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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Rechtsmentalität primitiver Völker.«
    »Ist ein Mord nicht ebenso primitiv?« fragte Karlssen.
    Landgerichtsdirektor Hellmig sprang auf. »Jeder Mord ist eine Kurzschlußhandlung.«
    »Auch der überlegte Mord?«
    »Es gibt keine überlegten Morde!«
    »Ach?« Oberstaatsanwalt Dr. Karlssen betrachtete interessiert den erregten Hellmig. »Raubmord? Der sogenannte Mord aus niedrigen, gewinnsüchtigen Motiven?«
    »Jeder Mensch, der sich dazu entschließt, einen anderen zu töten, handelt außerhalb seiner realen Vernunft. Mord aus Eifersucht – die seelische Erregung verdrängt den Verstand. Mord aus sexuellen Motiven – die Natur überdeckt die moralischen Hemmungen. Mord aus Gier, Gewinnsucht, Raubmord – der Täter befindet sich in Notlage, in einer Verzweiflung, aus der heraus er das Gesetz übertritt und sich, in untergründiger Panik, das gewaltsam nimmt, was ihm die Sittengesetze, die er in diesem Augenblick nicht mehr versteht, verwehren. Mord aus Rache – auch hier kehrt sich das Untergründige im Menschen an das Oberbewußtsein und sprengt jeden moralischen Riegel.«
    Dr. Karlssen sah auf die Platte seines Schreibtisches. Seine ruhige Stimme füllte die plötzliche Leere aus, die nach Dr. Hellmigs leidenschaftlichem Ausbruch entstanden war.
    »Dann ist nach Ihrer Ansicht jeder Mörder ein Verkehrssünder gegen Gott? Seine Bremsen funktionieren nicht …«
    »Ich hatte gehofft, ein wenig Verständnis bei Ihnen zu finden, aber nicht eine so satirische Verzerrung ernster Probleme. Sie werden es mir nicht verübeln, meine Herren, wenn ich bei dem Herrn Generalstaatsanwalt in dieser Angelegenheit vorstellig werde.«
    Mit schnellen Schritten eilte Dr. Hellmig in sein Zimmer, um sich auf den letzten Akt des Prozesses Katucheit vorzubereiten. Noch eine halbe Stunde …
    Er trank einen Kognak, den er aus der Schublade seines Schreibtisches holte, und blätterte unlustig in den Morgenzeitungen, die vom letzten Verhandlungstag des Prozesses berichteten.
    Die Kommentare ähnelten sich ohne Ausnahme: Das rechte Wort des Staatsanwaltes! Wann kommt die Todesstrafe wieder? Warum schweigt der Bundestag?
    Dr. Hellmig faltete die Zeitungen zusammen und legte sie angewidert zur Seite.
    Er sah auf die Uhr und zog seine Robe an.
    Die Sitzung, für 11.30 Uhr anberaumt, verzögerte sich. Peter Katucheit, von seinem Wachtmeister in Handfesseln abgeholt, reklamierte kurz nach Verlassen der Zelle und verlangte, auf ein Klosett geführt zu werden. »Gestern gab's Erbsensuppe. Ich habe einen schwachen Magen …«, argumentierte er.
    »Das hätten Sie sich eher überlegen sollen!« schnauzte der Wachtmeister. »Das Gericht wartet bereits!«
    »Bitte!« Katucheit hielt seine Hände hin. »Wie Sie wollen! Wenn es mich überkommt, scheiße ich in der Barriere vor allen Leuten – –«
    Das Gericht mußte auf Katucheit warten, bis er in aller Gemütlichkeit seinen Darm entleert hatte. Er sang sogar auf dem Lokus ein flottes Lied. »Ich bin ein freier Wildbretschütz …«
    Wachtmeister Kroll, der vorüberkam, sah seinen wartenden Kollegen erstaunt an. »Wer ist 'n das?«
    »Katucheit.«
    »Und der singt noch?«
    »Du hörst es.«
    »Mensch – daß sie dem nicht einfach die Rübe runternehmen – –«
    Der Wachtmeister zuckte mit den Schultern. »Ich habe die Gesetze nicht gemacht. Bei mir wär's anders.«
    Mit einer Viertelstunde Verspätung begann der letzte Verhandlungstag. Das Plädoyer des Verteidigers.
    Rechtsanwalt Dr. Klimsch sprach lässig, aber gewandt. Er beantragte ein Obergutachten, das beweisen sollte, daß sein Klient bei der Ausführung seiner Tat nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen war, im Gegenteil, daß er durch das Schreien des Mädchens in eine solche Panik und alle Hemmungen ausschaltende Angst gejagt worden sei, daß er die Tötung des Kindes in einem Anfall von Geistesverwirrung ausgeführt habe.
    »Ich bitte das Gericht deshalb, nur auf Notzüchtigung mit Totschlag unter Berücksichtigung des § 51 zu erkennen und empfehle meinen Klienten der Milde und dem menschlichen Verständnis der Geschworenen.«
    Peter Katucheit nickte und grinste breit. Toller Kerl, der Dr. Klimsch. Macht aus mir einen halben Idioten. So ganz mit der linken Hand …
    Dr. Doernberg sah hinüber zu Katucheit. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen und nicht aufzuspringen, in diesen Saal hineinzuschreien: Seht es euch an, dieses grinsende Tier! … Stürmt doch über die Sitze, reißt diese Bestie aus ihrer Barriere,

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