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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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dafür, daß sich die Stringtheorie schon bald die Zahlentheorie wird einverleiben können.

    Wissenschaft und Religion
    Da die Hyperraumtheorie neue, tiefreichende Verbindungen zwischen Physik und abstrakter Mathematik hergestellt hat, wird hier und da der Vorwurf erhoben, da werde auf der Basis der Mathematik eine neue Theologie geschaffen. Das heißt, wir hätten die Mythologie der Religion nur verworfen, um uns einer noch merkwürdigeren Religion, die sich auf gekrümmte Raumzeit, Teilchensymmetrien und kosmische Expansion berufe, in die Arme zu werfen. Während Priester lateinische Gesänge anstimmten, die kaum jemand versteht, würden Physiker ihre Superstringgleichungen herbeten, die noch weniger Menschen verstehen. Der »Glaube« an einen allmächtigen Gott wird also durch den »Glauben« an die Quantentheorie und allgemeine Relativitätstheorie ersetzt. Machen die Wissenschaftler geltend, ihre mathematischen Litaneien ließen sich im Labor überprüfen, wird ihnen entgegengehalten, die Schöpfung lasse sich nicht im Labor messen und deshalb könne man abstrakte Theorien wie den Superstring nicht testen.
       Neu ist diese Debatte nicht. In der Vergangenheit sind Wissenschaftler häufig gezwungen gewesen, sich mit Theologen über die Naturgesetze auseinanderzusetzen. Beispielsweise war der große englische Biologe Thomas Huxley Ende des 19. Jahrhunderts der wichtigste Verteidiger der Darwinschen Selektionstheorie gegen die Kritik der Kirche. In ähnlicher Weise haben Quantenphysiker mit Vertretern der katholischen Kirche Radiodiskussionen geführt, in denen es um die Frage ging, ob das Heisenbergsche Unbestimmtheitsprinzip den freien Willen in Frage stellt – ein Aspekt, der unter Umständen entscheidet, ob eine Seele in den Himmel oder in die Hölle kommt.
    Doch meist zeigen Wissenschaftler wenig Lust, sich auf theologische Debatten über Gott und die Schöpfung einzulassen. Wie ich festgestellt habe, liegt es unter anderem daran, daß Gott für viele Menschen vieles bedeuten kann und daß die Verwendung von Wörtern, die mit solchen verborgenen, symbolischen Bedeutungen befrachtet sind, die Sachlage nur verschleiern. Zur Klärung des Problems kann meiner Auffassung nach beitragen, wenn man sorgfältig zwischen zwei Bedeutungsarten des Wortes »Gott« unterscheidet. Jedenfalls erweist es sich manchmal als hilfreich, den Gott der Wunder von dem Gott der Ordnung zu trennen.
    Wenn Wissenschaftler das Wort »Gott« verwenden, meinen sie gewöhnlich den Gott der Ordnung. Beispielsweise gehörte zu Einsteins wichtigsten Erlebnissen in der frühen Kindheit die Lektüre seines ersten naturwissenschaftlichen Buches. Augenblicklich wurde ihm klar, daß die meisten Dinge, die man ihn über die Religion gelehrt hatte, unmöglich wahr sein konnten. Trotzdem blieb er sein ganzes Berufsleben hindurch der Überzeugung treu, daß es eine geheimnisvolle, göttliche Ordnung im Universum gebe. Seine Berufung war es, pflegte er zu sagen, Gottes Gedanken herauszufinden, um zu erkennen, ob er bei der Schöpfung des Universums irgendeine Wahl gehabt habe. In seinen Schriften hat Einstein des öfteren auf diesen Gott Bezug genommen und hat ihn vertraulich als »den alten Mann« bezeichnet. Wenn er auf ein unlösbares mathematisches Problem stieß, meinte er häufig: »Der Herrgott ist raffiniert, aber nicht boshaft.«
       Man darf wohl davon ausgehen, daß die meisten Wissenschaftler an irgendeine Form kosmischer Ordnung im Universum glauben. Für die Nichtwissenschaftier bedeutet das Wort »Gott« hingegen fast immer den Gott der Wunder, und darin wurzeln die Mißverständnisse zwischen Wissenschaftlern und Nichtwissenschaftlern. Der Gott der Wunder greift in unsere Angelegenheiten ein, vollbringt Mirakel, zerstört sündige Städte, vernichtet feindliche Heere, läßt die Soldaten des Pharaos ertrinken und rächt den Reinen und Edlen.
    Wenn Wissenschaftler und Nichtwissenschaftier sich nicht über religiöse Fragen verständigen können, dann liegt es daran, daß sie aneinander vorbeireden und von vollkommen unterschiedlichen Gottesbegriffen ausgehen. Grundlage wissenschaftlichen Handelns ist nämlich die Beobachtung wiederholbarer Ereignisse, nun sind aber Wunder definitionsgemäß nicht wiederholbar. Wenn überhaupt, so geschehen sie nur einmal im Leben. Deshalb entzieht sich der Gott der Wunder in gewissem Sinne allem, was wir als Wissenschaft kennen. Damit soll nicht gesagt sein, daß Wunder nicht geschehen können,

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