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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Der Fall Dicaccio hatte es schlagartig gezeigt … John Pattis hatte versagt.
    Überhaupt Amerika! Der Gedanke, daß Sylvia einmal mitziehen würde in dieses unbekannte Wisconsin, daß sie aus dem Hause ging, um vielleicht im Jahre einmal zu einem kurzen Besuch herüberzufliegen, war ihm jetzt schon unerträglich.
    Dr. Hellmig nahm sich vor, in den nächsten Tagen einmal in aller Ruhe mit Sylvia und seiner Frau über diese Probleme zu sprechen.
    Er kam nicht dazu. Das Schicksal war schneller als er. Es überraschte die Familie Hellmig und schuf neue Probleme, mit denen Hellmig nicht fertig wurde, sondern an ihnen zerbrach – –
    Der fünffache Mörder Kurt Meyer mit y reiste aus Bonn ab.
    Gemütlich, unbelästigt, von keinem beachtet. Während in der Nacht Hans Wollenczy in seinem eleganten Abendanzug im Polizeipräsidium Bonn abgeliefert wurde und der Polizeipräsident es sich nicht nehmen ließ, ihn persönlich zu begrüßen und dem Verhör beizuwohnen, fuhr Kurt Meyer mit dem D-Zug in einem Abteil zweiter Klasse nach Essen. Er folgte dem Gedankengang aller Gangster, daß nichts auf der Welt für einen Verbrecher sicherer ist als der Dschungel der Großstadt.
    Er nannte sich mit dem Betreten des Bonner Bahnhofes Friedrich Sandt und trug eine Hornbrille.
    Während der Zugfahrt, hinter Düsseldorf, packte er am Klapptisch des Fensters seines Zugabteils seine Aktentasche aus und aß belegte Brote mit Dauerwurst. Dazu trank er aus einer Thermosflasche einen vorzüglich duftenden Kaffee.
    Keiner beachtete ihn. Man schlief im Sitzen, man las die Abendausgaben.
    Niemand ahnte, daß hier der fünffache Mörder Meyer saß, den man in ganz Deutschland suchte und den man nicht fand, weil er zu grau war, zu unscheinbar.
    In Essen stand Meyer auf Bahnsteig fünf und strich sich die Haare zurück, ehe er den Hut aufsetzte.
    Dann ging er forschen Schrittes die Treppen hinab. Außerhalb der Sperre stellte er sich an die große Stadtkarte von Essen und suchte eine Straße. Er sah sich genau den Weg an, den er gehen mußte, denn das Geld für ein Taxi wollte er nicht ausgeben, und eine Straßenbahn fuhr nicht in diese Gegend. Dann nahm er seinen Koffer auf und verließ das Bahnhofsgebäude.
    Kurt Meyer mit y entschwand.
    Die Polizei, die am nächsten Morgen in Bonn die kleine Dachwohnung aufbrach, fand sie leer.
    Es gab keine Spuren. Es gab nicht einen einzigen Fingerzeig.
    Ein fünffacher Mörder lebte unbehelligt weiter …
    Es war ein Spätsommerabend, als Sylvia Hellmig und John Pattis sich außerhalb der Stadt trafen und in seinem kleinen Wagen zu einem Ausflugslokal fuhren. Hier wurde an den Sommerabenden gern getanzt, hier traf sich die Jugend der Stadt.
    John Pattis war bester Laune. Er scherzte während der Fahrt, er erzählte sprudelnd und begeistert von Amerika und seinem geliebten Wisconsin und legte sogar den Arm um Sylvias Schulter, was sie duldete. Das wiederum machte ihn überglücklich … und er sang mit rauher Stimme einen Cowboy-Song und lenkte den kleinen Wagen durch den warmen Abend bis zu dem Tanzlokal.
    Vom Garten des Lokals, der gleich in den Wald überging, grüßte eine Fülle bunter Lampions zu ihnen herüber. Auf einer erhöhten Tanzfläche wirbelten die Tanzpaare durch die warme Nacht.
    »Ein Gartenfest!« rief Sylvia begeistert. »Ist das schön, John!«
    Pattis blieb ruckartig stehen. »Sagen Sie das noch einmal, Sylvia.«
    Sie lächelte ihn an und wußte, daß er seinen Namen meinte.
    »John –«, sagte sie leise.
    Er ergriff ihre schmale Hand. »Es ist das erstemal, daß Sie mich John nennen.« Er hielt ihre Hand fest, auch als sie sie ihm zögernd entziehen wollte. »Ich habe meinen Namen noch nie so schön gehört.«
    Sylvia wandte sich ab. »Wir müssen uns einen Platz suchen«, sagte sie leise. Gemeinsam stiegen sie die Stufen zur Gartenterrasse empor. Pattis, der hinter ihr ging, bewunderte ihre Beine und ihre schlanken Fesseln. Ich werde sie heute küssen, dachte er, ich werde ihr heute sagen, daß ich sie liebe. Und morgen gehe ich zu Dr. Hellmig und werde um ihre Hand anhalten. Noch bin ich zwar nichts … aber in zwei oder drei Jahren werde ich eine gute Praxis haben, drüben in Wisconsin, in Milwaukee. Oder in Green Bay, am Ufer des Sees. Wir werden dort leben … und wir werden dort glücklich sein.
    Sie betraten die Terrasse und fanden einen Tisch nahe der Rampe, hinter der dunkel der Wald stand. Ein grellroter Lampion mit gelben Streifen schaukelte über ihnen im warmen Wind, eine

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