wäre: Ich bezweifelte stark, daß ich die Kraft und Willensstärke gehabt hätte, meine Arbeit ohne Arme, Beine und Stimme fortzusetzen, auch wenn mir die besten mechanischen Hilfsmittel zur Verfügung gestanden hätten.)
Hawking hat den Lukasischen Lehrstuhl für Physik an der Cambridge University inne, auf dem einst Isaac Newton saß. Und wie sein großer Vorgänger hat auch Hawking sich dem größten Problem seines Jahrhunderts zugewandt: der endgültigen Vereinigung von Einsteins Gravitationstheorie und der Quantentheorie. Diese Beschäftigung hat ihn ebenfalls zu einem Bewunderer der eleganten und widerspruchsfreien zehndimensionalen Theorie werden lassen, und bezeichnenderweise beschließt er seinen Bestseller mit einer Erörterung dieser Theorie.
Heute richtet Hawking seine schöpferische Energie nicht mehr in erster Linie auf das Gebiet, das seinen Weltruhm begründete – auf das der Schwarzen Löcher –, denn die sind passe. Inzwischen hat er sich ein höheres Ziel gesteckt: die vereinigte Feldtheorie. Wie wir uns erinnern, begann die Stringtheorie als Quantentheorie und hat sich später Einsteins Gravitationstheorie einverleibt. Dagegen nähert sich Hawking, der als klassischer Relativist und nicht als Quantentheoretiker begonnen hat, dem Problem von einer ganz anderen Seite. Sein Kollege James Hartle und er gehen von Einsteins klassischem Universum aus und quantein dann das ganze Universum.
Wellenfunktion des Universums
Hawking gehört zu den Begründern einer neuen wissenschaftlichen Disziplin, der sogenannten Quantenkosmologie. Das hört sich zunächst nach einem Widerspruch in sich an. Denn das Wort »Quantum« oder »Quanten« bezieht sich auf die unendlich kleine Welt der Quarks und Neutrinos, während Kosmologie die fast grenzenlose Ausdehnung des Alls bezeichnet. Doch Hawking und andere sind heute der Überzeugung, daß sich die grundlegenden Fragen der Kosmologie nur mit der Quantentheorie beantworten lassen. Dabei folgt Hawking der Quantenkosmologie bis zur letzten Konsequenz: der Schlußfolgerung, daß es eine unendliche Zahl von Paralleluniversen gibt.
Wie wir
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