Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus
einfach deshalb, weil sie glauben, es sich leisten zu können. Das mag in der jeweiligen Situation zutreffend sein, langfristig definitiv nicht, denn Organisationen und Vorgesetzte sind letztlich auf zufriedene Mitarbeiter angewiesen: Arbeitsunzufriedenheit fördert kontraproduktive Verhaltensweisen wie Dienst nach Vorschrift, Absentismus und Diebstahl (Robbins &Judge, 2013). Zufriedene Mitarbeiter dagegen machen ihre Unternehmen erfolgreich: In einer Längsschnittstudie mit über 2000 Teams aus zehn Organisationen sagte höhere Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter höheren Profit der Organisationen sechs Monate später vorher (Harter, Schmidt, Asplund, Killham & Agrawal, 2010). Gründe dafür waren eine niedrigere Fluktuation unter zufriedenen Mitarbeitern und eine höhere Kundenbindung. Anders formuliert: Zufriedene Mitarbeiter sind ihren Unternehmen treu, und Kunden den zufriedenen Mitarbeitern. Daraus folgt, dass Organisationen ihre Energie nicht darauf verwenden sollten, mögliches Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter durch stärkere KonÂtrolle zu unterbinden, sondern dass sie herausfinden sollten, was ihre Mitarbeiter unzufrieden macht. RegelmäÃige 360-Grad-Feedbacks wären eine Methode, um das zu bewerkstelligen, genauso wie Leistungsevaluationen für Vorgesetzte, in die auch die Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiter einflieÃt.
Die Forschung zeigt, dass es offensichtlich nicht schwer ist, sich von der eigenen Macht verführen zu lassen. Dem zu widerstehen, verlangt Selbstreflektion und Selbstdisziplin â Kompetenzen, die nicht in einem einmaligen Führungskräftetraining erworben werden, sondern die durch solche strukturelle MaÃnahmen im Arbeitsalltag immer wieder eingefordert und gestärkt werden müssen. Das Fördern von Mitarbeiterzufriedenheit hat nichts mit Gefühlsduselei, sondern mit unternehmerischem Erfolg zu tun. Vorgesetzte, die das erkennen und sich zum Ziel machen, die Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu erhöhen, würden womöglich immer noch als irre bezeichnet â aber als irre gut.
Prof. Dr. Myriam Bechtoldt
Frankfurt School of Finance and Management
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Simon, Hermann,
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