Ich bin alt und brauche das Geld
benutzt, duftende Bodylotion aufgetragen. Sogar halterlose Strümpfe angezogen. Hm. Alles im grünen Bereich. Jetzt musste er nur noch …
Adrian sah mich an. »Ich weiß, es ist ein ziemlich blöder Spruch, aber hast du vielleicht Lust auf einen Absacker?«
Er hatte es gesagt. Jetzt musste ich nur noch … Ganz lässig und souverän und mit möglichst verführerischem Unterton …
»Gerne!«, platzte ich mit leicht überkippender Stimme heraus.
Na klasse. Ich hatte mich gerade angehört wie jemand, der dringend aus einer akuten Notlage gerettet werden musste.
Adrian schloss die Tür auf, und mit wackligen Knien folgte ich ihm in seine Wohnung.
Im Flur blieb ich vor den Filmplakaten stehen und gab vor, sie interessiert zu betrachten. In Wahrheit sah ich nur bunte Farben.
»Hast du dafür die Drehbücher geschrieben?«
»Ja.«
»Oh, toll.« Ich starrte immer noch auf die Plakate. Solange ich sie ansah, musste ich mich nicht zu Adrian umdrehen.
»Hast du die Filme gesehen?«, wollte er wissen.
»Ich …« Jetzt schaute ich endlich genauer hin und bemerkte zu meiner Überraschung bekannte Gesichter. »Ja, hab ich!«
Wahnsinn! Diese Geschichten hatte er sich ausgedacht! Gut, die eine war nicht wirklich der Knaller gewesen, eine eher flache Beziehungsklamotte, aber dafür hatte ich mir die andere – eine wirklich lustige Verwechslungskomödie – sogar zweimal angesehen, einmal im Kino und einmal im Fernsehen.
Adrian hängte seine Jacke auf. »Heute schreibe ich fast nur noch fürs Fernsehen.«
»Machst du das lieber als Kinodrehbücher?«
»Nein, aber man kann einfach mehr schreiben, kriegt regelmäßiger Aufträge. Kinofilme sind dünn gesät, meist ist es eine endlose Beschaffungsodyssee, bis die Produktionsfirma genug Geld zusammen hat. Die Filmförderung ist mau, der Produzent muss sich die Hacken abrennen, um die nötigen Mittel aufzutreiben, und trotzdem hat man nie die Gewissheit, dass sich die Kosten überhaupt einspielen. Oft kommen die Filme gar nicht auf die Leinwand, sondern werden höchstens auf DVD vertrieben, und dafür hat sich die ganze Mühe manchmal kaum gelohnt. Die Sachen, die ich fürs Fernsehen schreibe, sind dagegen Auftragsarbeiten, bei denen klar ist, woher das Geld kommt.«
»Vom Fernsehen«, schloss ich messerscharf.
Er nickte. »Vom jeweiligen Sender, um genau zu sein. Damit ist von Anfang an alles gesichert. Der komplette Dreh bis hin zum Sendetermin. Und die Bezahlung aller Leute, die daran beteiligt sind. Unter anderem der Drehbuchautor. Allerdings läuft es nicht immer so, wie ich es mir wünschen würde. Nicht nur, weil es für die Vergütung ein sehr nervtötendes Ratensystem gibt und man wie ein Habicht darauf schauen muss, dass die Filmgelder nicht zwischenzeitlich für andere Kosten draufgehen, sondern weil jedes Mal alles mit der Quote steht und fällt.«
»Klingt nach einem ungewöhnlichen und spannenden Job.«
»Das stimmt, den hab ich. Aber jetzt komm doch erst mal richtig rein.« Er deutete durch die offene Wohnzimmertür auf ein Sofa. »Mach es dir doch bitte da drüben bequem.«
Oh. Ich sollte … Er wollte …
»Ich geh uns was zu trinken holen«, sagte Adrian. »Ich bin gleich wieder bei dir.«
Mein Herz hatte schon bei dem Wort bequem angefangen zu wummern. Kawumm, kawumm, kawumm … Oh Gott, das konnte nicht gesund sein. Unauffällig hielt ich den Finger auf mein Handgelenk und fand meinen Puls. Eigentlich nicht besonders schnell, sogar eher moderat. Dann merkte ich, dass ich meine Uhr befühlte und unterdrückte ein hysterisches Kichern. Klar, sechzigmal pro Minute ist nicht wirklich viel, höchstens Ruhepuls.
Ich ließ es sein und sah mich stattdessen um. Das Wohnzimmer war sehr groß, was daran lag, dass es eigentlich aus zwei Räumen bestand, die durch einen breiten Durchgang miteinander verbunden waren. Offenbar hatte es auf dieser Etage früher zwei Wohnungen gegeben, und Adrian hatte die Wand zur Nachbarwohnung durchbrechen lassen. Sehr praktisch. Auf die Art hatte er von jeder Zimmersorte zwei Stück, was ich mir vor allem dann angenehm vorstellte, wenn man keine Lust zum Aufräumen hatte. Man konnte immer die Räume benutzen, in denen gerade am wenigsten Unordnung herrschte. In diesem Doppelwohnzimmer hier war es allerdings recht ordentlich. Nicht zwanghaft, aber man sah, dass Adrian aufgeräumt hatte.
Das Zimmer wirkte auf legere Weise männlich. Eine einladend abgewetzte Ledercouch, davor ein hochfloriger kaffeefarbener Teppich, etwas
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