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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegen die Gewalt. Und in Wiesbaden habe ich auch nur Schmiere gestanden. Geschossen haben Pohlschläger und Dicaccio. Habt ihr die auch schon?!«
    »Sie sind tot.«
    »Erschossen?« Franz Heidrich grinste breit.
    Die Verhaftung Hans Wollenczys vollzog sich ebenso glatt, nur war sie vornehmer und so diskret wie in einem kriminalistischen Gesellschaftsfilm mit Monte-Carlo-Milieu.
    Die Kriminalpolizei stöberte Wollenczy in Bad Neuenahr auf. Er war dort ein gern gesehener Gast der Spielbank, hatte sich eine Geliebte zugelegt, fuhr einen silbergrauen Porsche und fiel durch die Eleganz seiner Kleidung und durch die Lässigkeit auf, mit der er gewann oder verlor.
    Er nannte sich Baron v. Poitrons, gab an, Hugenotte zu sein, besaß Briefe mit eingeprägtem Wappen und repräsentierte in seinem Auftreten den alten Adel provenzalischer Schlösser. Allein durch die routinemäßige Durchsicht der Anmeldeformulare der Hotels von Bad Neuenahr durch die Polizei stolperte ›Baron v. Poitrons‹, da er sich durch einen Paß nicht ausweisen konnte. Fünfzig Mark, in die Hand des Portiers gedrückt, ließen den Teil auf dem Anmeldeformular frei, in den man die Paßdaten eintragen soll.
    Die Ermittlungen waren schnell, leise und diskret. Die Verhaftung am Spieltisch beim Roulette fast filmgerecht. Ein Kriminalbeamter im Abendanzug klopfte Wollenczy auf die Schulter wie einem alten Freund. Wollenczy drehte sich verblüfft herum, sah trotz des Abendanzuges im Gesicht des netten Herrn jene Spur von Polizeibeamtentum, die nie zu verleugnen ist, nickte ihm ebenso freundlich und ergeben zu.
    »Sofort, monsieur«, sagte er höflich. Er setzte noch einmal … das ›faites votre jeu‹ hörte er zum letztenmal … »Nichts geht mehr …«
    »Kommen Sie«, sagte der Herr leise, aber eindringlich.
    Sie gingen aus dem Spielkasino, sie bestiegen den grünen Volkswagen der Polizei.
    Mit gemischten Gefühlen beobachtete Landgerichtsdirektor Dr. Hellmig die Verbindung seiner Tochter Sylvia zu dem Amerikaner John Pattis.
    Nicht, daß ihm der große Junge aus Wisconsin unsympathisch war; aber solange der Fall der Wiesbadener Bankräuber noch nicht abgeschlossen war und John Pattis durch seine – wenn auch nur zufällige – Bekanntschaft mit dem dreifachen Mörder Joe Dicaccio in einem schrägen Licht stand, war es ihm persönlich unangenehm, seine Tochter in Kontakt mit dem Amerikaner zu sehen.
    »Etwas mehr Reserve, Sylvie«, hatte er eines Abends gesagt, als Sylvia von Pattis nach einem Opernbesuch nach Hause begleitet worden war und sich von ihm mit einem langen Händedruck verabschiedete – was Dr. Hellmig vom Fenster seines Arbeitszimmers aus beobachtete.
    »Du bist es mir und meiner Stellung als Vorsitzender eines Schwurgerichtes schuldig, daß du solange Abstand von Mr. Pattis wahrst, bis die Wiesbadener Sache abgeschlossen ist. Es macht keinen guten Eindruck, wenn die Tochter des Richters, der den widerlichen Fall verhandeln soll, mit einem – wie soll ich sagen – mit einem Mitwisser des Verbrechens untergehakt spazierengeht.«
    »Aber John ist doch unschuldig«, erwiderte Sylvia laut. »Man hat ihn freigelassen –«
    »Die Staatsanwaltschaft war großzügig, das war alles, mein Kind. Er wird als Zeuge aussagen müssen, und es hängt viel von der Auffassung Dr. Karlssens ab, ob ein Verfahren wegen Verletzung der Anzeigepflicht anhängig gemacht wird oder nicht.«
    Wie ein gescholtenes Kind setzte sich Sylvia in den Sessel neben den Kamin und zog die Beine an. Sie starrte zum Fenster hinaus.
    »Was macht eigentlich Dr. Doernberg?« fragte Sylvia, nur um ihren Vater zu ärgern.
    Dr. Hellmig hob die Schultern. »Der Landesjustizminister hat ihn zusammengestaucht. Er soll sich dort einfach katastrophal benommen haben! Dr. Karlssen sagte es mir später. Stellt Anträge vor dem Minister, dieser junge Spund! Todesstrafen, die die deutsche Justiz zu Metzgern werden ließen! Die Scharfrichter müßten Überstunden machen!«
    »Wenn es soviel scheußliche Verbrechen gibt …«
    Landgerichtsdirektor Dr. Hellmig wischte mit der Hand durch die Luft. »Jedes Verbrechen ist eine geistige oder seelische Verirrung. Verirrte aber richtet man nicht hin, sondern führt sie zurück auf den richtigen Weg!«
    Achselzuckend ging Sylvia hinauf auf ihr Zimmer.
    Ob John Pattis der richtige Mann für sie war? Ein Amerikaner als Gatte der einzigen Tochter Dr. Hellmigs? Zwar auch ein Jurist, aber ein Junge mit merkwürdigen Allüren und einem sehr labilen Charakter.

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