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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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wäre; ich hatte, als ich die Leiche von Jannis sehen wollte, ein albtraumhaftes Erlebnis in der Rechtsmedizin, wo ich dachte, Jannis würde in dem gekachelten Raum lebendig vor mir stehen und mir drohen, den Bauch aufzuschneiden und mich zwischen Leichen in das Kühlfach zu sperren …« Sie schluchzte bei all den Erinnerungen auf.
    »Das sind in der Tat Selbstheilungsversuche Ihrer Seele. Verschlüsselte Flashbacks sozusagen, weil die reine Verarbeitung des Erlebten nicht möglich ist. Der geflieste Raum und der Käsekuchen haben Erinnerungen ausgelöst.«
    »Und was ist mit den realen Bedrohungen?«, fragte sie und dachte an die Person, die sie in der Bibliothek und im Garten aufgesucht hatte, als sie mit Rebecca zusammen war. »Doktor Brinkhus, ich habe einen Zettel in einem Buch über Hypnose gefunden, das angeblich ich ausgeliehen hatte. Das war eine perfide Spielanleitung für einen Wettstreit um mein Leben. Und noch ein zweiter Zettel am Teddy von Jonas. Den Teddy hatte ich im Gartenschuppen gefunden mit einem Messer in der Brust. Auf dem Zettel stand, ich müsste noch tiefer graben, um die Wahrheit herauszufinden. Rebecca war dabei!«
    »Was hat sie gesehen?«
    »Die Spielanleitung und einen Schatten im Garten.«
    »Waren diese Zettel von Hand geschrieben?«
    »Nein, das waren Ausdrucke. Als wir daraufhin nachts in das Magazin der Landesbibliothek eingestiegen sind, haben wir anhand des verschlüsselten Hinweises in der Spielanleitung ein Vornamenbuch gefunden, das ich tatsächlich einmal ausgeliehen hatte. Direkt danach wurde ich von einer Frau angefallen. Sie hat sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich geworfen, und mir dabei fast sämtliche Rippen gebrochen. Ich spürte ein wollenes Tuch auf dem Gesicht, ich habe ihr Parfüm gerochen und schließlich Annabels Tattoo an ihrem Handgelenk erkannt! Ich weiß, das kann nicht sein, aber Rebecca hat mitgekriegt, dass ich überfallen wurde!«
    »Hat Ihre Freundin die Frau auch gesehen ?«
    Inka fühlte sich in die Enge getrieben. Die Lehne in ihrem Rücken drückte sie plötzlich und hinderte sie daran zurückzuweichen.
    »Rebecca hat Geräusche gehört, und als sie mich so aufgelöst am Aufzug gesehen hat – da hinein hatte sich die Frau gerettet –, hat sie vermutet, dass ich überfallen wurde.«
    »Ist der Aufzug nach oben gefahren? Hat er sich überhaupt bewegt?«
    Sie schluckte. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern. Sie hatte die Frau im Aufzug verschwinden sehen, hatte gegen das Metall gehämmert, aber der Aufzug hatte sich nicht bewegt. Er war schon in dem Moment, als sie unten im Magazin ankamen, wieder nach oben zu seinem Ruhepunkt gefahren, das fiel ihr jetzt wieder ein.
    »Nein, er hat sich nicht bewegt«, gab sie zu. »Aber warum hat Rebecca dann gesagt, sie hätte einen Schatten gesehen?«
    »Eine typische Konfabulation. Das Gehirn hat immer das Bedürfnis, sich die Dinge zu erklären. Das geschieht im Alltag genauso wie unter Angsteinwirkung oder in seelischen Ausnahmesituationen. Tritt eine Erklärungslücke auf, versucht unser Verstand sie wie unter Zwang zu schließen. Unser Gehirn erfindet für uns Dinge, die wir für wahr halten, weil wir eine Erklärung brauchen. Dazu genügen Geräusche, ein Schatten oder die Beeinflussung durch Informationen Dritter. Ganz oft erlebt man das bei Zeugenaussagen. Keine böse Absicht, sondern die unbewusste Arbeit unseres Gehirns. Wenn jemand in den Aufzug steigt, fährt er auch damit. Eine logische Folge, über die wir nicht länger nachdenken. Und was die Zettel angeht, die Sie erhalten haben, so vermute ich, dass Sie, wenn Sie auf Ihrem Laptop oder PC zu Hause nachsehen, Dateien mit dem Inhalt dieser Zettel finden.«
    Ihr wurde heiß und kalt zugleich und das unangenehme Prickeln lief ihr bis in die Fingerspitzen. »Ich habe die Da teien bereits gefunden.« Aus dem Prickeln wurde eine Welle des Schuldgefühls, weil sie ihren Mann in dieser Hinsicht zu Unrecht verdächtigt hatte.
    Doktor Brinkhus nickte. »Es sind Ihre eigenen Hilferufe. Methoden Ihrer Seele, sich selbst zu heilen. Ein Trauma wird verarbeitet, indem man es auf gewisse Weise wieder und wieder erlebt. Auf spielerische und gleichzeitig brutale Weise hat ein Teil Ihrer gespaltenen Seele Sie dazu gezwungen, Stellen der Wiedererinnerung aufzusuchen. Durch den Anblick des Vornamenbuches haben Sie den Moment der Geburt wiedererlebt. Verstehen Sie, der vermeintliche Überfall im Magazin der Bibliothek war der

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