Ich arbeite in einem Irrenhaus
überhaupt eine Arbeit finden. Wer kann es sich schon leisten, wählerisch beim Arbeitgeber zu sein?« Diesem Argument halte ich dreierlei entgegen:
Erstens muss man ein Masochist sein, um freiwillig ins Messer des Irrsinns zu laufen. Der Preis dafür ist viel zu hoch: Ein solches Verhalten kostet Selbstachtung, Gesundheit und am Ende nicht selten jenen Arbeitsplatz, für den Sie das ganze Elend auf sich genommen haben (denn irre Firmen gehen bekanntlich über Leichen!).
Zweitens ist die Zahl der Arbeitgeber so groß, dass Ihnen – auch nach Abzug der Irrenhäuser – noch unvorstellbar viele Möglichkeiten bleiben: In Deutschland gibt es 3,3 Millionen kleine und mittlere Betriebe, die 70 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigen. 66 Die meisten Jobsucher haben nur einen winzigen Bruchteil davon auf dem Zettel – oft die populären Irrenhäuser.
Und drittens erlebe ich in der Karriereberatung: Die Erfolgsquote macht einen Luftsprung, wenn die Bewerber eben nicht bei Irrenhäusern anklopfen, sondern bei Firmen, deren Kultur mit ihren eigenen Werten übereinstimmt. Für die Irrenhäuser haben sie sich bis zur Selbstaufgabe verbogen – und daher auch keine überzeugenden Bewerbungen geschrieben. Dagegen können diese Jobsucher bei den Nicht-Irrenhäusern ihre wahren Stärken ausspielen – ein glaubwürdiges und sympathisches Auftreten, ein Ticket zum Job.
Ich versichere Ihnen: Der Jobwechsel wird Ihnen nicht schwerer fallen, wenn Sie Irrenhäuser meiden – sondern leichter. Auch deshalb, weil Sie sich beim Bewerben mit Ihren eigenen Werten und mit der Kultur einer Firma auseinandersetzen. Einem Unternehmen, für das Sie sich bewusst entscheiden, werden Sie glaubhaft machen können: Die dortige Kultur passt zu Ihnen. Und Sie passen zur dortigen Kultur. So findet sich, was sich sucht – statt dass zusammenbleibt, was nicht zusammenpasst.
Lassen Sie den Irrsinn hinter sich. Brechen Sie auf zu neuen Ufern. Und berichten Sie Ihren alten Arbeitskollegen, wenn Sie in einer Firma jenseits des Irrsinns angekommen sind. Sicher werden andere Ihren Spuren folgen. Und auf dem Grabstein Ihrer alten Firma kann dann eines Tages stehen:
Hier ruht das Irrenhaus
Leben konntest du,
solange wir bereit waren,
dich zu dulden.
Sterben musstest du,
als wir so mutig waren,
dich zu verlassen.
Ein Irrenhaus ohne Insassen
ist nur ein leeres Gebäude,
keine Firma mehr.
Lebe wohl!
Deine Insassen
Weiterführende Literatur
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Bolles, Richard Nelson, Durchstarten zum Traumjob . Campus, 2002
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Sprenger, Reinhard K., Vertrauen führt. Campus, 2007
Sutton, Robert, Stellen Sie Leute ein, die Sie eigentlich nicht brauchen . Piper, 2002
Sutton, Robert, Der Arschloch-Faktor.
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