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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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vielversprechende wissenschaftliche Karrieren ab. (Viele von ihnen unterrichten heute noch an diesen Highschools.)
       Drei Tage nach dem Examen verließ ich Cambridge und fand mich in der Obhut der United States Army wieder, genauer: in Fort Benning, Georgia (dem größten Infanterieausbildungslager der Welt), später in Fort Lewis, Washington. Zehntausende von Rekruten, die noch keinerlei militärische Ausbildung genossen hatten, wurden dort zu kampffähigen Soldaten gedrillt und nach Vietnam geschafft, wo sie die fünfhundert GIs ersetzten, die jede Woche fielen.
       Eines Tages, als ich unter der erbarmungslosen Sonne Georgias scharfe Handgranaten in die Landschaft schleuderte und zusah, wie die tödlichen Splitter in alle Richtungen davonstoben, machten sich meine Gedanken selbständig. Wie viele Wissenschaftler waren im Laufe der Geschichte dem grauenhaften Wahnsinn des Krieges ausgeliefert worden? Wie viele hochbegabte Wissenschaftler wurden in der Blüte ihrer Jahre von einer Gewehrkugel hingerafft?
       Ich dachte an Karl Schwarzschild, der im Ersten Weltkrieg auf deutscher Seite an der russischen Front fiel, nur ein paar Monate, nachdem er jene grundlegende Lösung für die Einstein-Gleichungen gefunden hatte, die heute jeder Berechnung von Schwarzen Löchern zugrunde liegt. (Nach ihm ist der Schwarzschildradius des Schwarzen Lochs benannt. 1916 gedachte Einstein in einer Rede vor der Preußischen Akademie Schwarzschilds frühzeitigen Todes an der Front.) Und wie viele Menschen, die Anlaß zu den schönsten Hoffnungen gaben, mußten unter solchen Verhältnissen ihr Leben lassen, bevor ihre Karriere überhaupt begonnen hatte?
       Wie ich feststellen konnte, ist die Infanterieausbildung kein Zuckerschlecken; sie soll den Mut stärken und den Geist betäuben. Jeder unabhängige Gedanke wird dem Rekruten ausgetrieben. Schließlich legt die Armee keinen Wert auf schlaue Soldaten, die inmitten der Kampfhandlungen die Befehle des Sergeants in Frage stellen. In Erkenntnis dieses Umstandes beschloß ich, einige physikalische Artikel mitzunehmen. Ich brauchte etwas, um meinen Verstand zu beschäftigen, während ich beim Küchendienst Kartoffeln schälte oder Maschinengewehre abfeuerte. Deshalb hatte ich den KSV-Artikel im Gepäck.
       Bei einer nächtlichen Übung absolvierte ich einen Hinderniskurs, das heißt, ich wich scharfem Maschinengewehrfeuer aus, kroch unter Stacheldraht hindurch und robbte durch dicken braunen Matsch. Da die automatischen Waffen mit Leuchtspurmunition feuerten, konnte ich die hübschen karminroten Streifen sehen, die die Maschinengewehrkugeln einen guten Meter über meinem Kopf in der Dunkelheit hinter sich herzogen. Doch immer wieder kehrten meine Gedanken zum KSV-Artikel und zur Frage zurück, wie sich das Programm der drei Autoren erfüllen ließe.
       Glücklicherweise waren die entscheidenden Abschnitte der Berechnung rein topologischer Natur. Mir war klar, daß diese Schleifen eine völlig neue Sprache in die Physik einführten, die Sprache der Topologie. Nie zuvor in der Geschichte der Physik waren Möbiusbänder oder Kleinsche Schläuche auf so grundsätzliche Weise verwendet worden.
       Da ich schlecht Papier oder Bleistift zur Hand nehmen konnte, während ich am Maschinengewehr ausgebildet wurde, zwang ich mich dazu, mir bildlich vorzustellen, wie sich Strings zu Schleifen verdrehen und nach außen stülpen lassen. In Wahrheit war die Maschinengewehrausbildung ein Glück im Unglück, denn so lernte ich den Umgang mit umfangreichen Gleichungssystemen im Kopf. Als ich die Ausbildung hinter mir hatte, war ich davon überzeugt, das Programm beenden und alle Schleifen berechnen zu können.
       Schließlich handelte ich der Army genügend Zeit ab, um an die University of California in Berkeley zurückzukehren und wie ein Wahnsinniger die Details ausarbeiten zu können, die mir im Kopf herumwirbelten. In diese Frage hatte ich unzählige Stunden intensiver Gedankenarbeit investiert. Dafür wurde daraus dann auch meine Doktorarbeit.
       Schließlich füllten die Berechnungen 1970 mehrere hundert dicht beschriebene Heftseiten. Unter der umsichtigen Anleitung meines Doktorvaters Stanley Mandelstam gelang es meinem Kollegen Loh-ping Yu und mir, den expliziten Ausdruck für alle damals bekannten Schleifendiagramme zu berechnen. Doch ich war mit dieser Arbeit nicht zufrieden. Das Programm bestand aus einem Durcheinander von Faustregeln und intuitiven Erkenntnissen,

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