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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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fügte erklärend hinzu: »Für die Pflanzen. Hanfkulturen brauchen extrem starkes Licht. Dann kam wieder eine neue Mieterin, die ist letztes Jahr eingezogen. Eine Verwaltungsangestellte, auf den ersten Blick sehr seriös.«
    »Warten Sie«, unterbrach ich ihn. »Lassen Sie mich raten. Sie war in Wirklichkeit eine Domina, und von den gequälten Männerschreien, die abends aus der Wohnung schallten, fielen alle im Haus aus dem Bett.«
    Das entlockte Adrian Köhler ein breites Lächeln. »Sie haben Sinn für schrägen Humor, hat Ihnen das schon mal jemand gesagt? Und nein, sie war keine Domina, aber einen Hang zur Gewalt hatte sie durchaus. Sie hat sich ständig mit ihrem Freund geprügelt, wir hatten dauernd die Polizei im Haus.«
    Klar, dass ihm das nicht gefallen hatte. Mich hätte das auch genervt.
    »In welchem Stockwerk wohnen Sie eigentlich?«, fragte ich, um die unangenehme Stille zu unterbrechen.
    »Im dritten«, sagte er.
    Ich stutzte kurz, dann fiel der Groschen. Demnach war er gar nicht dieser Computertyp, sondern wohl der ältere Herr , von dem Lars Liebermann gesprochen hatte. Ich fand Adrian Köhler nicht älter , aber das war natürlich rein subjektiv, beziehungsweise relativ. Für Leute unter dreißig fiel er sicher in die Kategorie älter , während ich persönlich erst Leute ab siebzig älter fand. Wahrscheinlich hat es die Natur so eingerichtet, dass man sich selber nie älter vorkommt, vor allem nicht im Vergleich zu anderen. Zumindest nicht freiwillig, woraus sich vermutlich auch der weltweite Siegeszug von Botox und Viagra erklärt.
    »Ich bin sicher, dass wir gute Nachbarn werden, Herr Köhler. Sofern ich hier einziehe.« Ich bemühte mich um ein vertrauensbildendes Lächeln. »Von mir haben Sie nichts zu befürchten, und das können Sie den Eigentümer gern wissen lassen, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen. Ich baue keine Bomben, züchte keine verbotenen Pflanzen, verprügele niemanden und bin auch sonst ein Musterbeispiel an Gesetzestreue.«
    Adrian Köhler grinste erneut. »Da kann ich mich ja direkt freuen. Sofern Sie hier einziehen.« Er wurde nachdenklich. »Übrigens kann ich Ihnen noch einen guten Spartipp geben. Dieser Makler – Lars Liebermann – wird sicher eine fette Provision von Ihnen wollen.«
    »Das stand in dem Inserat«, stimmte ich zu. »Wie kann ich da was sparen? Ist die Courtage denn verhandelbar?«
    »Die Sache ist die – er darf gar keine Provision kassieren. Er tritt zwar nach außen hin als Makler auf, aber tatsächlich ist er der Sohn von Jürgen Liebermann, dem Inhaber der Hausverwaltungsfirma. Er ist da angestellt und macht gerade bloß die Urlaubsvertretung vom Senior. Ab und zu hat er hier im Auftrag der Hausverwaltung zu tun. Deshalb kennt er auch alle hier im Haus.«
    Das hätte mir selbst schon auffallen sollen. Es war wirklich merkwürdig, dass ein Makler über die Bewohner eines Mietshauses so viel wusste. Doro hatte wohl doch recht – ich hatte einfach zu wenig Erfahrung in diesen Dingen.
    »Es gibt ein Gesetz, danach dürfen Hausverwaltungen keine Maklergebühren verlangen«, erklärte Adrian Köhler. »Auch nicht mithilfe von jemandem, den sie als Makler vorschieben. Kriegt man das raus, kann man die Maklerprovision zurückverlangen. Beziehungsweise muss sie gar nicht erst bezahlen.«
    »Klingt so, als wäre diese Hausverwaltung nicht besonders seriös. Oder aber der Seniorchef weiß gar nichts davon.«
    »Höchstwahrscheinlich Letzteres.«
    Ich dachte nach. »Wenn es rauskommt, dass der Junior hier sein eigenes Süppchen kochen will, platzt am Ende noch der ganze Vertrag. Ich sollte lieber zuerst unterschreiben, bevor ich Lars Liebermann sage, dass ich keine Courtage zahlen muss, was meinen Sie?«
    »Gute Idee«, pflichtete Adrian Köhler mir bei. »Dann kriegen Sie die Wohnung und können die Provision für neue Schuhe verpulvern. Oder wofür Sie sonst gern Geld ausgeben.«
    Ich sah unwillkürlich auf meine Schuhe, ein wirklich gutes und teures Paar von Trussardi, das ich mir noch zu Klaus’ Lebzeiten gekauft hatte. Als ich noch dem Irrglauben unterlag, auf Rosen gebettet zu sein.
    »Ich werde es ganz einfach sparen, im Moment kann ich mir keine großen Sprünge leisten.« Ich merkte, dass meine Stimme leicht unterkühlt klang, und bemühte mich um etwas mehr Höflichkeit, schließlich hatte er mir gerade ziemlich viel Geld gespart. Wohnungsangebote ohne Maklerkosten waren in Frankfurt so rar wie ein Lottogewinn, so viel Glück würde ich bestimmt

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