Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
haben, sind wir in der Lage, die Gesetze zu entschlüsseln, die das Verhalten der Materie Milliarden von Lichtjahren von uns entfernt bestimmen. Mit unendlich begrenzten Mitteln und ohne das Sonnensystem verlassen zu können, haben wir herausgefunden, was tief im Inneren der stellaren Kernbrennöfen und im Atomkern selbst geschieht.
Nach evolutionärem Maßstab sind wir intelligente Affen, die erst vor kurzem die Bäume verlassen haben und auf dem dritten Planeten eines kleineren Sterns leben, in einem kleineren Spiralarm einer kleineren Galaxie in einer kleineren Galaxiengruppe in der Nähe des Superhaufens Virgo. Wenn die Inflationstheorie stimmt, dann ist unser gesamtes sichtbares Universum nur eine unendlich kleine Blase in einem sehr viel größeren Kosmos. Um so erstaunlicher ist es, angesichts der fast bedeutungslosen Rolle, die wir im größeren Universum spielen, daß wir zu der Behauptung fähig sind, die Theorie für alles entdeckt zu haben.
Man hat einmal den Nobelpreisträger Isidor I. Rabi gefragt, welches Ereignis in seinem Leben für ihn ausschlaggebend war, sich auf die lange Suche nach den Geheimnissen der Natur zu begeben. Er erwiderte, es seien einige Bücher über die Planeten gewesen, die er sich in der Bücherei ausgeliehen habe. Dabei faszinierte ihn, daß der menschliche Geist in der Lage ist, solche kosmischen Wahrheiten zu erkennen. Die Planeten und die Sterne sind unendlich viel größer als die Erde, unendlich viel ferner als alles, was Menschen je in Augenschein genommen haben, und doch ist der menschliche Verstand in der Lage, sie zu erfassen.
Für den Physiker Heinz Pageis war das Schlüsselerlebnis ein Besuch des New Yorker Hayden-Planetariums im Kindesalter:
Die dramatische Gewalt des dynamischen Universums überwältigte mich. Ich erfuhr, daß jede einzelne Galaxie mehr Sterne enthielt, als es je Menschen gegeben hat … Die unvorstellbare Größe und die Zeitlosigkeit des Universums lösten bei mir eine Art Existenzschock aus, der mich bis ins Mark erschütterte. Was ich bisher erlebt oder erfahren hatte, schien im Vergleich mit diesem ungeheuren Meer der Existenz unbedeutend. 10
Ich glaube, eine der tiefsten Erfahrungen, die man als Wissenschaftler machen kann und die sich fast mit einer religiösen Erweckung vergleichen läßt, ist die Erkenntnis, daß wir Kinder der Sterne sind und daß unser Verstand in der Lage ist, die universellen Gesetze zu erfassen, denen sie gehorchen. Die Atome unserer Körper wurden Jahrmilliarden vor der Geburt des Sonnensystems auf dem Amboß der Kernsynthese im Inneren eines explodierenden Sterns geschmiedet. Unsere Atome sind älter als die Berge. Buchstäblich bestehen wir aus Sternenstaub. Und nun sind diese Atome wiederum zu intelligenten Wesen zusammengetreten, die in der Lage sind, die für dieses Ereignis verantwortlichen universellen Gesetze zu verstehen.
Faszinierend finde ich, daß die physikalischen Gesetze, die wir auf unserem winzigen, unbedeutenden Planeten gefunden haben, die gleichen Gesetze sind, die überall im Universum gelten, daß wir diese Gesetze aber entdeckt haben, ohne die Erde jemals verlassen zu haben. Ohne gewaltige Raumschiffe oder Dimensionenfenster waren wir in der Lage, die chemische Beschaffenheit der Sterne zu bestimmen und die Kernprozesse zu entschlüsseln, die sich tief in ihrem Inneren vollziehen.
Sollte die zehndimensionale Superstringtheorie stimmen, dann würde eine Zivilisation, die irgendwo auf einem fernen Stern existiert, genau die gleiche Wahrheit über unser Universum entdecken. Auch sie würde sich nach der Beziehung zwischen Marmor und Holz fragen und zu dem Schluß gelangen, daß die traditionelle dreidimensionale Welt »zu klein« ist, um alle bekannten Kräfte ihrer Welt in ihr unterzubringen.
Unsere Neugier ist Teil der natürlichen Ordnung. Vielleicht ist unser menschliches Bestreben, das Universum zu verstehen, nicht anders als der Wunsch eines Vogels zu singen. So jedenfalls sah es der große Astronom Johannes Kepler im 17. Jahrhundert: »Wir fragen auch nicht, aus was für einem nützlichen Grund die Vögel singen, denn der Gesang ist ihre Lust, wurden sie doch zum Singen erschaffen. Genausowenig sollten wir fragen, warum der menschliche Verstand sich müht, die Geheimnisse des Firmaments zu ergründen.« 1863 schrieb der Biologe Thomas H. Huxley: »Die Frage aller Fragen für die Menschheit, das Problem, das allen anderen zugrunde liegt und
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