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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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besser Memory spielen als Kinder zwischen drei und sechs, und Mäxchen war ein wahrer Profi.
    Adrian öffnete sofort, als ich bei ihm klingelte.
    »Hallo«, sagte er. Und dann: »Du siehst toll aus!«
    Sein Blick wanderte langsam an mir herunter, und die Art, wie er mich ansah, war das bisher Beste an diesem Tag. Ich musste tief Luft holen, dann räusperte ich mich. »Tut mir leid, dass es ein bisschen später geworden ist. Mäxchen wurde wach, als ich schon auf dem Sprung war. Wir hatten eine … kleine Auseinandersetzung, weil er unbedingt mitwollte.«
    »Das war nicht zu überhören. Der Kleine ist gut bei Stimme.« Adrian lächelte. »Ich hol rasch meine Jacke.«
    Als er zur Garderobe ging, erhaschte ich durch die offene Tür einen Blick in den Flur, der nicht viel anders aussah als meiner: schmal und lang und fensterlos, aber natürlich ordentlich tapeziert. An der Wand hingen zwei Filmposter – wahrscheinlich Projekte, für die er Drehbücher verfasst hatte. Bevor ich genauer ergründen konnte, welche es waren, kam er zurück ins Treppenhaus und zog die Tür hinter sich zu. Die Lederjacke ließ er locker von der Schulter über den Rücken baumeln. Er trug Jeans und dazu ein kurzärmliges Poloshirt, das gut trainierte Oberarmmuskeln sehen ließ. Wahrscheinlich machte er regelmäßig Kraftsport, was mich daran erinnerte, dass ich auch endlich mal wieder ins Fitnesscenter gehen sollte. In Kassel war ich regelmäßig in einem gewesen und hatte mich auch in Frankfurt anmelden wollen, aber nach dem Urknall war mein Muskeltonus mein kleinstes Problem gewesen.
    Adrian ging auf dem Weg nach unten dicht neben mir, ich konnte sein Aftershave und den Duft seines Shampoos riechen – unaufdringlich und trotzdem frisch. Ich merkte, wie meine Haut leicht zu kribbeln begann.
    Es ist nur ein Abendessen, ermahnte ich mich. Du wirst dich jetzt gefälligst zusammenreißen und dir keine Schwachheiten einbilden!
    Doch meine innere Stimme konnte mir viel erzählen. Meine Instinkte sagten was anderes. Dieses prickelnde Gefühl war nicht bloß Einbildung.
    »Ich hoffe, du isst gern Italienisch«, sagte er. »Ich habe einen Tisch bei meinem Lieblingsitaliener Lorenzo bestellt.«
    »Oh, da war ich auch schon«, sagte ich erfreut. »Er macht die besten Gnocchi im Umkreis von fünfzig Kilometern. Das sagt jedenfalls Doro, und sie hat schon alle italienischen Restaurants in und um Frankfurt ausprobiert.«
    »Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
    Er fasste mich leicht beim Arm, als wir unten angekommen waren. Ich versuchte heroisch, den sanften Schauder zu ignorieren, der mir dabei über die Wirbelsäule kroch.
    Schlecht ignorieren ließ sich dagegen Herr Knettenbrecht, der plötzlich vor uns auftauchte.
    »Da kommen Sie ja gerade rechtzeitig«, sagte er und starrte mich dabei an wie ein Wesen vom fremden Stern.
    »Warum?«, fragte ich ein wenig töricht.
    » Sie doch nicht. Sondern Sie .« Er starrte mich immer noch an, beziehungsweise abwechselnd meinen Ausschnitt und meine Beine.
    »Ich glaube, er meint mich«, sagte Adrian.
    »Sag ich doch«, erwiderte Herr Knettenbrecht. Er deutete mit dem Daumen auf die Wohnungstür der Escort-Lady Natascha. »Hören Sie den Radau? Sie sollten umgehend was unternehmen. Schließlich sind Sie der Hauseigentümer.«
    Tatsächlich war die Musik, die aus Nataschas Wohnung tönte, alles andere als leise. Die Bässe wummerten nur so.
    »Warum sagen Sie es ihr nicht selber?«, fragte Adrian.
    »Das hab ich schon. Sie hat gesagt, ich soll …« Herr Knettenbrecht brach ab, denn die Wohnungstür öffnete sich, und Natascha kam in den Flur, im ultrakurzen Partyfummel und wie immer auf hohen Hacken.
    »Was ist jetzt, Knetti? Kommst du oder kommst du nicht?« Sie winkte uns zu. »Hallo! Los, kommt auch rein und feiert mit!«
    Herr Knettenbrecht wich mit rotem Gesicht zurück.
    »Wir haben schon was anderes vor«, sagte Adrian. Er klopfte Herrn Knettenbrecht auf die Schulter. »Worauf warten Sie? Sie sind eingeladen.«
    »Komm, Knetti!«, rief Natascha.
    Knetti wollte nicht. Er verschwand umgehend in seiner Wohnung.
    »Spielverderber«, sagte Natascha.
    Adrian zeigte auf seine Uhr. »Um zehn drehst du die Musik runter, okay? Man hört es sonst im ganzen Haus. Denk an die Ansari-Kids, die tanzen ihrer Mutter auf der Nase rum, wenn sie nicht schlafen können.«
    »Klar, kein Problem«, sagte Natascha fröhlich. Sie winkte uns nach, als wir das Haus verließen.
    »Ihre Partys sind legendär«, sagte

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