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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Magazin auf sie verschossen. Die Pistole, die man neben Dicaccio am Ufer des kleinen Sees fand, war bis auf die letzte Patrone leer.
    Die Presse griff diesen Fall auf. Der Ruf nach Todesstrafe ging wieder hinaus und beherrschte die Diskussion.
    1957
    In einer Küche sitzt eine dicke, gemütliche Frau in einer Badewanne und seift sich ab. Die Wanne steht mitten im Zimmer. Hinter ihr hantiert der Mann am Herd herum.
    »Du«, sagte die Frau nach einer Weile, »du, wasch mir mal den Rücken.«
    Der Mann kommt näher. Er kennt das. Seit fast dreißig Jahren kennt er das … er wäscht seiner Frau jede Woche einmal den Rücken, wenn sie in der transportablen Badewanne sitzt. Eine Zinkwanne. Auch heute.
    Er tritt an sie heran. Die Frau beugt den Kopf nach vorn. »Paß auf, daß die Haare nicht naß werden.«
    »Schon gut«, sagt der Mann. Dann nimmt er eine kleine Scheibe aus Plexiglas mit drei Messingknöpfen, die an die Hauptstromleitung angeschlossen sind. Er drückt die unter Strom stehende Plexiglasscheibe auf den nassen Rücken der Frau, der sich ihm entgegenwölbt.
    Ein spitzer Schrei, ein Hochwerfen der Arme. Vorbei.
    Nach dreißig Jahren Ehe liegt eine Frau tot in der Zinkwanne. Ermordet von ihrem Mann, der ihr seit dreißig Jahren jeden Samstag den Rücken wäscht.
    Ein glatter, schneller Mord, wochenlang vorher geübt an zwei Hunden und einer Katze.
    Beim Begräbnis muß sich der Mann auf seine Kinder stützen. Er bricht am Grab fast zusammen, er weint lauter als alle anderen, die um die offene Grube stehen. Er will dem Sarg nachspringen … so trifft ihn der ›Herzschlag‹ seiner Frau.
    Am Ausgang des Friedhofes verhaftet ihn die Kriminalpolizei. Den Witwer, der noch Tränen in den Augen hat.
    Er gesteht. Zerrüttete Familienverhältnisse. Eine Geliebte. Nach dreißig Jahren …
    Urteil: Lebenslänglich.
    Wenn es eine Todesstrafe gäbe – ja oder nein …?
    Es ist im Jahre 1957.
    Der Vater hat sich scheiden lassen. Warum, das weiß der Junge nicht, der bei dem Vater wohnt. Er hat die Mutter nur als eine gütige Frau in Erinnerung, groß, blond, schön. Er sehnt sich nach dieser Mutter … Aber der Vater ist geschieden, und er muß bei ihm bleiben.
    Kurt wird 19 Jahre. Ein hübscher Junge. Groß wie die Mutter. Blond wie die Mutter.
    An seinem Geburtstag hat der Vater eine besondere Überraschung … er stellt dem Sohn seine Geliebte vor.
    »Das ist Fräulein Margot«, sagt er zu dem verdatterten Kurt. »Sie wird in vier Wochen deine zweite Mutter sein.«
    Kurt verläßt das Zimmer. Der Vater blickt auf die spöttisch lächelnde Margot. »Ich bringe ihn zur Vernunft«, sagt der Vater. Er geht Kurt nach auf dessen Zimmer, stellt ihn zur Rede und schlägt ihn ins Gesicht. Mehrmals.
    Margot kommt von da ab jeden Tag. Jede Nacht bleibt sie bei dem Vater … in dem Schlafzimmer, in dem einmal die Mutter schlief. In dem gleichen Bett, wie die Mutter …
    In Kurt bricht ein Vulkan aus. Er wird von dem Vater geschlagen, weil er Margot aus dem Weg geht, weil er sich weigert, ihr die Hand zu geben, sie ›Mutter‹ zu nennen.
    »Nie!« schreit er. »Nie!«
    Der Vater schlägt auf ihn ein. Wie auf kaltes Eisen.
    In der kommenden Nacht erschlägt Kurt seinen Vater und das Fräulein Margot mit einer schmiedeeisernen Lampe. Er richtet sie schrecklich zu. Er zertrümmert die Gesichter bis zur Unkenntlichkeit. Es ist wie ein Rausch in ihm, wie ein elementarer Drang.
    Eine Stunde später stellt er sich der Polizei. Er zeigt sich selbst an. »Ich habe meinen Vater und seine Geliebte umgebracht …«
    Er gesteht alles, er nimmt alles auf sich, er weist es von sich, im Augenblick der Tat nicht voll zurechnungsfähig gewesen zu sein.
    »Ich würde es wieder tun. Immer, immer würde ich es tun! Auch wenn es die Todesstrafe gäbe …«
    Urteil: Lebenslänglich.
    Wenn es eine Todesstrafe gäbe –?
    Vierzehn Tage später wurden die beiden noch flüchtigen Bankräuber ›Gorilla‹ Franz Heidrich und der elegante Hans Wollenczy von der Kriminalpolizei gefaßt. ›Wimmer-Franz‹ hatte sich als biederer Kurgast in Berchtesgaden niedergelassen und lag auf einer Almwiese in der Sonne, spielte mit den Grashalmen und hörte den Kuhglocken der weidenden Rinder zu, als sich zwei Hände auf seine Schulter legten.
    Ohne Gegenwehr ließ er sich abführen. Wozu sich wehren? Ein Entkommen war unmöglich.
    Man untersuchte seine Taschen auf Schußwaffen. Der ›Gorilla‹ grinste.
    »Bei mir nicht«, sagte er zufrieden. »›Wimmer-Franz‹ ist

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