Ice
auf dich!« Ice nimmt den großen Rucksack und verlässt unser Häuschen über die Verandatür. »Quatsch dich nicht fest, ich hab noch viel mit dir vor!«
»Ich beeile mich!«, rufe ich ihm grinsend hinterher, während ich beobachte, wie er unseren Garten durch eine Tür im Zaun verlässt.
Hinter der Pyramide parkt ein Shuttle, das übers Wochenende nur uns gehört. Ice hat einen Kurzurlaub geplant, mir jedoch nicht verraten, wo es hingeht. Ich freue mich riesig auf ein paar Tage mit ihm allein. Wir kommen ohnehin zu wenig aus White City heraus, die neue Regierung und all ihre Aufgaben fordern mich ungemein. Ich hoffe, dass ich mein Amt als Präsidentin bald abgeben kann, um mich in Resur neuen Herausforderungen zu stellen. Die Stadt ist im Aufschwung, aus dem ganzen Land reisen Leute ein, um hier zu leben. Es gibt so viel zu tun und ich möchte Bürgermeister Forster gerne unterstützen. Wir haben schon eine Menge erreicht in einem Jahr.
Ich wünschte, ich könnte schon für immer in Resur leben, aber ich muss meiner Pflicht noch so lange nachkommen, bis Andrew und ich eine neue Regierung aufgebaut haben.
Noch sind wir die neuen Regierungsoberhäupter der freien Stadt White City, doch bei den nächsten Wahlen soll ein Parlament gegründet werden. Die Bürger dürfen mitbestimmen, unsere Demokratie wächst und gedeiht. Andrew macht das prima, er hat unzählige Ideen und das Volk schätzt ihn, auch wenn nicht alles reibungslos läuft. Der Wechsel vom streng behüteten Schaf zum freien Bürger stellt viele vor Probleme. Schließlich haben die Leute nie etwas anderes gekannt.
Wir haben an neuen Menschenrechten gearbeitet und die Zwangssterilisation abgeschafft. Jeder darf Kinder haben, es gibt keine Wartelisten mehr.
Mein Körper kribbelt aus reiner Vorfreude. Ich schlüpfe in meine Slipper und streiche über mein kurzes Sommerkleid. Ice hat mir quasi befohlen, keine Unterwäsche zu tragen, und ich kann es kaum erwarten, mit ihm verruchte Dinge zu tun. Aber zuerst will ich mich von Miraja verabschieden. Da mich die Arbeit stark fordert, sehe ich sie nicht so oft, wie ich gerne möchte.
Ich verlasse das Haus an der Straßenseite und atme tief die warme Morgenluft ein. Für einen Moment schließe ich in unserem Vorgarten die Augen, um die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht zu genießen. Dieses Gefühl absoluter Freiheit fehlt mir unter der Kuppel am meisten, doch wir können sie nicht einfach abreißen. Darunter hat sich ein eigenes Klima gebildet, das die Pflanzen zum Wachsen brauchen.
Ich lausche den Kindern, die auf dem Fußweg spielen, höre Autos vorbeifahren und Menschen lachen. Mittlerweile ist jedes Haus in diesem Viertel bezogen, die Straßen wurden neu geteert und sogar die Monorail wurde instandgesetzt, damit die Menschen nicht zu Fuß durch die Wüste marschieren müssen. Die Bahn verkehrt mehrmals täglich zischen Resur und White City, beide Städte sind für alle Besucher offen, die Mauer ist weg. Die ehemalige Todeszone ist einer Gedenkstätte gewichen.
Einige Bürger aus White City trauen sich noch nicht, die Sicherheit der Kuppel zu verlassen. Zu tief sitzt die Angst einer möglichen Verstrahlung oder doch Mutanten zu begegnen, aber das wird sich mit der Zeit bestimmt legen. Kein Regime wird jemals wieder die Gedanken dieser Menschen vergiften, nicht, solange ich es verhindern kann.
Mama bevorzugt es ebenfalls, in White City zu leben. Gemeinsam mit Melissa bewohnt sie Vaters alte Räumlichkeiten. Während Melli gerne nach Resur kommt, gehört meine Mutter auch zu den Skeptikern. Ohnehin tun sich die jüngeren Menschen viel leichter mit der Situation.
Jax bildet weiterhin Soldaten aus, eine Armee ist unabdingbar. Es hat sich herumgesprochen, dass man in Resur und White City gut leben kann, es werden noch mehr Menschen kommen. Und je größer ein Volk wird, desto mehr schwarze Schafe wird es geben. Außerdem traue ich Vaters Bruder Stephen zu, dass er uns eines Tages tatsächlich angreifen wird.
Viele Warrior haben sich Jax angeschlossen und genießen das harte Training und das Wissen, nützlich zu sein. Die eine Hälfte bewacht unter Rocks Vorherrschaft White City, alle anderen sind hier.
Nach und nach wurden alle Warrior, die es wollten, von den Injektionen entwöhnt. Die meisten haben sich für einen Entzug entschieden, vor allem diejenigen, denen der neue Stoff verabreicht wurde, der jegliche Lust an Sex im Keim erstickt.
An Frauen mangelt es den Alphamännchen zumindest nicht. Wie
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