Hypnose
Ermittlungsbeamten mitteilen. Oder gibt es etwas in dieser Hinsicht, worüber Sie mit mir sprechen wollen?«
Weil sie ihm immer noch eine Antwort schuldig blieb, fügte er hinzu: »Wenn es Ihnen im Moment schwerfällt, sich zu äußern, müssen Sie das nicht tun. Es wird sich im Verlauf der Sitzung ergeben, sobald Sie dazu bereit sind. – Ich möchte Sie jetzt bitten, sich einen Fernseher vorzustellen, vor dem Sie sitzen. Sie betrachten sich von außen, sehen von sich selbst nur Ihren Hinterkopf, ich stehe neben Ihnen und habe meine Hand auf Ihre Schulter gelegt. Und diese Inka sieht in dem Bildschirm noch einen weiteren Fernseher, darin noch einen und noch einen, bis sie ungefähr zehn Bildschirme erkennt, ein Fernseher im anderen, der hinterste so klein wie eine Zündholzschachtel. Kann diese Inka das sehen?«
Sie nickte.
✴
Doktor Brinkhus hob die Hand. »Und jetzt schlaf! Schlaf tief und fest! Tief, immer tiefer in die Entspannung. Tief, tief, tief! So ist es gut. Sie befinden sich gerne in dieser Entspannung, weil Sie wissen, dass es Ihnen guttut und Sie mehr über sich und Ihre unmittelbare Vergangenheit erfahren können. Genau das wollen Sie, und deshalb nähern Sie sich bitte dieser Inka, die gemütlich vor dem Fernseher sitzt und die Sie nur von hinten sehen. Konzentrieren Sie sich auf den kleinsten Fernseher, sein Bild ist schwarz-weiß, leicht unscharf. Wenn Sie sich erinnern wollen , wird das Bild deutlicher, die Umrisse werden schärfer, und es bilden sich Farben. Konzentrieren Sie Ihre gesamte Wahrnehmung auf den Bildschirm. Was sehen Sie?«
»Ein körniges schwarz-weiß Bild. Darin pulsiert etwas.«
»Stellen Sie sich Ihre Augen als Kamera vor. Verändern Sie die Einstellung, bis das Bild scharf wird.«
»Es ist ein Ultraschallmonitor, wo ein winziges pulsierendes Etwas, so groß wie eine Bohne, zu erkennen ist.«
»Ist es Ihr Baby?«
»Ja. Ich bin zur Untersuchung bei Evelyn. Ich heule und lache gleichzeitig. Ich wollte nie unbedingt eigene Kinder haben, ich bin nicht wirklich der Mutter-Typ, und nun bin ich doch schwanger. Evelyn nimmt sich Zeit für mich und redet mit mir. Doch schon als ich aus der Praxis gehe, spüre ich so etwas wie eine kleine Vorfreude.«
»Gut, Sie verlassen also die Praxis. Bitte halten Sie den Film für einen Moment an und achten Sie auf das Praxisschild. Was steht darauf?«
»Es verschwimmt vor meinen Augen.«
»Konzentrieren Sie sich, verändern Sie die Einstellung. Nun sind es glasklare Bilder.«
»Ja, jetzt kann ich es deutlich lesen: Praxis Doktor Evelyn Brinkhu s & Doktor Konrad Bader, Frauenärzte, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin . Das Schild habe ich bisher nie richtig wahrgenommen. Evelyn war meine Frauenärztin, das war alles. Mit künstlicher Befruchtung musste ich mich zum Glück nie beschäftigen. Ich habe schon vor gut fünf Jahren zu Evelyn gewechselt, nachdem ich mit meinem Frauenarzt unzufrieden war, und Annabel mir die Praxis empfohlen hat.«
»Lassen Sie den Film vorwärtslaufen, und erzählen Sie mir von Besonderheiten während Ihrer Schwangerschaft.«
»Ich … ich sehe, wie ich arbeite. Ich habe keine Beschwerden. Mit meinem Laptop sitze ich in meinem Umstandskleid draußen im Graciosa del Mundo unterm Sonnenschirm. Im Frühjahr war mir noch oft schlecht, und ich bin manchmal zu Hause geblieben. Ich musste mich auch erst langsam an den Gedanken gewöhnen, schwan ger zu sein. Dann aber habe ich immer mehr für das Baby empfunden. Zu beobachten, wie mein Bauch wächst und er sich an manchen Stellen ausbeult, wenn das Kleine strampelt, tastend zu erraten, ob es nun der Po, das Knie oder die Ferse ist … Jetzt kommt eine neue Szene in dem Film. Ich bin zu Hause, mein Mann weigert sich, seine Hand auf meinen Bauch zu legen, um die Bewegungen des Kindes zu fühlen.«
»Warum will er das nicht?«
»Ich weiß es nicht. Er bleibt die gesamte Schwangerschaft über reserviert gegenüber dem, was da in mir passiert. Aber Annabel beruhigt mich immer wieder damit, dass manche Männer eben so sind und nicht recht mit einer schwangeren Frau umzugehen wissen, es dabei aber gar nicht böse meinen. Annabel hat sich sehr mit mir gefreut, sie wollte ja selbst so gerne ein Kind …«
»Schauen Sie weiter in den Fernseher hinein. Der Film läuft bis zum 22. Dezember. Wann sehen Sie Annabel zum ersten Mal an diesem Tag?«
»Annabel wohnt seit einer Woche bei mir. Wir hatten das so abgemacht, weil Peter viel arbeiten muss und ich
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