Iacobus
letzten Spielzüge standen an. Es gab kein Entkommen mehr mitten in der Nacht und keine neuen Maskeraden. Jetzt waren Talent und schnelles Denken gefragt.
»Ich werde Euch meine Forderungen stellen«, begann ich. »Ich wünsche, daß Ihr mir Euern Schutz vor der Kirche und dem Hospitaliterorden zusichert. Weder will noch kann ich zurückkehren, weshalb ich vom Templerorden einen sicheren Ort erbitte, wo ich, meine Frau und der Junge leben können. Für unseren Unterhalt müßt Ihr nicht aufkommen: Ich bin absolut dazu in der Lage, meine Familie zu ernähren, wenn ich wieder meinen Beruf als Medikus ausüben kann. Außer dieser Sicherheit verlange ich, daß Ihr Eure Verfolgung endgültig einstellt und uns in irgendeiner Stadt oder in einem Dorf in Portugal, Zypern oder wo auch immer es Euch beliebt, aufnehmt. Wir werden neue Identitäten annehmen, und Ihr werdet uns in Frieden leben lassen und vor den päpstlichen Schergen und den Hospitalitern beschützen.«
Vor Überraschung wie gelähmt schaute mich Manrique verdutzt an. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte er das jedenfalls nicht erwartet. Unvermittelt brach er in schallendes Gelächter aus.
»Gott im Himmel, Galcerán de Born! Ihr schafft es immer wieder, mich zu verblüffen. Warum sollten wir einer so außergewöhnlichen Bitte nachkommen? Der Perquisitore fleht uns Tempelherren um ein hübsches Fleckchen Erde an, wo er sich vergraben und in Frieden sterben kann! Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet!«
»Ihr werdet mir aus verschiedenen Gründen wohl oder übel das zugestehen müssen, worum ich Euch bitte. Zunächst einmal, weil ich die Bundeslade gesehen habe …« – Manrique fuhr erschreckt in die Höhe – »… und weiß, wo Ihr sie aufbewahrt. Und selbst wenn Ihr sie nun in ein anderes Versteck gebracht habt, so würde die bloße Tatsache, daß ich sie mit Sicherheit in Eurem Besitz weiß, sämtliche Könige der christlichen Reiche Europas gegen Euch aufbringen, selbst jene, die sich während des Templerprozesses noch gnädig gezeigt hatten.«
»Wenn wir Euch nun aber töten …«, murmelte er voll Haß, »… außerdem, wer garantiert mir, daß Ihr nicht schon längst mit dem Papst und den Hospitalitern darüber gesprochen habt und dies hier nur eine plumpe Falle ist? Woher weiß ich, daß Ihr das Geheimnis der Bundeslade nicht preisgegeben habt?«
»Mich umzubringen würde nicht viel nützen, Sire, denn auch Sara und Jonas kennen den Ort, wo sie verborgen liegt, und bevor Ihr sie zu fassen bekämt, würden sie es an die große Glocke hängen, was für Euch in jedem Fall nachteilig wäre. Was nun das Geheimnis der Bundeslade betrifft, so habe ich für mein Stillschweigen keine weiteren Beweise als die Dummheit und Habgier Seiner Heiligkeit und meiner Vorgesetzten. Glaubt Ihr denn wirklich, daß sie solange gewartet hätten, um ihre Heerscharen in die unterirdischen Gänge des Bierzo zu entsenden, wenn ich ihnen nach unserer Flucht aus Las Médulas von der Bundeslade erzählt hätte? So sehr ich auch um umsichtiges Vorgehen und Zurückhaltung gebeten hätte – wenn ich auch nicht so recht weiß, unter welchem Vorwand –, so würde es jetzt doch in den Stollen von Soldaten nur so wimmeln.«
Manrique blieb stumm.
»Der zweite Grund, weshalb Ihr meinem Ersuchen nachkommen werdet«, führte ich aus, ohne ihm eine Verschnaufpause zu gönnen, »ist der, daß ich sehr genau weiß, wie man Euer Gold findet, und ich meine nicht die Sache mit dem Tau, sondern die Art und Weise, wie Ihr beim Verstecken Eurer Schätze vorgegangen seid. Ich weiß, daß es nicht nur einen Schlüssel gibt, sondern noch etliche andere mit ähnlichen Charakteristiken, und ich glaube nicht, daß es mir viel Mühe machen würde, sie zu entdecken. Obwohl … wenn ich so darüber nachdenke … ich könnte noch ein wenig der Fährte des Taus folgen, denn Ihr habt unmöglich alle hinter diesem Zeichen verborgenen Schätze an einen anderen Ort schaffen können. Außerdem …«, fuhr ich fort, »… weiß ich auch, daß Ihr nicht nur im Besitz der Bundeslade, sondern auch des Schatzes des Salomotempels seid. Oder täusche ich mich?« Manriques Miene versteinerte sich. »Man hat immer schon gemunkelt, daß ihr Templer beides in Händen habt, die Bundeslade und den Tempelschatz, aber man konnte es Euch nie nachweisen. Wenn Ihr jedoch eines von beiden habt, wie ich ganz sicher weiß, warum solltet Ihr dann nicht auch das andere haben? Ich wette mit Euch, um was Ihr
Weitere Kostenlose Bücher