Ice
so weit geschafft und werden alle sterben!
Wenige Sekunden später herrscht jedoch wieder Ruhe. Allein an meinem schweren Atem merke ich, dass ich noch lebe.
»Alles okay bei dir?« Ice dreht sich um und tastet mich ab.
Ich nicke wie betäubt. »Und du?«
»Nicht einen Kratzer.«
Gott sei Dank! Aufatmend lasse ich mich gegen ihn sinken.
Wie durch ein Wunder sind wir alle unversehrt geblieben, während etwa zehn Männer reglos auf dem Boden liegen. Blutlachen breiten sich unter ihnen aus.
»Wir müssen weiter.« Ice nimmt meine Hand.
Im selben Moment nehme ich aus den Augenwinkeln wahr, wie einer der Toten den Kopf hebt und die Waffe auf mich richtet. Es ist Tony Greer! Ich erkenne ihn sofort an seinem Kinnbärtchen.
Ein weißer Blitz verlässt die Mündung seiner Pistole, ich höre Schüsse links von mir, Ice reißt mich zur Seite – zeitgleich spüre ich einen scharfen Schmerz an meinem rechten Arm.
»Der gehört mir!«, brüllt Jax, trotzdem schießen alle auf Tony.
Während die anderen längst das Feuer eingestellt haben, entleert Jax sein ganzes Magazin.
Die Wucht der Projektile lässt Greers Kopf zucken, bis der Schädel aufplatzt und Hirnmasse auf den Boden spritzt.
»Hey, er ist tot!« Crome legt ihm von hinten eine Hand auf die Schulter.
Jax stellt das Feuer ein, seine Augen sind feucht, sein Atem rast. Tony hatte seinen Bruder Cedric getötet. Jetzt hatte Jax seine Rache.
Geräuschvoll zieht er die Luft ein. »Der Drecksack steht nicht mehr auf.«
»Scheiße!«, schreit Ice neben mir, sodass ich zusammenzucke. »Sie wurde angeschossen!« Er reißt meinen rechten Ärmel herunter, und ich sehe auf meinen Oberarm. Blut läuft aus einer Rinne, die sich in meine Haut gegraben hat.
Andrew taucht neben Ice auf. »Nur ein Streifschuss.«
Sie ziehen mich in den schallisolierten Raum ohne Fenster und verriegeln die Tür. Am Rande nehme ich wahr, wie Crome und Jax das Zimmer checken, während sich Ice und Andrew um mich kümmern. Ein Medi-Pack taucht vor meinem Gesicht auf, Andrew drückt eine Kompresse auf die Wunde.
Ich beiße die Zähne zusammen, denn es schmerzt höllisch.
Nachdem Ice alles mit Klebeband fixiert hat, lässt das Pochen langsam nach und ich kann durchatmen.
Eindringlich sieht er mich an. »Das muss später genäht werden.«
»Ja, später.« Ich räuspere mich und gehe auf das Rednerpult zu, das mitten im Raum steht. Darauf befinden sich ein Display, eine Kamera und ein Mikrofon. »Jetzt müssen wir dringend zum Volk sprechen.«
Während Andrew den passenden Code vom Stick herunterlädt, der die Übertragung aktiviert, positionieren sich Jax und Crome vor der Tür, falls noch jemand »stören möchte«, wie sie es nennen.
Ich trete zu Ice und nehme seine Hand. »Wirst du in meiner Nähe stehen? Ich würde mich einfach sicherer fühlen.«
Er küsst mich auf den Mundwinkel. »Ich werde immer in deiner Nähe sein.« Dann nickt er mir aufmunternd zu, und ich begebe mich neben Andrew ans Rednerpult.
»Bereit?«, fragt er mich.
»Bereit«, sage ich.
Ein grünes Licht blinkt auf und ich weiß, dass uns nun jeder hören und sehen kann. Zum ersten Mal kann ich frei sprechen und sagen, was ich möchte. Ich muss keinen Text ablesen. Vor Aufregung bringe ich kein Wort hervor.
Unter dem Pult nimmt Andrew meine Hand und drückt sie. Ich bin froh, dass ich dies nicht allein durchstehen muss. Zwei Menschen, die mir am wichtigsten sind, befinden sich bei mir.
Nachdem ich mich geräuspert habe, versuche ich mit möglichst fester Stimme zu reden. »Liebe Bürger von White City. Hier sind Andrew Pearson und Veronica Murano live aus dem Regierungspalast.«
Ich drücke seine Hand, damit er weitermacht. Noch bin ich zu aufgeregt. Die Wunde an meinem Arm pocht, jeder Bürger wird sehen können, dass ich verletzt bin, denn der Fetzen ist blutig.
»Habt keine Angst«, ruft Andrew ins Mikrofon. »Das Regime ist gestürzt, die Senatoren sitzen alle hinter Gittern.«
»Alle Unschuldigen werden in diesem Moment freigelassen«, füge ich in seiner Sprechpause hinzu. Andrew nickt mir zu und ich rede weiter. »Diejenigen, die ihr Rebellen und Outsider nennt, haben den Gasangriff auf euch mit Hilfe einiger Warrior vereitelt. Ihr seid sicher und könnt eure Häuser wieder verlassen. Die Rebellen haben nie gegen euch gearbeitet, sondern nur gegen das Regime, das euch dumm halten wollte. Andrew Pearson hat sein Leben riskiert und sich gegen seinen Vater und den Senat gestellt, schon vor langer Zeit. Ohne
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