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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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seine Schultern. »So, Schatz«, sagte er und ging auf den Eingang der U-Bahn zu. »Es wird Zeit, dass du dich mal richtig umsehen kannst.«
    Es schien, als müsste die Treppe, die vielleicht sechs Meter breit war, jeden Augenblick unter den vielen Leuten zusammenbrechen. Ian musste sich mit Mattie über ihm ducken, und dadurch tat sein Rücken weh. Aber er würde sie nicht absetzen. »Wie mache ich mich als Aussichtsturm?«, wollte er wissen und fragte sich, wie weit sie noch hinuntermussten.
    »Es ist viel besser hier oben.«
    »Ich schätze, gleich willst du bestimmt tauschen. Sag mir einfach Bescheid, wenn es so weit ist.«
    »Auf keinen Fall, Captain.«
    Sie erreichten den Fuß der Treppe und betraten die Untergrund-Welt. Mattie sog hörbar die Luft ein, weil sie so etwas noch nie gesehen hatte. Sie hätte Alice sein können, die in den Kaninchenbau gefallen war, denn sie befand sich plötzlich mitten in einer Stadt unter der Erde. Obwohl die Decke nur ungefähr dreieinhalb Meter hoch war, erstreckte sich diese Stadt, so weit das Auge reichte. Es gab Restaurants, Banken, Geschäfte, Kinos und etwas, das sie für einen Supermarkt hielt. Und die Leute – sie sah Zehntausende davon: Schulkinder in blauweißen Uniformen, College-Studenten in modischer Kleidung und Legionen von Geschäftsleuten.
    »Ich fühle mich wie eine Ameise in einem Ameisenhaufen«, sagte Mattie, während Ian ruhig weiterging.
    »Findet du? Ich glaube, selbst Ameisen sind nicht so zusammengepfercht wie die Leute hier. Siehst du die Nummern da vorn?«
    Sie blickte in die Ferne und bemerkte eine Reihe von Nummern von eins bis vierzig. »Wofür sind die?«
    »Na ja, jede dieser Treppen führt zu einem Bahnsteig. Und jeder dieser Züge fährt an einen anderen Ort in der Stadt. Ich möchte, dass du dir eine Nummer aussuchst. Wir setzen uns dann einfach in den Zug und sehen, wohin er uns bringt.«
    »Irgendeine Nummer? Bist du sicher?«
    »Hast du je einen Australier getroffen, der sich in allem nicht völlig sicher war?«
    Mattie lächelte. »Mami hätte das gefallen.«
    »Es hat ihr gefallen. Sie hat das Spiel erfunden.«
    »Dreiundzwanzig. Lass uns die Nummer dreiundzwanzig nehmen.«
    »Dreiundzwanzig, alles klar«, erwiderte Ian und ging auf die Nummer zu. Er stieg eine Treppe hinunter und kam auf einer anderen Ebene an, die voller Bahnsteige und Züge war. Auf Bahnsteig Dreiundzwanzig standen sehr viele Leute. »Unser Zug muss gleich kommen.«
    »Warum?«
    »Sieh dir all diese Typen an. Sie warten darauf, alle in ihre eigene kleine Welt versunken.« Ian ging zu einer elektrischen Tafel, auf der die Abfahrtszeiten aufgelistet waren. Die Informationen waren auf Japanisch und Englisch zu lesen. Nachdem er ihre Bahnsteignummer auf dem Plan gefunden hatte, suchte er die nächste Abfahrtszeit heraus und sah dann auf seine Digitaluhr. »Ich wette ein Eis gegen einen Kuss, dass unser Zug in ungefähr … zwei Minuten und fünf Sekunden hier ist.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Auf jeden Fall«, erwiderte Ian und ging zur Mitte des Bahnsteigs.
    Mattie blickte in den Tunnel, in die Ferne, nicht sicher, was sie erwarten sollte. »Kommen Züge hier nicht zu spät? Zuhause ist das doch immer so.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, was allerdings weniger wahrscheinlich ist, als einen zweiköpfigen Kakadu zu fangen, dann bewegen sich täglich drei oder vier Millionen Menschen durch diesen Bahnhof. Es ist der belebteste der Welt. Und man kann drei Millionen Leute nicht transportieren, wenn man zu spät kommt.«
    Sie deutete auf ein Licht, das im Tunnel erschien. »Ist er das?«
    »Ich schätze ja.«
    Ein warmer Windstoß eilte dem Zug voraus, der leise am Bahnsteig hielt. Dutzende von Türen öffneten sich gleichzeitig vor den geordnet stehenden Menschenreihen.
    »Von hier aus hüpfst du jetzt besser wieder selbst, Ru«, sagte Ian und stellte sie auf den Boden. Sie folgten den Leuten vor ihnen und drängten sich in einen glänzenden Waggon. Eine automatische Stimme erklang und verkündete etwas, als die Türen sich schlossen. Der Zug setzte sich in Bewegung, ließ den Bahnsteig hinter sich und schoss in den Tunnel. »Du hast dir einen Expresszug ausgesucht«, sagte Ian. »Einen echten Geparden. Halt dich an der Stange neben dir fest.«
    Mattie sah zu, wie der Zug an einer Gruppe von anderen Bahnsteigen vorbei in einen neuen Tunnel fuhr. Andere Bahnsteige und Tunnel wechselten sich für einige Minuten ab, bevor der Zug abrupt in Licht getaucht war und oben auf einem

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