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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Flasche Whisky und trank den scharfen Schnaps aus der Flasche, um seine Erregung zu unterdrücken.
    Nach einer Stunde zog er sich betrunken aus und warf sich unter das Federbett. Seine Kleidung lag verstreut im Zimmer. Der Morgen dämmerte über die Dächer, als er jenseits aller Vernunft und eingehüllt in die Schwere des Alkohols einschlief bis zum Mittag.
    Er verschlief seine Moral. Er verschlief drei Menschenleben, die er durch einen Anruf, eine Warnung, eine Meldung hätte retten können.
    Der Kassierer der Nord-Süd-Bank in Wiesbaden hatte seinen Schalter geöffnet und zählte die Geldbündel, ehe er sie in die Fächer seiner Geldschublade legte. Er stapelte sie sorgfältig nebeneinander … die Tausenderpäckchen, die 500-Mark-Bündel, die dicken Packen der 10- und 20-Mark-Scheine. Um 8.30 Uhr kamen – wie immer am 30. jeden Monats – die Boten der drei Fabriken und holten die Lohngelder ab. Um den Betrieb nicht aufzuhalten, wurde das Geld schon bereit gelegt. Es brauchte nicht nachgezählt zu werden … es war durch drei zählende Hände gegangen, die Banderolen waren von drei verantwortlichen Beamten unterschrieben, die für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Geldscheine bürgten. Neben dem Kassenschalter legte ein Angestellter eine neue Bonrolle in die Buchungsmaschine. Am Abend würde sie abgedruckt sein und hinübergehen zur Kundenkartei, um dort auf den einzelnen Konten verbucht zu werden. Der 30. war immer ein sogenannter ›Großkampftag‹ …
    Der Beamte schloß die Buchungsmaschine, drückte die Blechverkleidung auf die Rolle und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.
    Acht Uhr. Er ging durch eine Pendeltür des Zahltisches, schloß die gläserne Außentür auf, drückte auf einen Knopf. Das schmiedeeiserne Gitter fuhr lautlos nach oben in einen Deckenschlitz.
    Die Bank war geöffnet. In der Kasse lagen genau 145.346,67 Mark. Weitere 200.000 Mark ruhten in einem Tresor. Sie würden bei Bedarf herangeholt werden.
    Der Kassierer setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er packte aus der Aktentasche zwei Päckchen in ein Schubfach um. Pergamentpapier knisterte einen Augenblick. Butterbrote. Zusammen mit einer Flasche Milch würde man sie schnell in einer Verschnaufpause zwischendurch essen. Butterbrote mit Schinken … die gute Erna hatte an alles gedacht. Kräftige Nahrung – sie wußte, daß es heute ein strammer Tag wurde.
    Zwei frühe Kunden wurden schnell ausgezahlt. Es waren Lehrer, die erst um neun Uhr Unterricht hatten.
    Um acht Uhr zehn fuhr ein schöner, hellgrauer Wagen vor. Ein schwerer Tourenwagen, den ein sehr eleganter Herr steuerte. Sein silbergrauer Binder leuchtete in der Morgensonne. Die Hand, die das weiße Steuerrad hielt, war gepflegt, manikürt. An der Linken blitzte ein dicker Ring. Wenn es ein echter Brillant war, kostete er mehr als der Wagen.
    Der Kassierer warf einen flüchtigen Blick durch die Glastür auf den hellgrauen Wagen. Generaldirektor, dachte er. Vorsorglich öffnete er die Schublade seines Geldpultes und legte die Tausenderbündel griffbereit. Sogar ein Zählbrett schob er auf die Theke. Dienst am Kunden …
    Fritz Pohlschläger, der neben Wollenczy vorne im Wagen saß, wandte sich zu Dicaccio und dem Gorilla um. Sein Gesicht war hart, entschlossen.
    »Alles klar?« fragte er mit ruhiger Stimme.
    Der Gorilla nickte. Seine Kehle war verkrampft. Er bekam kein Wort über die zitternden Lippen. Es war das größte ›Ding‹, das er jemals gedreht hatte.
    Pohlschläger lächelte schwach. »Machst du in die Hose, Wimmer-Franz?«
    »Halt die dumme Fresse!« knirschte Heidrich.
    Pohlschläger sah Dicaccio an. Er hockte auf seinem Sitz wie ein sprungbereites Raubtier. Unter seiner Jacke bauschte sich das Schulterhalfter vor.
    »Pistole entsichert?«
    Dicaccio gab keine Antwort. Pohlschläger kniff die Lippen zusammen.
    »Ich meine dich, Joe.«
    Dicaccio nickte. »Okay!«
    Pohlschläger legte die rechte Hand an den Türgriff. Die Linke hob er empor, schob den Ärmel zurück und sah auf die Armbanduhr.
    »Noch sechzehn Sekunden«, sagte er ruhig. Kein Schwanken in der Stimme, kein rauher Ton. Heidrich brach der Schweiß aus. Er spürte ihn über seine Stirn perlen und in den Kragen laufen. Gelassen saß Wollenczy am Steuer. Sehr elegant. Er sah einem netten Mädchen nach, das mit wippendem Rock am Wagen vorbeitrippelte. »Schicker Käfer«, sagte er anerkennend.
    »Noch zehn Sekunden – acht –«
    Wie in den Ardennen, dachte Dicaccio. Uns gegenüber lag

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