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Ice

Ice

Titel: Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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wird und mit starrer Miene an mir vorbeisieht, weiß ich, dass Ice hinter mir steht.
    »Waffe fallen lassen«, knurrt er.
    »Sie sind … tot!« Während mein Vater den Lauf zu Ice schwenkt, höre ich einen Schuss. Oder waren es zwei?
    Vaters Pistole fliegt aus der Hand, im selben Moment drehe ich mich zu Ice um, aus Angst, dass er getroffen wurde. Doch da steht er, unbeweglich und mit ausgestrecktem Arm, immer noch fixiert er sein Ziel an.
    »Aus dem Zimmer!«, befiehlt er mir.
    Ich kann meine Füße kaum bewegen, sie wollen mir nicht gehorchen. Vater liegt am Boden und presst sich die blutende Hand an den Körper.
    »Bitte bring ihn nicht um«, wispere ich, während Ice mich am Arm packt und aus dem Raum zerrt. Auch wenn ich Vater für all das hasse, was er mir angetan hat, ist er immer noch mein Erzeuger. Und es ist ja nicht so, als wäre alles schlecht gewesen. Als Mama noch bei uns war, hatten wir sogar schöne Zeiten.
    »Geh«, wiederholt Ice drängender. Hätte er Vater umbringen wollen, hätte er das bestimmt längst getan.
    Ich torkele aus dem Zimmer, die Pistole weiterhin in der Hand. Sie scheint plötzlich eine Tonne zu wiegen, obwohl es das neuste Modell ist: superleicht und geräuscharm.
    Vaters Leibwächter liegt am Ende des Ganges in einer Blutpfütze. Ice hat ihm in die Stirn geschossen. Aus leeren Augen starrt der Mann mich an. Hier hat mein Warrior eiskalt zugeschlagen.
    Vaters hektische Stimme dringt an meine Ohren. »Adam, hier ist George. Wir haben eine Verräterin in unseren Reihen. Es ist meine Tochter!«
    Ich stürme zurück in den Raum und sehe, wie Ice ihm den Kommunikator aus der gesunden Hand reißt. Dieses kleine Gerät trägt er nur bei sich, wenn die Ratsmitglieder ständig erreichbar sein müssen.
    Er hat Freeman kontaktiert!
    Verächtlich sieht er vom Boden zu mir auf.
    »Ich hätte ihn erschießen sollen«, knurrt Ice, während er meinem Vater mit Kabelbindern die Hände auf den Rücken fesselt.
    »So wie Ethan?«, frage ich mit zitternder Stimme.
    Ice schaut mich düster an, dann klebt er meinem Vater den Mund mit einem Band zu. Was haben die Warrior bloß alles in ihren Hosentaschen? »Hätte ich nicht zuerst abgedrückt, würde ich nicht hier stehen.«
    Ich lege ihm eine Hand auf den Arm und schließe kurz die Augen. Es ist alles furchtbar, den heutigen Tag würde ich am liebsten aus dem Kalender streichen. Im Moment weiß ich nicht einmal, wie alles ausgehen wird. Wir könnten alles verlieren.
    Nachdem ich tief durchgeatmet habe, hocke ich mich neben Vater und sehe mir seine Wunde an. Die Kugel ist durch den Handrücken gegangen, glatter Durchschuss.
    Ich reiße ein Stück von Vaters Hemd ab und lasse mir von Ice das Klebeband geben. Damit stoppe ich die Blutung provisorisch. Mehr Zeit habe ich nicht, die anderen sind alarmiert.
    »Ich muss meine Mutter und Melissa warnen.« Ich gehe zu Vaters Rechner und stelle eine Verbindung nach New World City her. Mutters Nummer ist gespeichert, sie steht sogar an erster Stelle.
    Erneut wundere ich mich. Hat mein Vater doch so etwas wie ein Herz?
    Der Screener hinter mir flackert auf. »Veronica?« Mamas Augen werden groß, und sie streicht sich eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr. »Was ist passiert? Du rufst sonst nie außerhalb unserer Sprechzeiten an.«
    »Hier ist die Hölle los«, sage ich und schlucke hart.
    Mir schnürt es das Herz ein. Jetzt, wo ich nicht mehr auf der Seite des Senats stehe, werden sie alles daran setzen, um mein Leben zu zerstören.
    Hastig erzähle ich meiner Mutter, was sich hier abspielt, und dass sie nun auch in Gefahr sind. Ich weiß, wie das läuft. Sie werden Mama und Melissa als Druckmittel einsetzen. »Packt nur das Nötigste und verlasst sofort die Wohnung.«
    Sie schüttelt den Kopf, ihre Augen werden groß. »Veronica, wie stellst du dir das vor? Wo sollen wir hin?«
    Ice schiebt sich neben mich, sodass meine Mutter ihn sehen kann. »Wir holen Sie ab.«
    Jetzt bin ich es, die ihn aus großen Augen ansieht. »Wie soll das gehen?«
    »Ein Shuttle steht doch abflugbereit auf dem Turm. Da wir beide uns sowieso besser nicht blicken lassen, können wir die Zeit nutzen, um deine Mutter und deine Schwester zu holen.«
    Er hat recht. Auch wenn die Senatoren im Bunker sitzen, haben sie genug Möglichkeiten und vor allem Handlanger, die versuchen werden, mich und uns alle aufzuhalten.
    »Sollen wir zur Shuttle-Station kommen?«, fragt meine Mutter. Melissas blonder Schopf ist neben ihr aufgetaucht. Meine kleine

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