Ice
ihn wärt ihr nun alle dem Gas ausgesetzt und würdet fortan wie Marionetten funktionieren.«
»Und Veronica Murano hat ebenfalls alles getan was in ihrer Macht stand.« Andrew lächelt mich an. »Diese wunderbare Frau wurde zum Spielball des Regimes, doch sie hat wegen ihrer inneren Stärke den Sieg davontragen können. Fortan werden wir keinen Krieg mehr gegen die Outsider führen. Das sind nicht unsere Feinde. Die Frischwasservorräte unter der Stadt sind gigantisch und reichen für uns alle. Der Senat hat euch belogen, um euch besser kontrollieren und unterdrücken zu können. Die Strahlung außerhalb der Kuppel ist minimal und nicht mehr schädlich. Wir werden die Tore öffnen, damit ihr endlich frei seid.«
Er übergibt das Wort an mich. »Außerdem wird es keine Spiele mehr geben, bei denen Unschuldige ihr Leben lassen müssen. Die Warrior haben Injektionen bekommen, die sie hemmungslos gemacht haben. Davon wussten sie nichts. Setzen sie die Injektionen ab, werden sie mit Entzugserscheinungen kämpfen müssen. Aber wir werden allen durch diese schwere Zeit helfen, wir lassen niemanden im Stich. Die Wächter dieser Stadt mögen zwar Privilege gehabt haben, aber sie wurden genauso für dumm verkauft wie ihr. Einige mussten für den Senat unliebsame Drecksarbeiten erledigen und wurden anschließend umgebracht oder verbannt.« Ich atme tief durch. »Das alles hat jetzt ein Ende. Keine Lügen mehr. Daher will ich den Anfang machen und ehrlich zu euch sein.« Ich deute auf Ice, damit er kurz ins Bild kommt. »Wie ihr seht, lebt mein Bodyguard noch. Mein Vater hat ihn hinrichten lassen, weil er nicht getan hat, was man ihm aufgetragen hatte. Und weil er mich liebt.«
Ice reißt die Augen auf, woraufhin ich ihn schief anlächle. Wir werden das später klären.
»Der Senat wurde erfolgreich getäuscht, und ich wusste selbst nichts von dieser List und habe geglaubt, der Mann, den ich über alles liebe, wäre vor meinen Augen gestorben. Dieses Schauspiel wurde von den wenigen Soldaten eingefädelt, die bereits vor dem Sturz die Seiten gewechselt hatten, um mehr ihrer Brüder für ihre Sache zu gewinnen. Für die richtige Sache.« Während Andrew und ich abwechselnd sprechen, hoffe ich, dass unsere Botschaft in den Herzen der Menschen ankommt. »Sein vorgetäuschter Tod hat auch mir noch einmal die Augen geöffnet. Die Kraft der Liebe, meine Wut und Trauer haben mich meine Angst überwinden lassen und ich habe es geschafft, mich gegen meinen Vater zu stellen.« Erneut atme ich tief durch und starre in die Kamera. »Nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen, kann ein Zusammenleben in Zukunft funktionieren. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, es besser zu machen als der Senat.«
Als unsere Rede beendet ist, schalte ich die Übertragung ab und umarme kurz Andrew. »Wie waren wir?«
»Die Rede war nicht perfekt, aber dafür, dass wir improvisiert haben, ziemlich gut, oder?«
Ice stellt sich zu uns, wobei er Andrew scharf ansieht. »Ihr wart spitze.«
Erleichtert falle ich ihm um den Hals und schmiege mich an ihn. »Wie wird das Volk reagieren?«
»Das wird sich zeigen«, sagt Andrew neben mir und fährt sich durchs Haar. »Ich hoffe, sie werden uns akzeptieren.«
»Wie geht’s deinem Arm?«, will Ice wissen.
Den Streifschuss hatte ich fast vergessen! »Ich werde es überleben.«
Ice schmunzelt. »Du hörst dich fast wie ein Warrior an. Trotzdem bringe ich dich zu einem Arzt.«
Plötzlich stürmen Jax und Crome herein. »Das müsst ihr euch ansehen! Draußen ist ganz schön was los!«
Mein Magen zieht sich zusammen. Neue Aufstände?
Schnell verlassen wir den Raum, und ich ignoriere die Toten im Flur. Wir gehen in ein anderes Zimmer – es ist ein Büro – im ersten Stock, von wo aus wir einen Blick nach draußen haben. Die Menschen laufen aus ihren Häusern, umarmen sich und ziehen jubelnd durch die Straßen.
Eine kleine Gruppe kommt singend auf unser Gebäude zu.
Ice legt einen Arm um mich. »Jetzt muss ich dich wohl nicht nur vor Andrew, sondern auch vor der begeisternden Meute in Sicherheit bringen.«
»Keine Sorge, Warrior.« Andrew klopft ihm auf die Schulter. »Veronica bedeutet mir sehr viel, doch sie ist für mich lediglich eine gute Freundin. Ich bin keine Konkurrenz.«
»Das sowieso nicht«, murmelt Ice und versucht, böse zu schauen, was ihm aber nicht gelingt. Im Moment überwiegen die Glücksgefühle.
Lachend wendet sich Andrew ab und gesellt sich zu Jax und Crome an ein anderes
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